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Covid-19

Geruchs- und Geschmacksverlust bei vielen Infizierten

Infektionen mit SARS-CoV-2 können solchen mit Influenzaviren sehr ähnlich sein. Auch gewisse Parallelen zu Heuschnupfen bestehen. Was man bislang über die Unterschiede in der Symptomatik weiß.
Carolin Lang
18.03.2020  17:00 Uhr

Der Bonner Virologe Professor Dr. Hendrik Streeck, Facharzt für Virologie und Infektionsepidemiologie, berichtete kürzlich gegenüber der Frankfurter Allgemeine (FAZ) von neu erfassten Symptomen bei einer SARS-CoV-2 Infektion. Demnach entwickelten fast alle von rund 100 befragten Infizierten im Kreis Heinsberg einen mehrtägigen Geruchs- und Geschmacksverlust, der mehr oder minder ausgeprägt war. Der Virologe vermutet ein Auftreten dieser Symptomatik erst im späteren Verlauf der Infektion, kann diesbezüglich aber noch keine sichere Aussage treffen. Zudem scheint laut Streek die Zahl der Betroffenen mit Durchfall höher zu sein, als bisher angenommen – rund 30 Prozent der Befragten berichteten von diesem Symptom. Bisher ging man hierbei von einer Häufigkeit von circa 3,8 Prozent aus. Befragt wurden Betroffene im Kreis Heinsberg, die nicht ins Krankenhaus aufgenommen werden mussten.

Vergleich mit Influenza

Eine Unterscheidung zu einer Influenza-Infektion ist allein anhand der Symptomatik nicht ganz einfach. Beide Viren lösen Atemwegserkrankungen aus, die sowohl asymptomatisch als auch schwerwiegend verlaufen können. Treten bei Covid-19 Patienten Symptome auf, sind das nach bisherigem Kenntnisstand oftmals Fieber und Husten. Typische Erkältungssymptome wie Niesen und eine laufende Nase gelten als eher untypisch.

Während das Spektrum der Symptome für die beiden Viren ähnlich ist, scheint laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Anteil an schweren Erkrankungen unterschiedlich zu sein. Für Covid-19 deuten die bisherigen Daten darauf hin, dass 80 Prozent der Infektionen leicht oder asymptomatisch verlaufen. In 15 Prozent der Fälle treten schwere Infektionen auf, bei denen die Betroffenen Sauerstoff benötigen und 5 Prozent sind kritische Infektionen, die eine Beatmung erfordern. Damit liegen die Zahlen schwerer und kritischer Infektionen über denen bei einer Grippeinfektion.

Einer neuen wissenschaftlichen Veröffentlichung mit Daten aus Italien zufolge zeigten dort 52,8 Prozent milde oder wenige Symptome, 6,7 Prozent keine und 10,6 Prozent unspezifische Symptome, während knapp 30 Prozent schwere bis kritische Symptome aufwiesen. Datengrundlage waren zum Stand der Auswertung 22.512 bestätigte Covid-19-Fälle .

Die Sterblichkeit von Covid-19 soll den bisher vorliegenden Daten zufolge höher zu sein, als bei der saisonalen Grippe. Allerdings kann dazu noch keine endgültige Aussage getroffen werden. Aktuell geht man bei Covid-19 von einer Mortalitätsrate von 3 bis 4 Prozent aus (in Italien der oben zitierten JAMA-Studie zufolge 7,2 Prozent). Die Rate setzt sich zusammen aus der Anzahl gemeldeter Todesfälle geteilt durch die Anzahl gemeldeter Fälle. Bei der saisonalen Grippe liegt die Mortalität in der Regel deutlich unter 0,1 Prozent. Die Mortalität wird jedoch in hohem Maße durch den Zugang zur Gesundheitsversorgung und deren Qualität bestimmt.

Abgrenzung zu Heuschnupfen

Laut Zentrum für Rhinologie und Allergologie wollen sich aktuell viele Allergie-geplagte Patienten auf eine SARS-CoV-2 Infektion testen lassen. Selbst langjährige Allergiker seien verunsichert und vermuten hinter Symptomen wie Husten, Atemnot, Niesreiz und Schnupfen eine Covid-19-Infektion. Auch wenn Parallelen zwischen den beiden Krankheitsbildern bestehen, ist laut Professor Dr. Ludger Klimek vom Allergiezentrum in Wiesbaden bei genauerer Beurteilung eine Unterscheidung recht zuverlässig möglich. Denn Allergiker haben in der Regel kein Fieber, dafür aber oft juckende Augen- und Nasenschleimhäute sowie tränende Augen, Niesreiz und Schnupfen.

Klimek rät Allergikern, insbesondere Patienten mit chronischer Sinusitis und Asthma bronchiale, ihre verordneten Medikamente unbedingt konsequent einzunehmen. Denn schlecht kontrollierte Allergiker weisen ein erheblich höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von Covid-19 auf.

Symptom Checkliste

Der Thieme Verlag bietet als Hilfestellung aktuell eine Checkliste an, die Symptome und Risikofaktoren abfragt. Nach dem Ausfüllen der Liste liegt als Resultat ist eine erste Risiko-Abschätzung vor. Die Liste kann anschließend ausgedruckt und gegebenenfalls einem Arzt vorgelegt werden.

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