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Gesundheitskompetenz
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Familien mit Kindern in der Apotheke stärken

In Zeiten nachlassender Gesundheitskompetenz brauchen Menschen eine Stelle, die sie niederschwellig und seriös zu den Themen Krankheit, Arzneimitteltherapie und Gesundheitsfürsorge berät. Wie können Apotheken Familien mit Kindern pharmazeutisch begleiten?
AutorKontaktKatja Renner
Datum 18.12.2025  07:00 Uhr

Das Familienleben prägt die gesundheitliche Entwicklung von Kindern und ist wegweisend für die spätere Lebensführung und gesundheitsbezogene Verhaltensweisen im Erwachsenenalter. Einkommensarmut, niedriges Bildungsniveau der Eltern, familiärer Migrationshintergrund, Sprachbarrieren und das Aufwachsen in einem Alleinerziehenden-Haushalt sind »klassische« strukturelle Risikofaktoren für eine ungesunde Entwicklung von Kindern.

Viele Menschen beschaffen sich Informationen über Gesundheit im Internet und benötigen Hilfe bei der Bewertung. Eltern berichten, dass sie sich häufig überfordert fühlen, wenn es um die Auswahl der richtigen Medikamente, die richtige Dosierung oder die allgemeine Gesundheitsvorsorge für ihre Kinder geht. In akuten Krankheitssituationen wissen viele Eltern nicht mehr, was zu tun ist, ob Hausmittel helfen, ein verschreibungsfreies Arzneimittel ausreicht oder der Arztbesuch nötig ist. Hier kann der Apotheker helfen.

Aufgrund der einfachen Erreichbarkeit kann die Apotheke eine Lotsenfunktion übernehmen. Apothekerinnen und Apotheker erfüllen mit ihren Teams nicht nur eine zentrale Funktion in der Arzneimittelberatung, sondern können durch gezielte Aufklärung und Beratung zu Prävention und akuten Erkrankungen sowie in der Begleitung von chronisch kranken Kindern dazu beitragen, die Gesundheitskompetenz der Familien zu stärken.

Spannende Präventionsthemen für junge Familien mit Säuglingen und Kleinkindern sind Still- und Ernährungsberatung, Empfehlungen zur Fluorid- und Vitamin-D-Supplementierung inklusive der richtigen Mundhygiene sowie Hautpflege zur Vorbeugung von Windeldermatitis oder bei Neurodermitis.

Achtung Trinkschwäche

Die aktuellen Empfehlungen der WHO raten zum ausschließlichen Stillen in den ersten sechs Monaten. Ab dem fünften Lebensmonat kann Beikost eingeführt werden. Stillen ist vorteilhaft, da Muttermilch eine optimale Zusammensetzung bietet und das Immunsystem stärkt. Außerdem leiden gestillte Kinder im Erwachsenenalter seltener unter Übergewicht und Typ-2-Diabetes.

Wenn Mütter nicht stillen können, sollen sie aufgeklärt werden, welche Muttermilch-Ersatznahrung – zunächst Pre- und ab sechs Monaten Folgenahrungen – empfohlen werden. Dazu sollte die Apotheke Informationen vorrätig halten, zum Beispiel die Broschüren vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat.

Wenn ein Säugling nicht richtig trinkt, kann das viele Ursachen haben. Diese umfassen unreifes Saugverhalten oder Koordinationsschwierigkeiten von Mutter und Kind, vor allem bei Frühgeborenen, organische Erkrankungen (niedriger Muskeltonus, allgemeine Schwäche, zum Beispiel bei Herzfehlern), Fehlbildungen wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalte bis hin zu Problemen in der Mutter-Kind-Beziehung.

Typische Anzeichen einer Trinkschwäche sind, dass das Kind nicht kräftig genug saugt oder sich häufig verschluckt, die Stillzeiten ungewöhnlich lange dauern und das Kind nicht genug Gewicht zunimmt oder sogar abnimmt. Hebammen und Apothekenteams können die Mütter mit allgemeinen Tipps zur Verbesserung des Trinkverhaltens informieren und dann zur medizinischen Klärung der Ursachen an den Arzt verweisen. Die Mutter sollte sich Ruhe und Zeit zum Stillen nehmen, sodass das Kind nicht abgelenkt wird. Wenn der Säugling Anzeichen von Hunger zeigt, sollte er angelegt werden. Unterbrechungen beim Stillen sollten vermieden werden. Das Führen eines Stilltagebuchs ist eine Möglichkeit, die Häufigkeit und Dauer des Stillens bei Problemen transparent zu machen.

