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Leitliniengerechte Therapie

Heilmittel gegen Husten

Welches Präparat eignet sich bei welcher Art von Husten? Eine Frage, die sich Apotheker und PTA jetzt in der Erkältungssaison mehrmals täglich stellen dürften. Eine Orientierungshilfe für eine zielgerichtete Therapie gibt die aktuelle S2k-Husten-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie.
Elke Wolf
29.10.2020  17:00 Uhr

»Trocken oder verschleimt?« An dieser Frage orientierten sich bisher die Empfehlungen des pharmazeutischen Personals für ein geeignetes Präparat gegen Erkältungshusten. Doch die Einteilung in produktiven und Reizhusten steht laut der im vergangenen Jahr aktualisierten Leitlinie nicht mehr im Vordergrund. Zum einen seien die Grenzen fließend und eine Unterscheidung oder auch Einschätzung der Sputummenge falle den Betroffenen oft schwer. Viel relevanter für eine gute Beratung sei die Frage nach der Hustendauer.

So weist die aktualisierte Leitlinie der Hustendauer eine entscheidendere Rolle bei der Klassifizierung in akut und chronisch und dem therapeutischen Vorgehen zu. Halten die Beschwerden bis zu zwei Wochen an, spricht man von einem akuten Husten; meist handelt es sich dabei um einen typischen Erkältungshusten, der in den allermeisten Fällen auf einen viralen Infekt der oberen und/oder unteren Atemwege zurückzuführen ist – also ein klassischer Fall für die Selbstmedikation. Dem Apotheker und der PTA obliegt dann in der Beratung die Aufgabe, den Patienten aufmerksam zu beraten und bei Auffälligkeiten an den Arzt zu verweisen. Erkältungsviren können den Atemwegen aber auch deutlich länger als 14 Tage zusetzen: Dauert der Husten länger als drei und bis zu acht Wochen, spricht die Leitlinie von einer subakuten Phase. Alles darüber wird als chronisch bezeichnet.

Derzeit ist vor allem eine mögliche Infektion mit SARS-CoV-2 als Urheber eines protrahierenden Hustenverlaufs in Betracht zu ziehen. »Fünf bis sieben Tage nach der Infektion beginnt eine kritische Phase: Coronaviren nehmen dann auch die Lunge mit in Beschlag«, sagte Dr. Kai-Michael Beeh, Ärztlicher Leiter des insaf-Instituts für Atemwegsforschung, Wiesbaden, bei Presseveranstaltungen der Firmen Sanofi und Pohl Boskamp. Insofern ist die Frage nach der Hustendauer viel zielführender als nach der Produktivität, um etwa einen Erkältungshusten vom Covid-19-Husten abgrenzen zu können, verdeutlichte Beeh die neue Sichtweise der Leitlinienautoren.

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