Gefahren im Badeurlaub |
Sommer ist Reisezeit. Die meisten Deutschen zieht es ans Meer oder an einen See. / Foto: Getty Images/Uwe Krejci
Mehr als 60 Prozent der Deutschen bevorzugen einen Badeurlaub in der Sonne; dieser ist somit die beliebteste Urlaubsart in Deutschland (1). Der Aufenthalt am Strand oder Badesee ist generell mit vielen positiven Effekten auf Körper und Seele verbunden. Durch die frische Luft werden die Lungen gekräftigt. Wer sich im Wasser bewegt, trainiert die Muskeln und schont dabei die Gelenke. Die Sonneneinstrahlung auf die Haut fördert die endogene Vitamin-D-Produktion, stärkt das Immunsystem und den Aufbau der Knochenzellen.
Doch diese drei Komponenten – Sonne, Wind und Wasser – bergen auch Risiken, die oft unterschätzt werden. Der Schutz vor Sonnenbrand, Hautalterung und Hautkrebs ist besonders wichtig, um Sofort- oder Folgeschäden zu vermeiden. Dabei ist Vorbeugung weder zeitaufwendig noch teuer.
Sonnenschutz ist ein wichtiges Thema für die ganze Familie. Da die Kinderhaut wesentlich empfindlicher ist als die von Erwachsenen, sollte sie besonders geschützt werden. Generell gilt: mit Kindern die Sonnenbestrahlung zwischen 11 und 15 Uhr meiden und Babys nie der direkten Sonnenstrahlung aussetzen. Wichtige Kriterien, die an eine gute Sonnencreme gestellt werden, sind ein Schutz vor UV-A- und UV-B-Strahlen sowie gegen Infrarotstrahlung. Sonnenschutzmittel sollten möglichst wasserfest sein und einen hohen Lichtschutzfaktor (LSF) enthalten. Leichte lockere Kleidung mit eingewebtem Sonnenschutzfaktor, Kopfbedeckung und Sonnenbrille sind ebenso wichtig.
Seit 1956 gibt es den Lichtschutzfaktor (oder Sun Protection Factor, SPF) in unterschiedlichen Stärken. Diese reichen von leicht (LSF 6 bis 10) über mittel (15 bis 25) und hoch (30 bis 50) bis zu sehr hoch (50+). Abhängig vom Hauttyp mit seiner individuellen Eigenschutzzeit ist somit ein verlängerter Sonnenkontakt möglich, ohne einen Sonnenbrand zu riskieren. Der Lichtschutzfaktor gibt Auskunft über den Schutz vor UV-B-Strahlung. Da diese Strahlen bis in die Epidermis gelangen und DNA-Schäden hervorrufen können, schützt der LSF besonders vor Sonnenbrand und Hautkrebs.
UV-A-Strahlen sind hingegen für allergische Reaktionen und die Hautalterung mit Faltenbildung verantwortlich. Daher sollten Sonnenschutzmittel nach Empfehlungen der Europäischen Union (EU) auch einen UV-A-Schutz aufweisen. Die Europäische Kommission empfiehlt, dass ein Drittel der UV-Filter in einem Mittel ausschließlich vor UV-A schützen sollen. Das europäische Siegel zeigt ein »UVA« in einem Kreis. Ebenfalls gilt es, die Haut vor Infrarotstrahlung zu schützen, da diese die Haut vorzeitig altern lassen kann.
In der EU sind derzeit etwa 32 UV-Filter zugelassen, die entweder vor UV-A- oder UV-B-Strahlen oder – als Breitbandfilter – vor beiden Strahlenarten schützen. Sie werden in organische (chemische) und mineralische (physikalische) Filter unterteilt. Titandioxid und Zinkoxid sind mineralische Filter und lassen einen »Weißeffekt« auf der Haut zurück. Dieser ist für die Reflexion der UV-Strahlung verantwortlich. Chemische Filter absorbieren hingegen die UV-Strahlen und wandeln diese in Wärme um.
Menschen mit einer eher hellen, blassen Haut, blauen Augen und roten Haaren haben in der Regel eine Eigenschutzzeit von rund 10 bis 15 Minuten. Menschen mit heller Haut und blonden Haaren haben hingegen eine Eigenschutzzeit von rund 20 Minuten und Menschen mit braunen Haaren und dunklem Hautton kommen auf rund 40Minuten.