Ergänzend zu den Stillempfehlungen sollten in der Apotheke auch Hinweise zur Rachitis-Prophylaxe, Mundhygiene und Zahnpflege gegeben werden. Von der Geburt bis zum ersten Zahndurchbruch wird Säuglingen die Einnahme von 0,25 mg Fluorid und 400 bis 500 I.E. Vitamin D angeraten. Nach dem ersten Zahndurchbruch wird zweimal tägliches Zähneputzen mit einer Kinderzahnpasta (1000 ppm Fluorid) empfohlen, zunächst in Reiskorngröße, dann ab dem 24. Lebensmonat mit einer erbsengroßen Menge. Die Rachitis-Prophylaxe erfolgt separat mit einem oralen Vitamin-D-Präparat.

Junge Eltern sollten auch auf die nicht medikamentöse Kariesprophylaxe hingewiesen werden. Dazu gehören die Vorstellung von Kleinkindern beim Zahnarzt, die Vermeidung von zuckerhaltigen Getränken und die richtige Mundhygiene.

Impfberatung

Die Beratung zu empfohlenen Impfungen ist ein wichtiger Beitrag zur Prävention von Infektionserkrankungen. In der Schwangerschaft profitieren die Frauen von der Influenza-Impfung zur Vermeidung schwerer Verläufe. Auch Covid-19-Impfungen und die Auffrischung der Standardimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis sollen vor der Schwangerschaft bedacht werden. Impfungen im Kindesalter sollten in der Apotheke positiv empfohlen werden, insbesondere wenn Eltern am Nutzen zweifeln. Es gibt den Eltern Sicherheit, wenn Arzt und Apotheker gleichermaßen die Vorteile der Impfungen ansprechen.

Die Ständige Impfkommission, die STIKO, am Robert-Koch-Institut empfiehlt die ersten Impfungen zur Grundimmunisierung bereits kurz nach der Geburt, weil einige Infektionskrankheiten schwerere Verläufe zeigen, je jünger die Kinder sind. Die einzelnen Impfungen sind empfohlenen Terminen zugeordnet; für eine vollständige Grundimmunisierung sind jeweils zwei bis drei Termine erforderlich. Mit Kombinationsimpfstoffen kann man mit einer Injektion gegen mehrere Infektionskrankheiten schützen. Eine Übersicht aller Impfempfehlungen bietet der Impfkalender der STIKO. Von der STIKO empfohlene Impfungen im Kindesalter:

  • Der Sechsfach-Impfstoff schützt vor Diphtherie, Tetanus, Polio, Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Pertussis und Hepatitis B. Die Impfung wird in der Regel in drei Impfdosen im Alter von zwei, vier und elf Monaten verabreicht.
  • Die Pneumokokken-Impfung bietet Schutz vor Lungenentzündungen und anderen Infektionen, die durch Pneumokokken verursacht werden. Die Grundimmunisierung erfolgt mit drei Dosen, die gleichzeitig mit dem Sechsfach-Impfstoff gegeben werden können.
  • Die Meningokokken-B-Impfung wird seit Januar 2024 als Standard für alle Säuglinge und Kleinkinder empfohlen, da Meningokokken B in Deutschland für die meisten Meningokokken-Erkrankungen verantwortlich sind.
  • Die MMR-Impfung schützt gegen Masern, Mumps und Röteln. Die erste Dosis wird im Alter von elf Monaten gegeben. Die zweite Impfung wird mit 15 Monaten, aber frühestens vier Monate nach der ersten Impfung verabreicht.
  • Die Impfung gegen Varizellen kann zeitgleich mit der MMR-Impfung verabreicht werden, da es hierfür auch eine Kombinationsimpfung (MMRV) gibt.
  • Die Rotaviren-Impfung gegen eine schwere Durchfallerkrankung sollte laut STIKO ab der sechsten bis spätestens der zwölften Lebenswoche beginnen. Es gibt zwei gängige Schluckimpfstoffe: Einer erfordert zwei, der andere drei Dosen. Die komplette Impfserie sollte möglichst frühzeitig, spätestens aber bis zur 16. beziehungsweise 24. Woche abgeschlossen sein.

Ein wichtiges Argument in der Beratung: Impfungen können schwere Krankheiten und ihre langfristigen Folgen verhindern, da das Immunsystem des kindlichen Körpers noch nicht genug entwickelt ist, um ausreichenden Schutz zu gewährleisten. Nach der Grundimmunisierung sollten die Eltern in der Apotheke immer wieder auf notwendige Auffrischimpfungen hingewiesen werden. Dies ist umso wichtiger, wenn die Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt nicht eingehalten werden.

