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Booster-Impfung

GMK will Modellprojekte in Apotheken 

Die Gesundheitsminister der Länder wollen das Boostern in der Apotheke. Gemeinsam fordern sie den Bund auf, rechtliche Hürden aus dem Weg zu räumen. Demnach könnten Apotheken kurzfristig Modellprojekte zur Covid-19-Impfung auf die Beine stellen.
Stephanie Schersch
30.11.2021  09:49 Uhr

Mitten in der vierten Welle der Pandemie bricht Deutschland beinahe täglich einen neuen Rekord. Am heutigen Dienstag meldet das Robert-Koch-Institut mehr als 45.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Im Kampf gegen die Erkrankung bleibt die Impfung bislang das schärfste Schwert. Derzeit allerdings können Ärzte den Andrang in Praxen und Impfzentren kaum stemmen.

Zuletzt wurde daher immer wieder über eine Ausweitung der Impfkampagne diskutiert. So könnten etwa auch Apotheker und Zahnärzte die Immunisierung übernehmen. Eindringlich haben die Gesundheitsminister der Länder genau darauf nun noch einmal gepocht. Der Weg soll dabei über eine zeitlich befristete Ausnahmeregelung führen, das geht aus einem Beschluss der Gesundheitsminister-Konferenz (GMK) hervor. Darin drängen sie auf eine Ergänzung im Sozialgesetzbuch V, konkret in Paragraf 132j. Dieser regelt die Modellvorhaben zur Grippeschutzimpfung in Apotheken. Aus Sicht der GMK könnten die gleichen Bedingungen dann auch für Pilotprojekte zur Covid-19-Impfung gelten. Voraussetzung sei allerdings, dass ausreichend Impfstoffe zur Verfügung stehen, betonte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). »Es darf nicht zu einem Verteilungskampf zwischen Impfzentren, Arztpraxen und Apotheken kommen. Wir müssen vielmehr in dieser Lage alle an einem Strang ziehen.«

150.000 Impfungen pro Tag in Apotheken

Zuletzt hatte ein Bestelldeckel für das Biontech-Vakzin Comirnaty® für Ärger gesorgt. So können Ärzte das mit Abstand beliebteste Präparat derzeit nur in begrenzten Mengen ordern. Hintergrund sind die große Nachfrage nach der Booster-Impfung und die geringen Lagerbestände des Bundes. Spikevax® von Moderna sowie Vaccine Janssen® sollen hingegen in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.

Am heutigen Dienstag schalten sich die Ministerpräsidenten der Länder mit der geschäftsführenden Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie dem voraussichtlich künftigen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu Beratungen zusammen. Dabei dürfte auch eine Ausweitung der Impfkampagne auf der Tagesordnung stehen. In den zurückliegenden Wochen war der Zuspruch für den Booster in der Apotheke deutlich gewachsen. Auch die Ampel-Parteien können sich einen solchen Schritt vorstellen. In einer Stellungnahme spricht sich zudem die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina für eine stärkere Einbindung der Pharmazeuten aus.

Die Apotheker selbst stehen grundsätzlich für Coronavirus-Impfungen bereit, das hatte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zuletzt noch einmal betont. Auch der Bundesverband deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) sieht die Offizinen bestens gerüstet für diese Aufgabe. »Wir sehen in den Apotheken flächendeckend vorhandene niedrigschwellige Anlaufstellen, die im Kontext des Impfens einen großen Mehrwert für das Gesundheitssystem leisten können«, sagte BVDAK-Chef Stefan Hartmann. Er verwies auf eine Blitzumfrage seines Verbands. Demnach können sich knapp 50 Prozent der Mitgliedsapotheken (rund 5000 Offizinen) vorstellen, zu impfen. Bei durchschnittlich 30 Booster-Impfungen am Tag kommt der BVDAK auf 150.000 Impfungen, die Apotheken theoretisch übernehmen könnten. »Vor allem Apotheken auf dem Land könnten die dort oft niedrige Impfquote anheben«, so Hartmann.

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