Somit gilt: Wer einen LSF von 30 benutzt, verlängert die Eigenschutzzeit der Haut um das Dreißigfache. Menschen mit einer Eigenschutzzeit von 10 Minuten können somit 300 Minuten in die Sonne gehen, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Voraussetzung ist, dass die Haut mit ausreichender Produktmenge komplett eingecremt ist. Dabei darf man »Sonnenterrassen« wie Nase, Stirn, Ohren und Füße nicht vergessen (2, 3).
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Auch wenn die Vorfreude auf die Tage am Wasser überwiegt, ist niemand davor gefeit, im Urlaub krank zu werden oder sich zu verletzen. Eine gut sortierte und an die individuellen Bedürfnisse der Reisenden angepasste Reiseapotheke sollte daher vor der Abreise zusammengestellt werden. Denn am Urlaubsort ist es oft schwierig oder sogar unmöglich, die richtigen Medikamente zu bekommen.
Eine Reiseapotheke gehört in jedes Gepäck. Am besten sollte man gut ein Drittel davon im Handgepäck transportieren, um im Bedarfsfall oder bei Verlust des Gepäcks noch gut ausgestattet zu sein. Der Inhalt der Reiseapotheke wird bestimmt von Reisedauer und -ziel sowie den Reisenden. Auch sportliche Aktivitäten im Urlaub wie Schwimmen, Tauchen oder intensiver Sonnenkontakt sind zu berücksichtigen.
Neben Präparaten zur oralen Rehydratation dürfen Antiemetika und Antidiarrhoika nicht fehlen. Ein Fieberthermometer und fiebersenkende, schmerzstillende Mittel sollten altersgerecht enthalten sein. Ebenso gehören Verbandmaterial, eine kleine Schere und eine Pinzette sowie Medikamente gegen Schnupfen und Husten in die Reiseapotheke. Die Ausstattung wird durch ein desinfizierendes Spray und eine antiseptische Creme/Lösung ergänzt. Jegliche Dauermedikation muss in ausreichender Menge mitgeführt werden, am besten aufgeteilt im Handgepäck und im Hauptreisekoffer.
Etwa 30 Minuten vor der Exposition und/oder dem Auftragen von Repellentien sollte das Sonnenschutzmittel auf die Haut aufgetragen werden, um einen optimalen Schutz zu erhalten. In regelmäßigen Zeitabständen, nach dem Kontakt mit Wasser oder bei starkem Schwitzen ist das Eincremen zu wiederholen. Wichtig für die Beratung:
Wenn möglich, sollten die Verbraucher Sonnenschutzmittel vor Reiseantritt in Deutschland einkaufen, damit eine nachgewiesene Qualität gewährleistet ist.
Wenn sich die Haut durch zu intensiven Sonnenkontakt rötet, sollte man sofort ein schattiges Plätzchen aufsuchen und die Haut als Erste-Hilfe-Maßnahme mit feuchten Tüchern kühlen. Zurück im Hotelzimmer dürfen nach dem Abwaschen von Schweiß, Salz, Sand und Sonnenpflegeprodukten spezielle Après-Sun-Produkte aufgetragen werden. Meist handelt es sich um Hydrogele und O/W-Emulsionen, die feuchtigkeitsspendend wirken. Panthenol, Allantoin und Aloe vera wirken zusätzlich beruhigend und entzündungshemmend. Eine erhöhte Trinkmenge kann beim Heilungsprozess helfen.
Auch wenn die Sonne vermeintlich nicht vom Himmel brennt: Kinder sollten sich nie ohne Kopfbedeckung in der Sonne aufhalten. / Foto: Adobe Stock/Kristin Gründler
Kinder sollten sich niemals ohne Kopfbedeckung in der Sonne aufhalten, denn die Gefahr des Sonnenstichs ist in Wassernähe besonders hoch. Egal ob Groß oder Klein: Deuten Anzeichen wie Schwindel oder Kopfschmerzen auf einen Sonnenstich hin, ist ein Schattenplatz aufzusuchen und bei anhaltenden Beschwerden ein Arzt zu kontaktieren.
Reichlich Flüssigkeit beugt einem Austrocknen vor. Dies gilt nicht nur für Urlauber, die sich permanent am Strand aufhalten, sondern besonders auch für »Wasserratten«, die den Tag mit Schwimmen oder Tauchen verbringen. Verzichten sollte man auf Getränke mit hohem Zuckeranteil oder Alkohol. Mineralwässer, verdünnte Fruchtsäfte und kühle Tees sind zu bevorzugen.
