Plötzliche Krämpfe im Kindesalter verstören und ängstigen die Eltern sehr. Der nicht zur Epilepsie zählende Fieberkrampf ist davon abzugrenzen; er tritt in der Regel im Zusammenhang mit einem fiebrigen Infekt auf.
Bei einer neurologisch gesicherten Epilepsie ist eine konsequente medikamentöse Therapie unabdingbar. Ein Viertel aller Epilepsiediagnosen wird in der Kindheit gestellt. Die gute Botschaft für die Eltern ist, dass mit einer optimalen Behandlung mehr als zwei Drittel der Betroffenen eine Remission erreichen. Sie können unter der Medikation ein weitgehend normales Leben führen und zeigen keine kognitiven Einschränkungen.
Aufgabe der Apotheker ist, Eltern auf die Regelmäßigkeit der Einnahme, mögliche Nebenwirkungen und Interaktionen, Dosisanpassungen aufgrund von Gewichtszunahme und Alter sowie bei geschlechtsreifen Mädchen auf das Thema Kontrazeption hinzuweisen.
Der Schlüssel, um die Fähigkeiten rund um das Management der Gesundheit der Familie zu verbessern, ist eine verständliche Sprache der Heilberufler. Das Apothekenpersonal muss medizinische und pharmazeutische Sachverhalte mit einfachen Bildern und in kurzen Sätzen erklären – und zwar Eltern und Kindern. Im Netz finden sich eingängige Erklärvideos, die im Beratungsgespräch auf einem Tablet gezeigt werden können, um die Pathomechanismen und Behandlungsstrategien einfach zu verdeutlichen.
Für Personen, die nicht gut Deutsch sprechen, gibt es auch Videos in anderen Sprachen, zum Beispiel die Filme der deutschen Atemwegsliga zur Inhalationstechnik.
Sinnvoll ist es, die Kinder und Jugendlichen aktiv in die Beratung einzubeziehen. Ihre Ängste und Sorgen müssen ernst genommen und durch empathische Information entschärft werden. In einer Risiko-Nutzen-Bilanz können Apotheker unter anderem besprechen:
Nur wenn Eltern und Kinder als Basis ein Therapieverständnis entwickeln, können adhärenzfördernde Maßnahmen fruchten. Oft befürworten Kinder und Jugendliche digitale Anwendungsformen zur Dokumentation. Einige Fachärzte bieten ihren jungen Patienten auch telemedizinische Termine an. Dazu werden zum Beispiel die Glucosedaten aus dem CGM an die diabetologische Praxis weitergeleitet und dort ausgewertet. Im Videocall wird das Monitoring dann besprochen.
Wichtig ist in jedem Fall, dass Bildungseinrichtungen, Schulen oder Kindertagesstätten informiert sind, was bei chronisch kranken Kindern im Notfall zu tun ist, welche Dauermedikation das Kind benötigt und wer in einer solchen Situation berechtigt ist, zu handeln.
Katja Renner ist Apothekerin in der Apotheke am MDZ in Heinsberg und arbeitet als Referentin für verschiedene Apothekerkammern und die ABDA. Ihre Schwerpunkte sind Arzneimitteltherapiesicherheit und praxisnahe Aspekte zu Themen wie Depressionen, Atemwegserkrankungen, Kinderkrankheiten und Arzneimittel in der Schwangerschaft. Sie ist Vertreterin der AMK in mehreren Leitlinienkommissionen und war an der Aktualisierung der Leitlinie zur unipolaren Depression beteiligt. Im Leitungsteam von ATHINA setzt sie sich für die Implementierung der pharmazeutischen Dienstleistungen ein. Dr. Renner ist Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Nordrhein.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.