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Fraktionsbeschluss

Grüne: Online-Handel beschränken, Vor-Ort-Handel stärken

Die Grünen-Bundestagsfraktion will sich für eine Stärkung des Vor-Ort-Handels und eine Beschränkung großer Internet-Händler einsetzen. Das hat die Fraktion in einem Beschluss festgehalten. Deren Arzneimittelexpertin Kordula Schulz-Asche betonte zudem, dass auch im Arzneimittelbereich der Versandhandel nur eine Ergänzung sein sollte.
Benjamin Rohrer
04.09.2020  16:30 Uhr
Grüne: Online-Handel beschränken, Vor-Ort-Handel stärken

Zumindest in der Arzneimittel- und Apothekenpolitik sind die Grünen in den vergangenen Jahren eher durch eine versandhandelsfreundliche Haltung aufgefallen. Sofort nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung stellten sich die Grünen-Gesundheitsexperten vehement gegen das Rx-Versandverbot und schlugen als Gegenmodell eine teilweise Aufhebung der Rx-Preisbindung in Form eines Höchstpreismodells vor.

Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die diesbezügliche Stimmung in der Partei kippen könnte. Schon seit Jahren fragen sich die Apotheker, warum eine Partei, die die Ökologie im Markenzeichen trägt, eine Sparte unterstützt, deren Ausliefermodell alles andere als umweltschonend ist. Hinzu kommen die Auswirkungen des Online-Booms auf den Vor-Ort-Handel. Im Arzneimittelbereich zeigt sich exemplarisch, wie schnell das Online-Geschäft wächst – insbesondere seit Beginn der Coronakrise. Sowohl die Shop Apotheke als auch Doc Morris als die beiden größten Arzneimittel-Versender, die Kunden in Deutschland beliefern, sind in den vergangenen Monaten weiter stark gewachsen. Gleichzeitig sinkt die Apothekenzahl – das allerdings schon seit Jahren.

Grüne: Der Online-Handel macht den Vor-Ort-Händlern zu schaffen

Die Grünen haben dieses Problem nun offenbar für sich entdeckt. In den vergangenen Tagen tagte die Bundestagsfraktion und beschloss schließlich ein Papier, das sich damit beschäftigt, wie man Innenstädte »für die Zukunft fit machen« kann. Und gleich zu Beginn des Papiers erklärt die Fraktion mit deutlichen Worten: »Unsere Innenstädte und Ortskerne sind in einer tiefen Krise. Viele Einzelhändler, kulturelle Einrichtungen und soziale Initiativen mussten aufgrund des Kostendrucks schon vor Jahren die Innenstadtlagen aufgeben. Wer blieb, dem machte die Konkurrenz mit dem Online-Handel und weiter steigende Mieten zu schaffen. Nun sind selbst die Händler, Gewerbetreibende und Gastronomen, die sich noch halten konnten, durch coronabedingte Umsatzeinbrüche schwer getroffen und sogar vielen großen Kaufhäusern droht das Aus.«

Als eine Lösung schlagen die Grünen vor, den lokalen Handel durch eine »Digitalisierungsoffensive« zu unterstützen und gleichzeitig die »Marktmacht der großen Online-Plattformen« zu begrenzen. Für den Vor-Ort-Handel fordern die Grünen einen schnelleren Breitband-Ausbau sowie finanzielle Unterstützungen für »Smart City Projekte«. Als Beispiel führt die Fraktion hier »Pick-up-Läden zur Abholung online bestellter Waren« an. Ein weiterer Vorschlag sind »Kauf-vor-Ort-Gutscheine«, die zielgerichtet im lokalen Handel eingelöst werden sollen.

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