Kinder kühlen schnell aus, wenn sie sich zu lang im Wasser aufhalten oder die nasse Badebekleidung nicht wechseln. / Foto: Adobe Stock/MAK
Starker Wind ist in Wassernähe keine Besonderheit. Bei längerem Kontakt reagieren Kleinkinder oder Menschen mit einem geschwächten Abwehrsystem oft mit einer Erkältung. Leichte Kleidung schützt nicht nur vor zu viel Sonne, sondern beugt dem Auskühlen und somit einer Erkältung vor.
Nasse Badekleidung sollte sofort gewechselt werden. Besonders Mädchen und Frauen leiden oft an einer Blasenentzündung. Diese Anfälligkeit kann durch nasse Badekleidung verstärkt werden, da die tiefen Temperaturen (durch die Verdunstungskälte) lokale Schutzmaßnahmen des Immunsystems verlangsamen.
Bei Verletzungen durch den Tritt in eine Muschel oder eine Scherbe ist die Urlaubslaune schnell verflogen. Empfohlen wird daher, an Stränden mit kleinen Steinen oder beim Schwimmen Badelatschen oder Schwimmschuhe zu tragen, um Schnittwunden vorzubeugen, die mit erheblichen Schmerzen verbunden sein können. Bei einer Schnittverletzung sollte die Wunde mit klarem Wasser und Wunddesinfektionsmittel gespült und dann verbunden werden.
Ein Arzt sollte tiefere und größere Wunden kontrollieren und versorgen. Dies ist unumgänglich, um schweren Infektionen durch eingedrungene Keime vorzubeugen.
Steigen die Temperaturen in Süß- und Salzwasser über 20° C an, besteht die Gefahr der starken Vermehrung von Vibrionen im Wasser. Achtung: Das sind keine Cholera-Erreger. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) kommen sogenannte Nicht-Cholera-Vibrionen als Bestandteil der normalen Bakterienflora in der Nord- und Ostsee und vereinzelt auch in leicht salzhaltigen Binnengewässern vor, da sie halophil, also salzbedürftig, sind. Sie sind keine Anzeichen für eine fäkale Verunreinigung des Wassers. Die gramnegativen Bakterien gelangen über Hautverletzungen und offene Wunden in den Körper und können zu schweren Wundinfektionen, Schwellung und Blasenbildung der Haut führen. Bei Verschlucken kommt es auch zu Erbrechen und Durchfall, oft verbunden mit Fieber und Schüttelfrost. Besonders gefährdet sind immungeschwächte Menschen, da schwere Krankheitsverläufe mit Blutvergiftung und Organbefall drohen.
Treten nach (Salz-)Wasserkontakt entsprechende Symptome auf, ist möglichst schnell ein Arzt aufzusuchen. In der Regel werden Vibrionen-Infektionen antibiotisch behandelt, zum Beispiel mit Doxycyclin plus Ceftriaxon. Patienten mit einer Gastroenteritis durch Nicht-Cholera-Vibrionen, die aufgrund von Vorerkrankungen wie Diabetes oder Leberschädigung ein erhöhtes Sepsisrisiko haben, sollten laut RKI frühzeitig antibiotisch behandelt werden.
Normalerweise gehört der Mensch nicht zum klassischen Wirt von Zerkarien. Die Larven der Saugwürmer befallen vorrangig Wasservögel, die sich in (Binnen-)Gewässern aufhalten. Diese wandern in den Darm der Tiere ein und wachsen dort heran. Bei Menschen bohren sie sich in die Haut und sterben dort innerhalb weniger Tage ab. Starker Juckreiz und Schwellungen der betroffenen Hautregionen sind die Folge. Oft wird dies als »Badedermatitis« beschrieben.
In der Regel ist ein Befall mit den kleinen Parasiten harmlos. Werden die Hautstellen aufgekratzt, können Entzündungen und bakterielle Sekundärinfektionen entstehen.
Linderung verschaffen juckreizstillende Arzneistoffe wie Antihistaminika, die topisch oder oral angewendet werden. Hydrocortison-haltige topische Zubereitungen bis maximal 0,5 Prozent können je nach Alter des Betroffenen zur Besserung der Symptome erwogen werden. Die Dauer der Anwendung sollte 14 Tage nicht überschreiten; bei ausbleibendem Erfolg ist ein Arzt zu kontaktieren. Orale Corticoide können nach ärztlicher Verordnung zum Einsatz kommen.