Gleichermaßen relevant ist es für Jugendliche und Erwachsene, ihren Standard-Impfschutz aufzufrischen. Bei Infektionserkrankungen wie Pertussis ist bekannt, dass der Schutz mit steigendem Lebensalter auch nach im Kindesalter durchlaufener Erkrankung nachlässt. Haben Erwachsene im privaten oder beruflichen Umfeld Kontakt mit Neugeborenen oder Säuglingen, ist auf jeden Fall eine Auffrischung anzuraten, um nicht über eine eigene Erkrankung ein noch ungeschütztes Neugeborenes zu gefährden.

Apotheken, die selbst gegen Grippe und Covid impfen, können das Thema auch als Aktion aufziehen, einen Impfcheck anbieten und dabei auf die in der Apotheke möglichen Impfungen hinweisen.

Lotsenfunktion bei meist banalen Beschwerden

Bei akuten Beschwerden suchen viele Eltern zunächst die Apotheke auf. Um zu unterscheiden, ob eine Selbstmedikation möglich ist oder das Kind zum Arzt gehört, sind wichtige Fragen zur Anamnese zu stellen:

  • Wer ist erkrankt? Wie alt ist das Kind?
  • Welche Beschwerden liegen vor?
  • Wie lange liegen die Beschwerden vor?
  • Wurde ein Arzt aufgesucht oder was wurde bereits unternommen?
  • Welche sonstigen Gesundheitsaspekte (Vorerkrankungen, Dauermedikation) sind zu beachten?

Grundsätzlich gilt: Je jünger das Kind, desto eher sollte an den Arzt verwiesen werden. Auch wenn das Allgemeinbefinden beeinträchtigt ist, Appetitlosigkeit und Apathie vorliegen, sollte der Arzt aufgesucht werden.

Fieber ist ein häufiges Symptom bei Infektionskrankheiten, doch wann wird behandelt? Bei Neugeborenen unter drei Monaten gilt bereits eine Temperatur von 37,8 °C als hoch, weil das Risiko für eine Sepsis besteht. Kinder mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Epilepsie oder einer Herzerkrankung sollten auch bei gutem Allgemeinbefinden antipyretisch behandelt werden.

Husten ist ebenfalls ein Symptom mit vielfältigen Ursachen. Am häufigsten tritt Husten bei bronchialen Infekten und Erkältungen auf. Andere Ursachen für akuten Husten sind Fremdkörperaspiration, Pertussis und Pseudokrupp. An chronischem Husten leiden häufig Kinder mit unkontrolliertem Asthma bronchiale oder chronischer Bronchitis. In der Apotheke sollte nach der Art des Hustens (produktiv oder Reizhusten), der Dauer, Häufigkeit und den Begleitsymptomen gefragt werden. Bei chronischen Grunderkrankungen, Luftnot, bellenden Atemgeräuschen, hohem Fieber, Gesichtsblässe oder Zyanose (Anzeichen für eine Herzerkrankung) sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden.

Kopfschmerzen sind eher selten im Kindesalter. Kleine Kinder können sie oft nicht klar benennen. Mögliche Anzeichen: Das Kind ist quengelig und unruhig und/oder fasst sich öfter an den Kopf. In den meisten Fällen handelt es sich um einen Spannungskopfschmerz, der mit Ruhe, Entspannung und Paracetamol oder Ibuprofen behandelt werden kann. Auslöser können eine falsche Körperhaltung, körperliche oder psychische Belastung sowie Sehstörungen, aber auch äußere Reize wie Lärm oder flackerndes Licht sein.

Zu beachten ist, dass andauernde oder sehr intensive Kopfschmerzen schwerwiegende Ursachen haben können, zum Beispiel eine Tumorerkrankung oder Hirnhautentzündung. Alarmierende Anzeichen einer Meningitis sind starke Kopfschmerzen, Fieber, Nackensteifigkeit und ein allgemeines Krankheitsgefühl, ähnlich einer Grippe. Weiterhin können Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit oder Krampfanfälle auftreten. Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Anzeichen oft unspezifischer, zum Beispiel Trinkunlust, Unruhe, Schläfrigkeit oder ein hohes, anhaltendes Schreien.

