Immer nach der Ursache fahnden |
Basis jeglicher Therapie ist laut S3-Leitlinie »Hämorrhoidalleiden« (Stand 2019; in Überarbeitung) die bessere Stuhlregulation, Defäkation und Hygiene in der Analregion. Für die symptomatische Linderung kann das Apothekenpersonal maximal für sechs Wochen verschiedene Hämorrhoidalia empfehlen, allerdings ohne ausreichende Evidenz.
Salben oder Cremes für den äußeren Analbereich werden mehrmals täglich, idealerweise nach dem Stuhlgang mit dem Finger auf die gereinigte und trockene Haut aufgetragen. Suppositorien werden bevorzugt am Abend mit dem stumpfen Ende voran eingeführt. Lokalanästhetika wie Lidocain, Quinisocain oder Cinchocain (Rp) blockieren die Weiterleitung von Nervenreizen. In der Apotheke sollte auf mögliche Überempfindlichkeitsreaktionen hingewiesen werden.
Ganz schlecht bei Hämorrhoidalleiden / © Getty Images/Kemter
Gerbstoffe (Hamamelis, Eichenrinde) dichten Hautirritationen ab; basisches Bismutgallat fördert die Wundheilung; Zinkoxid hat eine austrocknende Wirkung. Eine Linderung verschaffen auch zwei- bis dreimal wöchentliche Sitzbäder von 10 bis 15 Minuten Dauer mit Gerbstoffen oder Kamille. NSAR reduzieren heftige Schmerzen. Kräuter aus der Traditionellen Chinesischen Medizin können, so die Leitlinie, Hämorrhoidalblutungen stillen, aufgrund der schwachen wissenschaftlichen Evidenz allerdings ohne Empfehlung.
Pflegesalben mit Jojoba- oder Bienenwachs, Zinkoxid oder ätherischen Ölen bilden einen Schutzfilm auf der irritierten Haut. Der Arzt verordnet bei heftigeren Beschwerden Corticosteroide wie Flucortolon, Hydrocortison oder Prednisolon.
Eine Reihe von Arzneimitteln hat die häufige bis sehr häufige Nebenwirkung gastrointestinale Blutung (Tabelle). Die Ursachen hierfür sind verschieden.
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) hemmen die Cyclooxygenasen 1 und 2. Durch die Hemmung der Cox 2 nimmt die Bildung der für Entzündungsreaktionen benötigten Prostaglandine und Thromboxane ab. Somit lassen Schmerzen und Entzündung nach. Durch die Hemmung von Cox 1 werden weniger Prostaglandine gebildet, die die Gefäße erweitern, die Sekretion von Magenschleim und Bicarbonat fördern und so eine Schutzbarriere gegen Säureschäden bilden. Mit sinkender Prostaglandin-Expression nimmt der Schutz der Magenschleimhaut ab.
Wirkstoff | Art der gastrointestinalen Blutung |
---|---|
NSAR | |
Acetylsalicylsäure | häufig: Mikroblutungen im Gastrointestinaltrakt |
Diclofenac | sehr häufig: geringe Magen-Darm-Blutungenhäufig: gastrointestinale Ulzera mit oder ohne Blutungselten: Teerstuhl |
Ibuprofen | häufig: geringfügige Magen-Darm Blutungen mit dem Risiko einer Anämie |
Indometacin | gelegentlich: Gastritis, Teerstuhl, blutiger Durchfall, Bluterbrechen |
Coxibe | |
Celecoxib, Etoricoxib | selten: Ösophagus- und gastrointestinale Blutungen, Teerstuhl |
Cumarine | |
Phenprocoumon | sehr häufig: Blutungen in verschiedenen Organen, Teerstuhl |
DOAK | |
Apixaban | häufig: gastrointestinale Blutungengelegentlich: Hämatochezie |
Dabigatran, Edoxaban, Rivaroxaban | häufig: gastrointestinale Blutungen |
ADP-Rezeptorblocker | |
Clopidogrel, Ticagrelor | häufig: gastrointestinale Blutungen |
Prasugrel | häufig: gastrointestinale Blutungengelegentlich: Blutstuhl |
(niedermolekulare) Heparine | |
Dalteparin | selten: Teerstuhl |
Enoxaparin | häufig bis sehr häufig: gastrointestinale Blutungen |
Heparine | häufig: gastrointestinale Blutungenselten: Teerstuhl |
Das Risiko für Magen-Darm-Blutungen hängt ab von Dosisbereich, Anwendungsdauer und Komedikation (Glucocorticoide, SSRI, Antikoagulanzien). Daher wird bei längerer oder höher dosierter NSAR-Gabe ein PPI als Magenschutz verordnet. Da Coxibe wie Celecoxib überwiegend die Cox 2 hemmen, ist ihr Blutungsrisiko deutlich geringer. Wird zusätzlich jedoch niedrig dosiertes ASS zur Thromboseprophylaxe eingesetzt, steigt das Risiko für gastrointestinale Blutungen wieder.
Bei einer Medikationsanalyse sollten Apotheker vor allem bei älteren Personen die längerfristige NSAR-Gabe hinterfragen, denn mit dem Alter steigt das Risiko für gastrointestinale Blutungen. Diese Zusammenhänge sollte man dem Patienten erklären, denn viel zu oft werden kostengünstige NSAR eingesetzt.
Vitamin-K-Antagonisten, direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) oder Heparine verringern über verschiedene Wirkmechanismen die Blutgerinnung. Dies schützt vor Thrombusbildung und damit vor schwerwiegenden Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, erhöht aber insgesamt die Blutungsneigung im Körper.
Arzneimittel wie Eisen, Bismut oder Aktivkohle färben den Stuhl grau-schwarz, sodass dieser wie ein Teerstuhl aussehen kann. Da kann das Apothekenpersonal beruhigen. Da Eisen die Magenschleimhaut reizt, kann dies in seltenen Fällen Blutungen verursachen. Bei der Abgabe eines Eisen-haltigen Arzneimittels sollte das Apothekenteam zu den Einnahmemodalitäten beraten. Zwar erreicht man die ideale Bioverfügbarkeit bei Nüchterneinnahme mit einem Glas Orangensaft, jedoch kann der Patient das Eisenpräparat bei Unverträglichkeiten auch zum Essen einnehmen.