Präventiv sollte man flache Wasserbereiche in Ufernähe von Seen und Flüssen meiden, Badekleidung nach dem Schwimmen schnell ausziehen und die Haut abwaschen oder trocken rubbeln. Badestellen mit vielen Wasservögeln am besten meiden.
In den Tiefen der Meere lauert ein weiteres Risiko. Plötzlich auftretende Schmerzen beim Schwimmen oder nach dem Klettern am Riff deuten nicht selten auf einen Kontakt mit einer Qualle, einem giftigen Fisch, exotischen Krebstier oder einer Wasserpflanze hin. Gerade in tropischen Ländern ist die Zahl solcher Wasserbewohner relativ hoch. Aber auch in der Nord- und Ostsee lauern Gefahren wie der Stachel von Petermännchen oder im Mittelmeer der plötzliche Kontakt mit einem Seeigel.
Das tut richtig weh! / Foto: Adobe Stock/Anselm
Da daraus oft schlimme Wunden oder schmerzhafte Entzündungen resultieren, ist der Arztbesuch häufig unabdingbar. Der Kontakt mit den Tentakeln von exotischen Quallen wie der Seewespe, die Gifte enthalten, kann im schlimmsten Fall zum plötzlichen Herztod führen. Auf keinen Fall sollte man versuchen, anhaftende Tentakel mit Süßwasser zu entfernen. Oft verschlimmert dies die Verletzung durch Aktivierung der verbliebenen Nesselzellen. Die anhaftenden Tentakel werden mit Seewasser oder Weinessig übergossen und unter ärztlicher Aufsicht entfernt.
Sind Urlauber auf ein Petermännchen im Schlamm der Nordsee getreten, gilt es, den Stachel schnellstmöglich zu entfernen. Der Stich führt zu stechenden lokalen Schmerzen, starken Gelenkschmerzen und Schwellungen. Ein Arztbesuch ist unumgänglich, auch vor dem Hintergrund zunehmender allergischer Reaktionen bis hin zum Herzstillstand (4).
Hohe Temperaturen von Seen, aber auch von Nord- und Ostsee begünstigen das Wachstum von Blaualgen. Anders als der Name vermuten lässt, handelt es sich nicht um Algen, sondern um Bakterien, die sich bei warmer windiger Witterung stark vermehren können. Besonders gefährdet sind flache Seen oder Meere, bei denen auch die tieferen Wasserschichten durch die Sonneneinstrahlung erwärmt werden.
Die Algenblüte bildet regelrechte Teppiche aus, die oft am muffigen Geruch, trüben Wasser und blaugrünlich schimmernden Schlieren auf der Wasseroberfläche zu erkennen sind. Da die von den Cyanobakterien produzierten Toxine im Wasser löslich sind, können sie nach dem Verschlucken zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Gliederschmerzen führen. Ebenso kann der bloße Hautkontakt Bindehautentzündungen, Ohrenschmerzen oder Wundinfektionen hervorrufen (4). Nicht selten reagieren Betroffene mit Haut- und Schleimhautreizungen, die mit allergischen Reaktionen verbunden sein können. Wurden große Mengen von Toxin-belastetem Wasser verschluckt, drohen Atemwegserkrankungen sowie im schlimmsten Fall Lähmungen von Lungenregionen und der Erstickungstod.
Ebenso sollten Tiere, zum Beispiel Hunde, kein mit Cyanobakterien-Toxinen angereichertes Wasser trinken. In der Vergangenheit kam es wiederholt zum Tod der Tiere.
▶ Sind die eigenen Füße nicht mehr zu erkennen, wenn das Wasser bis zu den Knien steht, ist das Baden zu unterlassen. Normalerweise ekelt man sich ohnehin vor der trüben Brühe und meidet sie. Nach dem Baden sollte man nasse Badebekleidung schnell ausziehen und sich abduschen, damit Toxine und Bakterienbestandteile nicht länger auf der Haut verbleiben.
Treten nach dem Baden Symptome oder Veränderungen am Körper auf, ist schnellstmöglich ein Arzt aufzusuchen. Gegebenenfalls sind die für den Wasserschutz zuständigen Behörden zu informieren.
Mit Blick auf den Klimawandel ist keine kontinuierliche Zunahme der Algenblüte nach jetzigem Kenntnisstand und verfügbaren Messmethoden wie Satellitenbildern feststellbar. Gemäß einer Hypothese soll der Klimawandel für die Zunahme der Algenblüte mitverantwortlich sein. Ein Zusammenhang ist bislang nicht nachweisbar (5, 6, 7).