Bauchschmerzen sind ein häufiges Symptom im Kindesalter und können unspezifisch oder bei gastrointestinalen Erkrankungen auftreten. Gastrointestinale Infekte mit Erbrechen, Diarrhö oder blutigem Stuhl bedeuten ein hohes Risiko für eine Exsikkose. Es ist abzuklären, welche Art von Diarrhöe vorliegt und welche Ursachen wahrscheinlich sind. Akute Beschwerden sind häufig durch virale (Beispiel Rotaviren) oder bakterielle Infektionen hervorgerufen und verlaufen selbstlimitierend. Hier ist die Vermeidung der Dehydrierung das A und O.

Nach einer Auslandsreise ist bei anhaltenden und häufigen wässrigen Stühlen auch an meldepflichtige (Beispiel Salmonellen) oder tropische Erreger wie Shigellen oder Giardien (Protozoen) zu denken. Osmotische oder malabsorptive Diarrhöen können durch Nahrungsmittelintoleranzen wie Lactose- oder Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) auftreten. Blut- und Schleimbeimischungen im Stuhlgang können Symptome von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sein.

Die Aufgabe des Apothekers ist nicht, eine Diagnose zu stellen, sondern die beschriebenen Beschwerden einzuschätzen und dann einzuordnen, ob ein Arztbesuch nötig ist. Gegebenenfalls reichen unterstützende Empfehlungen, zum Beispiel auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr hinzuweisen, Elektrolytlösungen mitzugeben und die richtige Schonkost zu erläutern.

Bei chronischen Erkrankungen begleiten

Werden bei Kindern chronische Erkrankungen diagnostiziert, ist das oft ein starker Einschnitt in das Familienleben. Sorgen und Ängste um die Gesundheit der Kinder belasten die Eltern und Angehörigen und oft leiden die Geschwisterkinder mit. Wenn dann noch die Gesundheitskompetenz fehlt, um die Arzneimitteltherapie sicher umzusetzen, profitieren die Familien besonders von der Beratung in der Apotheke.

Diabetes mellitus

Beispiel: Bei einem zwölfjährigen Mädchen wurde Diabetes Typ 1 diagnostiziert. Die Mutter erzählt der Apothekerin, dass sie aktuell mit ihrer Tochter in der Kinderklinik geschult werde zur Insulinpumpe, zum kontinuierlichen Glucosemonitoring (CGM), zu Ernährung und zum Management besonderer Situationen. Sie fühle sich überfordert, weil das Mädchen bei den Schulungen nicht richtig mitmache, und sorge sich, wie sie das nur schaffen könne.

Die Apothekerin kann hier nicht die Aufgabe des Diabetologen übernehmen, aber sie kann Hilfe anbieten bei Unsicherheiten mit der Insulinanwendung und der Interpretation der Messwerte. Sie kann zudem Informationen geben, was bei Hypoglykämien zu tun ist, und sich als Ansprechpartner rund um die Medikation anbieten. Sinnvolle Beratungsaspekte können sein:

  • Bolusberechnung rund um Mahlzeiten und Sport,
  • Insulinaufbewahrung und Haltbarkeit von geöffnetem/benutztem Insulin,
  • wechselnde Lebenssituationen, zum Beispiel Krankheit oder Ferien, und deren Einfluss auf den Glucosestoffwechsel,
  • Erinnerung an regelmäßige Sensorkalibrierung und Datenablesung,
  • Warnzeichen von Hypoglykämien und (Re-)Aktionen im Notfall.

Ebenso wichtig ist es, die Zusammenarbeit mit dem Diabetesteam zu stärken.

Asthma

Asthma bronchiale ist eine der häufigsten Erkrankungen im Kindesalter und betrifft etwa 10 Prozent der Kinder in Deutschland. Giemen, Husten und Luftnot beeinträchtigen ohne Therapie die Entwicklung von Kindern.

Therapietreue und korrekte Anwendung der Inhalationsgeräte sind unverzichtbar, damit die Atemwegserkrankung unter Kontrolle ist. Hier setzt die Begleitung der Apotheker ein. Bei der Abgabe von Arzneimitteln zur Inhalation kann die Schulung der Inhalationstechnik über die Pharmazeutische Dienstleistung (pDL) allen Kindern über sechs Jahren einmal im Jahr angeboten werden. Aber natürlich sollte das Apothekenteam die Medikation und deren Anwendung auch bei jüngeren Kindern und ihren Eltern erklären.

