Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign

Gesundheitskompetenz
-
Familien mit Kindern in der Apotheke stärken

In Zeiten nachlassender Gesundheitskompetenz brauchen Menschen eine Stelle, die sie niederschwellig und seriös zu den Themen Krankheit, Arzneimitteltherapie und Gesundheitsfürsorge berät. Wie können Apotheken Familien mit Kindern pharmazeutisch begleiten?
AutorKontaktKatja Renner
Datum 18.12.2025  07:00 Uhr

Fieberkrampf oder epileptischer Anfall?

Plötzliche Krämpfe im Kindesalter verstören und ängstigen die Eltern sehr. Der nicht zur Epilepsie zählende Fieberkrampf ist davon abzugrenzen; er tritt in der Regel im Zusammenhang mit einem fiebrigen Infekt auf.

Bei einer neurologisch gesicherten Epilepsie ist eine konsequente medikamentöse Therapie unabdingbar. Ein Viertel aller Epilepsiediagnosen wird in der Kindheit gestellt. Die gute Botschaft für die Eltern ist, dass mit einer optimalen Behandlung mehr als zwei Drittel der Betroffenen eine Remission erreichen. Sie können unter der Medikation ein weitgehend normales Leben führen und zeigen keine kognitiven Einschränkungen.

Aufgabe der Apotheker ist, Eltern auf die Regelmäßigkeit der Einnahme, mögliche Nebenwirkungen und Interaktionen, Dosisanpassungen aufgrund von Gewichtszunahme und Alter sowie bei geschlechtsreifen Mädchen auf das Thema Kontrazeption hinzuweisen.

Gesundheitskompetenz durch Verständnis

Der Schlüssel, um die Fähigkeiten rund um das Management der Gesundheit der Familie zu verbessern, ist eine verständliche Sprache der Heilberufler. Das Apothekenpersonal muss medizinische und pharmazeutische Sachverhalte mit einfachen Bildern und in kurzen Sätzen erklären – und zwar Eltern und Kindern. Im Netz finden sich eingängige Erklärvideos, die im Beratungsgespräch auf einem Tablet gezeigt werden können, um die Pathomechanismen und Behandlungsstrategien einfach zu verdeutlichen.

Für Personen, die nicht gut Deutsch sprechen, gibt es auch Videos in anderen Sprachen, zum Beispiel die Filme der deutschen Atemwegsliga zur Inhalationstechnik.

Sinnvoll ist es, die Kinder und Jugendlichen aktiv in die Beratung einzubeziehen. Ihre Ängste und Sorgen müssen ernst genommen und durch empathische Information entschärft werden. In einer Risiko-Nutzen-Bilanz können Apotheker unter anderem besprechen:

  • Was kann im Zusammenhang mit der Krankheit passieren, wenn die Medikation nicht optimal umgesetzt wird?
  • Was sind die Ziele der Therapie?
  • Welche typischen Nebenwirkungen können auftreten und wie lassen sich diese verhindern oder minimieren?

Nur wenn Eltern und Kinder als Basis ein Therapieverständnis entwickeln, können adhärenzfördernde Maßnahmen fruchten. Oft befürworten Kinder und Jugendliche digitale Anwendungsformen zur Dokumentation. Einige Fachärzte bieten ihren jungen Patienten auch telemedizinische Termine an. Dazu werden zum Beispiel die Glucosedaten aus dem CGM an die diabetologische Praxis weitergeleitet und dort ausgewertet. Im Videocall wird das Monitoring dann besprochen.

Wichtig ist in jedem Fall, dass Bildungseinrichtungen, Schulen oder Kindertagesstätten informiert sind, was bei chronisch kranken Kindern im Notfall zu tun ist, welche Dauermedikation das Kind benötigt und wer in einer solchen Situation berechtigt ist, zu handeln.

Mehr von Avoxa