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Die falsche Lagertemperatur, Licht oder Feuchtigkeit können die Wirksamkeit von Arzneimitteln stark beeinflussen. Gerade im Urlaub müssen die Lagerbedingungen besonders berücksichtigt werden.
Müssen Arzneimittel kühl gelagert werden, kommen sie bei längeren Autofahrten oder am Badestrand in eine Kühltasche. Sie dürfen nicht direkt mit dem Kühlakku in Berührung kommen. Um sie vor warmen Umgebungstemperaturen zu schützen, kann man die gekühlten Präparate in eine leere Thermosflasche legen.
Auf Flugreisen packt man alle Arzneimittel ins Handgepäck und nicht in den Koffer. Im Gepäckraum können sehr kalte Temperaturen, zum Teil Minusgrade, die Arzneistoffe nachhaltig schädigen. Außerdem kann man im Bedarfsfall nicht darauf zugreifen.
Um Arzneimittel vor Licht zu schützen, werden sie im Originalbehältnis und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt gelagert. Die Aufbewahrung im Badezimmer ist ungeeignet, da die schwankende Luftfeuchtigkeit und die eher hohe Durchschnittstemperatur über 25 °C die Arzneistoffe nachhaltig schädigen können.
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) warnt besonders Menschen über 50 Jahren vor Badeunfällen durch Überschätzung. Viele Patienten geben zwar an, regelmäßig zu wandern, zu joggen und sich körperlich fit zu fühlen, überschätzen aber dennoch ihre körperliche Kraft bei Wellengang oder größerer Entfernung zum Ufer. Strömungen und wechselnde Wassertemperaturen belasten das Herz-Kreislauf-System stark, was zu einem Kreislaufkollaps führen kann (8).
Gerade beim Tauchen muss die körperliche Fitness richtig eingeschätzt werden. Eine medizinische Untersuchung zur Überprüfung der Tauchtauglichkeit ist wichtig. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, akuter Nasennebenhöhlenentzündung oder auch Schwangere sollten keinen Tauchgang absolvieren. Auch der »kleine Check-up« der Veranstalter ersetzt das medizinische Beratungsgespräch vor Reiseantritt nicht (8).
Auch geübte Schwimmer überschätzen manchmal ihre Kraft, gerade im kalten Wasser und bei langen Entfernungen zum Ufer. / Foto: Photocase/Addictive Stock
Seit Dezember 2022 steht die überarbeitete internationale S2k-Leitlinie »Tauchunfall« (AWMF-Registernummer: 072-001) zur Verfügung. Sie enthält neben Hinweisen zur hoch dosierten Sauerstofftherapie wichtige Hinweise zu verunfallten Kindern und Jugendlichen, zur Ersten Hilfe durch Laien und strukturierte Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung von Patienten durch Fachpersonal und Ärzte. Damit bietet sie eine wichtige Hilfestellung für eine rasche adäquate Behandlung.
Auch das Baden im See kann gefährlich sein, vor allem für Personen, die weit hinausschwimmen oder tauchen. Wer an den Erdkundeunterricht zurückdenkt, erinnert sich bestimmt noch an die Temperaturschichtung in stehenden Gewässern. Das Oberflächenwasser ist deutlich wärmer als die unteren Schichten. Bei Erreichen dieser kalten Schichten kann es zu einem Kälteschock oder Herzversagen kommen.
Ebenso gelten Baggerseen mit steil abfallenden Ufern als sehr gefährlich. Ebenfalls tückisch und damit zu meiden sind schlammige Böden oder Wasserpflanzen, in denen man einsinken oder sich verfangen kann.
In den letzten Jahren sind Wassersportarten wie Tauchen, Kitesurfen oder Wasserski immer beliebter geworden. Danach stellt sich bei einigen Sportlern eine Otitis externa mit zum Teil heftigen Schmerzen ein. Am häufigsten wird die Entzündung des äußeren Gehörgangs durch virale oder bakterielle Infektionen ausgelöst. Wasser und Wind begünstigen die Entzündung.
Typische Symptome sind Schmerzen bei Druck auf die äußeren knorpeligen Erhebungen der Ohrmuschel oder bei Zug an der Ohrmuschel. Der Gehörgang ist gerötet und teilweise auch zugeschwollen.
