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Einnässen bei Kindern

Gezielte Therapie hat gute Erfolge

Therapie der non-MEN

Bei Symptomen wie imperativem Harndrang mit oder ohne Inkontinenz am Tag und Nachweis einer kleinkapazitären Blase (nicht-monosymptomatische Enuresis) werden zuerst die Tagessymptome mit Anticholinergika behandelt. Zugelassen im Kindesalter sind Oxybutynin und Propiverin. Trospiumchlorid ist ab dem 12. Lebensjahr zugelassen. Die Dosierung sollte einschleichend erfolgen. Die Tagesdosis von Oxybutynin beträgt zweimal 0,3 mg/kg/Körpergewicht (KG), von Propiverin zweimal 0,4 mg/kg/KG und von Trospiumchlorid zwei- bis dreimal 5 bis 10 mg pro Tag.

Die Nebenwirkungsrate ist bei Propiverin günstiger als bei Oxybutynin. Übliche Nebenwirkungen bei Kindern können Abdominalbeschwerden, Kopfschmerzen, Sehstörungen oder kognitive Störungen sein. Die Nebenwirkungen sind nach Absetzen der Medikation reversibel.

Wenn das Kind unter der anticholinergen Therapie am Tag trocken ist, werden die Nachtsymptome wie bei der monosymptomatischen Enuresis mit einer Urotherapie unter Fortsetzung der anticholinergen Therapie behandelt. Zusätzlich kann auch ein Alarmsystem zur Nacht eingesetzt werden. Diese Kombinationstherapie zeigt nach klinischer Erfahrung eine sehr hohe Erfolgsrate.

Auch bei der funktionellen Harninkontinenz wird zunächst mit einem Anticholinergikum begonnen. Therapieziel ist, dass das Kind am Tag trocken wird. Zusätzlich werden sieben bis acht regelmäßige Toilettengänge eingesetzt.

Therapie bei kombinierten Formen

Wird eine non-MEN in Kombination mit Aufschub der Toilettengänge diagnostiziert, erfolgt eine konsequente Urotherapie mit sieben bis acht festgelegten Toilettengängen nach der Uhr. Hilfreich ist der Einsatz von programmierbaren Uhren, die das Kind an die Toilettenzeiten erinnert.

Liegt neben der nicht-monosymptomatischen Enuresis eine Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination vor, sind Entspannungsübungen für den Beckenboden sinnvoll. Eingesetzt werden Biofeedback-Geräte, die dem Kind zeigen, ob sein Beckenboden entspannt ist oder nicht. Das Kind lernt damit, den Beckenboden zum Wasserlassen zu entspannen und eine restharnfreie Miktion zu ermöglichen. Erfahrungsgemäß ist der Einsatz solcher Biofeedback-Geräte im Alltag zeitintensiv und schwierig umzusetzen.

Die unteraktive Blase kommt sehr selten vor. Sie sollte mit Urotherapie und regelmäßigen Toilettengängen nach der Uhr behandelt werden. Bei Restharn ist zu dessen Senkung eine zweizeitige Miktion empfehlenswert. Dabei steht das Kind nach der Blasenentleerung kurz auf, setzt sich dann erneut auf die Toilette und entleert nochmals. Diese Therapie eignet sich auch bei der Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination anstelle des Trainings mit einem Biofeedback-Gerät. In Ausnahmefällen kann ein intermittierender Einmalkatheterismus zur Restharnentfernung notwendig werden.

Eine Sonderform der kindlichen überaktiven Blase ist die Lach- oder Giggle-Inkontinenz, bei der es beim Lachen zu einer kompletten Blasenentleerung kommt. Hauptsächlich tritt sie bei acht- bis zwölfjährigen Mädchen auf und verschwindet mit der Pubertät. Die Therapie ist relativ komplex. Die Kinder sollen lernen, den Beckenboden anzuspannen und zusammenzukneifen, bevor sie lachen oder hüpfen; zusätzlich erhalten sie eine anticholinerge Therapie. Oft wirkt es schon entlastend, wenn Eltern und Kinder vom Therapeuten erfahren, dass diese Inkontinenz keine schlimme Erkrankung ist und sich in der Regel »auswächst«.

Wenn das Kind unter einer abgestimmten Therapie mindestens drei bis vier Monate lang trocken geblieben ist, kann die Therapie schrittweise aufgegeben werden. Bei einer Kombinationstherapie werden zunächst die Anticholinergika ausgeschlichen, danach die Therapie mit dem Alarmsystem beendet und erst zum Schluss der Trink- und Miktionsplan aufgegeben. In der klinischen Arbeit hat sich diese Vorgehensweise bewährt. Auch nach dem Therapieende blieben die Kinder trocken.

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