Gefahren im Badeurlaub |
In den letzten Jahren sind Wassersportarten wie Tauchen, Kitesurfen oder Wasserski immer beliebter geworden. Danach stellt sich bei einigen Sportlern eine Otitis externa mit zum Teil heftigen Schmerzen ein. Am häufigsten wird die Entzündung des äußeren Gehörgangs durch virale oder bakterielle Infektionen ausgelöst. Wasser und Wind begünstigen die Entzündung.
Typische Symptome sind Schmerzen bei Druck auf die äußeren knorpeligen Erhebungen der Ohrmuschel oder bei Zug an der Ohrmuschel. Der Gehörgang ist gerötet und teilweise auch zugeschwollen.
Die erste therapeutische Maßnahme ist die gründliche Reinigung des äußeren Gehörgangs. Hierbei empfehlen sich Ohrentropfen mit Isopropylalkohol und Essigsäure, die zusätzlich Glycerol enthalten sollten. Ziel ist, eine komplette Austrocknung des Ohres zu verhindern und die Keimbesiedlung zu reduzieren.
Bei sehr starken Ohrenschmerzen sollte ein Arzt eine Mittelohrentzündung (Otitis media) ausschließen. Der schnelle Griff zu Ohrentropfen gegen akute Schmerzen eignet sich in der Regel kaum für die Eigentherapie. Zudem sind diese bei perforiertem Trommelfell kontraindiziert (9). Analgetika wie Ibuprofen oder Paracetamol sind Mittel der Wahl.
Wassersportler können sich mit speziellen Ohrenstöpseln, die das Eindringen von Wasser ins Ohr verhindern, vor einer Otitis externa schützen. Ist der äußere Gehörgang feucht geworden, kann dieser vorsichtig mit einem Föhn getrocknet werden. Die Anwendung von Wattestäbchen sollte unterbleiben, um nicht die feinen Härchen im Ohr zu schädigen und Ohrenschmalz nicht tiefer in den Gehörgang zu schieben.
Für Tauchurlauber empfiehlt sich zudem die Anwendung von essigsauren alkoholischen Ohrentropfen, die den natürlichen Säureschutzmantel im Ohr erhalten (9).
Beim Stichwort Seekrankheit denken die meisten automatisch an Kreuzfahrten. Mehr als zwei Millionen Deutsche buchen jedes Jahr eine Kreuzfahrt auf Meeren und Flüssen (1).
Die Seekrankheit zählt zu den sogenannten Bewegungskrankheiten (Kinetosen). Sie wird hervorgerufen durch die unterschiedlichen Eindrücke, die das Gleichgewichtsorgan an das Gehirn meldet und die von anderen Sinnesorganen und den Sensoren der Körperstellung übermittelt werden (10). Betroffene leiden unter Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüchen. Hauptauslöser für die belastenden Effekte ist Histamin.
Übelkeit und Erbrechen an Bord kann man mit richtigem Verhalten und medikamentös vorbeugen. / Foto: Adobe Stock/Verlimir
Prophylaktisch können Brillen mit künstlichem Horizont sowie Akupressurbänder, die an der Innenseite der Handgelenke anzulegen sind, helfen. Durch den Verzehr von kleinen Nahrungsportionen und den Verzicht auf histaminreiche Lebensmittel wie Hartkäse, Schokolade oder Knabbergebäck können die Symptome gelindert werden. Auch Kaffee und grüner Tee sollten gemieden werden.
Bei erstem Unwohlsein kann man durch aktive Ablenkung gegensteuern. Bewegung an frischer Luft an Deck mit dem Horizont im Blick und eine bewusste ruhige Atmung können Linderung verschaffen. Ingwer zum Kauen oder als Kapsel kann Übelkeit vorbeugen.
Antiemetisch wirksame Arzneistoffe wie Dimenhydrinat (Selbstmedikation), Cinnarizin, Scopolamin (als transdermales Pflaster) und Promethazin (peroral) können sowohl prophylaktisch als auch zur Symptomlinderung eingesetzt werden. Da sie Nebenwirkungen wie Müdigkeit und verlängerte Reaktionszeiten auslösen können, sollten Bootsführer und Freizeitkapitäne diese Substanzen meiden. Setrone wie Ondansetron sind nicht zugelassen zur Behandlung von Kinetosen, aber wirksam. Zu beachten ist, dass akutes Erbrechen eine orale Einnahme verhindern kann (10).
Daniel Finke ist Fachapotheker für Allgemeinpharmazie sowie AMTS-Manager. Von November 2015 bis Juni 2019 war er stellvertretender Filialleiter der Burg-Apotheke in Nienborg bei Münster. Danach wechselte er nach Osnabrück in eine öffentliche Apotheke mit Schwerpunkt Rheumatologie und Onkologie. Finke arbeitet seit 2015 als unabhängiger Referent für zahlreiche Apothekerkammern, Verbände und Pflegeeinrichtungen, wobei im Fokus insbesondere praxisrelevante Themen, vor allem aus der Selbstmedikation, stehen. Zudem betreut er Pharmazeuten im Praktikum in Arbeitszirkeln der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.