Die erste therapeutische Maßnahme ist die gründliche Reinigung des äußeren Gehörgangs. Hierbei empfehlen sich Ohrentropfen mit Isopropylalkohol und Essigsäure, die zusätzlich Glycerol enthalten sollten. Ziel ist, eine komplette Austrocknung des Ohres zu verhindern und die Keimbesiedlung zu reduzieren.
Bei sehr starken Ohrenschmerzen sollte ein Arzt eine Mittelohrentzündung (Otitis media) ausschließen. Der schnelle Griff zu Ohrentropfen gegen akute Schmerzen eignet sich in der Regel kaum für die Eigentherapie. Zudem sind diese bei perforiertem Trommelfell kontraindiziert (9). Analgetika wie Ibuprofen oder Paracetamol sind Mittel der Wahl.
Wassersportler können sich mit speziellen Ohrenstöpseln, die das Eindringen von Wasser ins Ohr verhindern, vor einer Otitis externa schützen. Ist der äußere Gehörgang feucht geworden, kann dieser vorsichtig mit einem Föhn getrocknet werden. Die Anwendung von Wattestäbchen sollte unterbleiben, um nicht die feinen Härchen im Ohr zu schädigen und Ohrenschmalz nicht tiefer in den Gehörgang zu schieben.
Für Tauchurlauber empfiehlt sich zudem die Anwendung von essigsauren alkoholischen Ohrentropfen, die den natürlichen Säureschutzmantel im Ohr erhalten (9).
Beim Stichwort Seekrankheit denken die meisten automatisch an Kreuzfahrten. Mehr als zwei Millionen Deutsche buchen jedes Jahr eine Kreuzfahrt auf Meeren und Flüssen (1).
Die Seekrankheit zählt zu den sogenannten Bewegungskrankheiten (Kinetosen). Sie wird hervorgerufen durch die unterschiedlichen Eindrücke, die das Gleichgewichtsorgan an das Gehirn meldet und die von anderen Sinnesorganen und den Sensoren der Körperstellung übermittelt werden (10). Betroffene leiden unter Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüchen. Hauptauslöser für die belastenden Effekte ist Histamin.
Übelkeit und Erbrechen an Bord kann man mit richtigem Verhalten und medikamentös vorbeugen. / Foto: Adobe Stock/Verlimir
Prophylaktisch können Brillen mit künstlichem Horizont sowie Akupressurbänder, die an der Innenseite der Handgelenke anzulegen sind, helfen. Durch den Verzehr von kleinen Nahrungsportionen und den Verzicht auf histaminreiche Lebensmittel wie Hartkäse, Schokolade oder Knabbergebäck können die Symptome gelindert werden. Auch Kaffee und grüner Tee sollten gemieden werden.
Bei erstem Unwohlsein kann man durch aktive Ablenkung gegensteuern. Bewegung an frischer Luft an Deck mit dem Horizont im Blick und eine bewusste ruhige Atmung können Linderung verschaffen. Ingwer zum Kauen oder als Kapsel kann Übelkeit vorbeugen.
Antiemetisch wirksame Arzneistoffe wie Dimenhydrinat (Selbstmedikation), Cinnarizin, Scopolamin (als transdermales Pflaster) und Promethazin (peroral) können sowohl prophylaktisch als auch zur Symptomlinderung eingesetzt werden. Da sie Nebenwirkungen wie Müdigkeit und verlängerte Reaktionszeiten auslösen können, sollten Bootsführer und Freizeitkapitäne diese Substanzen meiden. Setrone wie Ondansetron sind nicht zugelassen zur Behandlung von Kinetosen, aber wirksam. Zu beachten ist, dass akutes Erbrechen eine orale Einnahme verhindern kann (10).
Daniel Finke ist Fachapotheker für Allgemeinpharmazie sowie AMTS-Manager. Von November 2015 bis Juni 2019 war er stellvertretender Filialleiter der Burg-Apotheke in Nienborg bei Münster. Danach wechselte er nach Osnabrück in eine öffentliche Apotheke mit Schwerpunkt Rheumatologie und Onkologie. Finke arbeitet seit 2015 als unabhängiger Referent für zahlreiche Apothekerkammern, Verbände und Pflegeeinrichtungen, wobei im Fokus insbesondere praxisrelevante Themen, vor allem aus der Selbstmedikation, stehen. Zudem betreut er Pharmazeuten im Praktikum in Arbeitszirkeln der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.