Beispiel: Ein achtjähriges Kind mit diagnostiziertem Asthma bronchiale und häufigem nächtlichen Husten bekommt vom Kinderarzt eine Verschreibung über ein inhalatives Betamimetikum (Salbutamol) und das inhalative Corticosteroid Budesonid, jeweils als Dosieraerosol. Auf Nachfrage, ob eine Inhalationshilfe vorhanden ist, sagt die Mutter: »Der Arzt meinte, Noah kann das auch ohne.« Daraufhin lässt sich die Apothekerin die Inhalation vom Kind zeigen und stellt fest, dass die Koordination von Auslösen des Sprühstoßes und Einatmen nicht klappt. Sie nimmt mit der Arztpraxis Kontakt auf und bittet um Verordnung eines Spacers. Der Arzt willigt ein und die Anwendung wird in der Apotheke mit Mutter und Kind geübt.

Wichtige Informationen bei Abgabe eines Arzneimittels zur Inhalation sind:

  • Demonstration des Inhalators, gegebenenfalls mit Spacer unter Anleitung des Apothekenmitarbeiters,
  • Hinweis, nach der Inhalation eines Corticosteroids den Mund zu spülen oder etwas zu essen,
  • Dosierung und Reinigung des Spacers.

Fieberkrampf oder epileptischer Anfall?

Plötzliche Krämpfe im Kindesalter verstören und ängstigen die Eltern sehr. Der nicht zur Epilepsie zählende Fieberkrampf ist davon abzugrenzen; er tritt in der Regel im Zusammenhang mit einem fiebrigen Infekt auf.

Bei einer neurologisch gesicherten Epilepsie ist eine konsequente medikamentöse Therapie unabdingbar. Ein Viertel aller Epilepsiediagnosen wird in der Kindheit gestellt. Die gute Botschaft für die Eltern ist, dass mit einer optimalen Behandlung mehr als zwei Drittel der Betroffenen eine Remission erreichen. Sie können unter der Medikation ein weitgehend normales Leben führen und zeigen keine kognitiven Einschränkungen.

Aufgabe der Apotheker ist, Eltern auf die Regelmäßigkeit der Einnahme, mögliche Nebenwirkungen und Interaktionen, Dosisanpassungen aufgrund von Gewichtszunahme und Alter sowie bei geschlechtsreifen Mädchen auf das Thema Kontrazeption hinzuweisen.

Gesundheitskompetenz durch Verständnis

Der Schlüssel, um die Fähigkeiten rund um das Management der Gesundheit der Familie zu verbessern, ist eine verständliche Sprache der Heilberufler. Das Apothekenpersonal muss medizinische und pharmazeutische Sachverhalte mit einfachen Bildern und in kurzen Sätzen erklären – und zwar Eltern und Kindern. Im Netz finden sich eingängige Erklärvideos, die im Beratungsgespräch auf einem Tablet gezeigt werden können, um die Pathomechanismen und Behandlungsstrategien einfach zu verdeutlichen.

Für Personen, die nicht gut Deutsch sprechen, gibt es auch Videos in anderen Sprachen, zum Beispiel die Filme der deutschen Atemwegsliga zur Inhalationstechnik.

Sinnvoll ist es, die Kinder und Jugendlichen aktiv in die Beratung einzubeziehen. Ihre Ängste und Sorgen müssen ernst genommen und durch empathische Information entschärft werden. In einer Risiko-Nutzen-Bilanz können Apotheker unter anderem besprechen:

  • Was kann im Zusammenhang mit der Krankheit passieren, wenn die Medikation nicht optimal umgesetzt wird?
  • Was sind die Ziele der Therapie?
  • Welche typischen Nebenwirkungen können auftreten und wie lassen sich diese verhindern oder minimieren?

Nur wenn Eltern und Kinder als Basis ein Therapieverständnis entwickeln, können adhärenzfördernde Maßnahmen fruchten. Oft befürworten Kinder und Jugendliche digitale Anwendungsformen zur Dokumentation. Einige Fachärzte bieten ihren jungen Patienten auch telemedizinische Termine an. Dazu werden zum Beispiel die Glucosedaten aus dem CGM an die diabetologische Praxis weitergeleitet und dort ausgewertet. Im Videocall wird das Monitoring dann besprochen.

Wichtig ist in jedem Fall, dass Bildungseinrichtungen, Schulen oder Kindertagesstätten informiert sind, was bei chronisch kranken Kindern im Notfall zu tun ist, welche Dauermedikation das Kind benötigt und wer in einer solchen Situation berechtigt ist, zu handeln.

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