Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Adipositas

Fortschritte und Fragen

Adipositas ist ein Risikofaktor für verschiedene Krankheiten und gleichzeitig selbst eine chronische Erkrankung. Mit den als »Abnehmspritzen« bekannt gewordenen Inkretinmimetika lassen sich große Gewichtsverluste erzielen. Dennoch ist das Gesundheitsproblem Adipositas noch lange nicht gelöst.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 10.04.2025  09:00 Uhr

Status quo der Pharmakotherapie

Häufig können die Therapieziele allein durch die Basismaßnahmen nicht erreicht oder aufrechterhalten werden. Dann können unterstützend Medikamente eingesetzt werden. Die Pharmakotherapie soll die Basistherapie also ergänzen, nicht ersetzen.

Zugelassen zum Gewichtsmanagement bei Übergewicht/Adipositas und auf dem Markt verfügbar sind Orlistat (Xenical® und Generika), Liraglutid (Saxenda®), Semaglutid (Wegovy®) und Tirzepatid (Mounjaro®). Die Präparate dürfen bei Erwachsenen mit einem BMI ab 30 oder mit einem BMI ab 27 und mindestens einer gewichtsbezogenen Begleiterkrankung eingesetzt werden (Orlistat ab BMI 28 plus assoziierte Risikofaktoren). Liraglutid und Semaglutid sind auch zugelassen für Jugendliche ab zwölf Jahren mit einem Körpergewicht über 60 kg oder einem BMI, der einem Erwachsenen-BMI von 30 entspricht.

Orlistat wird peroral verabreicht, hemmt im Dünndarm Lipasen und reduziert dadurch die Absorption von Fetten. Unangenehme Nebenwirkungen wie Durchfall, öliger Stuhlabgang und Stuhlinkontinenz sind daher sehr häufig, insbesondere wenn die Patienten die empfohlene hypokalorische Diät nicht einhalten. Wegen seiner schlechten Verträglichkeit und der vergleichsweise geringen Wirksamkeit (Gewichtsabnahme placebobereinigt nach einem Jahr 4,2 kg, nach zwei Jahren 3,6 kg) spielt Orlistat in der Therapie der Adipositas nur noch eine untergeordnete Rolle.

Inkretineffekt und Inkretinmimetika

Liraglutid, Semaglutid und Tirzepatid sind Inkretinmimetika. Als Inkretineffekt bezeichnet man das Phänomen, dass bei gleichen Blutzuckerspiegeln die intravenöse Gabe von Glucose einen deutlich geringeren Anstieg der Insulinsekretion verursacht als die orale Aufnahme. Der Unterschied beträgt bis zu 75 Prozent und wird durch die Inkretinhormone Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1) und Glucose-dependent Insulinotropic Polypeptide (GIP) vermittelt.

Inkretinmimetika ahmen die Wirkung von GLP-1 beziehungsweise im Fall von Tirzepatid von GLP-1 und GIP nach. Die beiden Inkretinhormone werden im Darm als Reaktion auf eine Nahrungsaufnahme freigesetzt, und zwar GIP in oberen Darmabschnitten und GLP-1 in tieferen. Sie stimulieren bei Hyperglykämie die Insulinsekretion aus den Inselzellen des Pankreas und hemmen die Glucagonausschüttung. Deshalb werden die Inkretinmimetika auch bei Typ-2-Diabetes eingesetzt, Liraglutid (Victoza®) und Semaglutid (Ozempic®) aber unter anderen Handelsnamen als bei Adipositas.

Bei Übergewicht und Adipositas kommt die Wirkung durch eine zentrale Steigerung des Sättigungsgefühls zustande. Diesen Effekt haben interessanterweise sowohl Agonisten als auch Antagonisten am GIP-Rezeptor. Mechanistisch lässt sich das so erklären: Eine Dauerstimulation des GIP-Rezeptors führt zu dessen Internalisierung, wodurch auch GIP-Rezeptoragonisten letztlich eine Drosselung der GIP-vermittelten Wirkung bewirken.

Darüber hinaus verzögern Inkretinmimetika die Magenentleerung, was ebenfalls dazu führt, dass Anwender weniger Hunger haben. Dieser Effekt scheint sich jedoch im Laufe der Behandlung abzuschwächen. Auch die gewichtsreduzierende Wirkung lässt mit der Zeit nach: Nach etwa einem Jahr hat sich das Körpergewicht üblicherweise (auf einem niedrigeren Stand) stabilisiert.

Die Präparate werden parenteral verabreicht. Liraglutid wird einmal täglich subkutan gespritzt, Semaglutid und Tirzepatid einmal wöchentlich. Bei Liraglutid und Semaglutid unterscheiden sich die empfohlenen Dosen indikationsabhängig: Bei Typ-2-Diabetes gelten 1,8 mg Liraglutid täglich beziehungsweise 2 mg Semaglutid wöchentlich als Maximaldosis, zum Gewichtsmanagement sind es 3 mg Liraglutid täglich beziehungsweise 2,4 mg Semaglutid wöchentlich. Tirzepatid wird in beiden Indikationen mit maximal 15 mg wöchentlich dosiert.

Alle Inkretinmimetika wirken stärker gewichtsreduzierend als Orlistat. Innerhalb der Gruppe gibt es weitere Abstufungen: In einem direkten Vergleich zwischen Semaglutid und Liraglutid (STEP-8-Studie) wurde mit Semaglutid nach 68 Wochen ein Gewichtsverlust von –15,8 Prozent des Ausgangskörpergewichts erzielt und mit Liraglutid von –6,4 Prozent. Die Anwendung von Tirzepatid in der höchsten Dosis von 15 mg einmal wöchentlich führte in der Studie SURMOUNT-1 nach 72 Wochen zu einem Gewichtsverlust von durchschnittlich −20,9 Prozent.

Häufige unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) der Inkretinmimetika sind gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Sodbrennen. Mögliche UAW sind zudem Entzündungen der Nieren, der Bauchspeicheldrüse und Gelenke, Schlafstörungen, Synkopen und Hypotonie. Ein zwischenzeitlich vermuteter Zusammenhang zwischen der Anwendung und Suizidalität hat sich nicht bestätigt.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa