Grippeimpfung: Auch Kassen räumen Zeitmangel ein |
Cornelia Dölger |
23.09.2021 14:20 Uhr |
Eigentlich sollte in dieser Saison auch in manchen hessischen Apotheken gegen Grippe geimpft werden. Das Projekt scheint nun aber vorerst auf Eis gelegt zu sein. / Foto: imago images/Laci Perenyi
Seit gut eineinhalb Jahren dürfen Apotheken in Deutschland im Rahmen von Modellprojekten Grippeschutzimpfungen anbieten. Die rechtliche Grundlage dafür wurde im März 2020 mit Inkrafttreten des Masernschutzgesetzes geschaffen und seither wächst die Zahl solcher Angebote stetig. Erst vor Kurzem wurde der Kreis der Modellregionen in den verschiedenen Bundesländern deutlich erweitert.Zudem belegen Auswertungen, dass die niedrigschwelligen Angebote bei den Patientinnen und Patienten gut ankommen.
Um so mehr erstaunte es, als in der vergangenen Woche der hessische Apothekerverband (HAV) mitteilte, dass er aus dem für diesen Herbst geplanten Impfprojekt aussteigt. Als Grund gab er Zeitnot bei der aufwendigen Vorbereitung an. Man habe lange und auch konstruktiv mit den Krankenkassen verhandelt, aber bis zuletzt sei von deren Seite keine eindeutige Zustimmung gekommen. »Es gab da keine finale Entscheidung«, so eine Verbandssprecherin auf PZ-Anfrage. Inzwischen sei es schlicht zu spät, um das Projekt der laufenden Saison noch geregelt umzusetzen, hieß es. Wo es bei den Verhandlungen mit den Kassen gehakt hatte, blieb dabei offen.
Die Kassen ihrerseits – beteiligt sind die BKK Landesverband Süd in Frankfurt, die IKK classic, die Knappschaft, Regionaldirektion Frankfurt, sowie die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) als Landwirtschaftliche Krankenkasse – wollten bis Ende voriger Woche von einem Projektstopp nichts wissen. Man sei über den Rückzug des HAV vielmehr »überrascht« gewesen, sagte ein BKK-Sprecher der PZ. Aus ihrer Sicht sei das Projekt noch nicht abgeschlossen und der weitere Verlauf völlig offen. In Kürze werde das Thema noch einmal intern beraten, hieß es. Alles Weitere entscheide sich danach.
Inzwischen gab es offenbar Beratungen, zumindest zeigt sich die BKK auf PZ-Anfrage heute deutlich zurückhaltender als noch vor ein paar Tagen. Zwar gebe es nach wie kein abschließendes Ergebnis, so der BKK-Sprecher. Dafür seien noch zu viele Fragen bei Planung und Finanzierung offen. Ob diese für die laufende Grippesaison noch geklärt werden könnten, sei aber fraglich. Deshalb halte man es inzwischen für »möglich, dass die Modellprojekte mit den Apotheken in Hessen, welche der HAV vertritt, in dieser Grippesaison nicht starten können«.
Gleichzeitig weisen die Kassen aber darauf hin, dass die Grippeschutzimpfung für ihre Versicherten in dieser Saison durchaus möglich ist – nur eben beim Hausarzt und nicht wie geplant zusätzlich in hessischen Apotheken. »Die Grippeschutzimpfung scheitert also nicht, weil die Modellprojekte in den hessischen Apotheken noch nicht gestartet sind«, betont der BKK-Sprecher.
Auf die Möglichkeit der Grippeschutzimpfung wiesen gestern auch noch einmal die Apotheken hin. Mit dem Start der »Impfopoint«-Kampagne sollten Patientinnen und Patienten auch in diesem Jahr motiviert werden, sich gegen Grippe impfen zu lassen, hieß es unter anderem vom HAV. Auf der Kampagnen-Website www.impfopoint.de seien alle wichtigen Fakten zur Grippe zusammengefasst.