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Gesundheitskompetenz
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Familien mit Kindern in der Apotheke stärken

In Zeiten nachlassender Gesundheitskompetenz brauchen Menschen eine Stelle, die sie niederschwellig und seriös zu den Themen Krankheit, Arzneimitteltherapie und Gesundheitsfürsorge berät. Wie können Apotheken Familien mit Kindern pharmazeutisch begleiten?
AutorKontaktKatja Renner
Datum 18.12.2025  07:00 Uhr

Bei chronischen Erkrankungen begleiten

Werden bei Kindern chronische Erkrankungen diagnostiziert, ist das oft ein starker Einschnitt in das Familienleben. Sorgen und Ängste um die Gesundheit der Kinder belasten die Eltern und Angehörigen und oft leiden die Geschwisterkinder mit. Wenn dann noch die Gesundheitskompetenz fehlt, um die Arzneimitteltherapie sicher umzusetzen, profitieren die Familien besonders von der Beratung in der Apotheke.

Diabetes mellitus

Beispiel: Bei einem zwölfjährigen Mädchen wurde Diabetes Typ 1 diagnostiziert. Die Mutter erzählt der Apothekerin, dass sie aktuell mit ihrer Tochter in der Kinderklinik geschult werde zur Insulinpumpe, zum kontinuierlichen Glucosemonitoring (CGM), zu Ernährung und zum Management besonderer Situationen. Sie fühle sich überfordert, weil das Mädchen bei den Schulungen nicht richtig mitmache, und sorge sich, wie sie das nur schaffen könne.

Die Apothekerin kann hier nicht die Aufgabe des Diabetologen übernehmen, aber sie kann Hilfe anbieten bei Unsicherheiten mit der Insulinanwendung und der Interpretation der Messwerte. Sie kann zudem Informationen geben, was bei Hypoglykämien zu tun ist, und sich als Ansprechpartner rund um die Medikation anbieten. Sinnvolle Beratungsaspekte können sein:

  • Bolusberechnung rund um Mahlzeiten und Sport,
  • Insulinaufbewahrung und Haltbarkeit von geöffnetem/benutztem Insulin,
  • wechselnde Lebenssituationen, zum Beispiel Krankheit oder Ferien, und deren Einfluss auf den Glucosestoffwechsel,
  • Erinnerung an regelmäßige Sensorkalibrierung und Datenablesung,
  • Warnzeichen von Hypoglykämien und (Re-)Aktionen im Notfall.

Ebenso wichtig ist es, die Zusammenarbeit mit dem Diabetesteam zu stärken.

Asthma

Asthma bronchiale ist eine der häufigsten Erkrankungen im Kindesalter und betrifft etwa 10 Prozent der Kinder in Deutschland. Giemen, Husten und Luftnot beeinträchtigen ohne Therapie die Entwicklung von Kindern.

Therapietreue und korrekte Anwendung der Inhalationsgeräte sind unverzichtbar, damit die Atemwegserkrankung unter Kontrolle ist. Hier setzt die Begleitung der Apotheker ein. Bei der Abgabe von Arzneimitteln zur Inhalation kann die Schulung der Inhalationstechnik über die Pharmazeutische Dienstleistung (pDL) allen Kindern über sechs Jahren einmal im Jahr angeboten werden. Aber natürlich sollte das Apothekenteam die Medikation und deren Anwendung auch bei jüngeren Kindern und ihren Eltern erklären.

Beispiel: Ein achtjähriges Kind mit diagnostiziertem Asthma bronchiale und häufigem nächtlichen Husten bekommt vom Kinderarzt eine Verschreibung über ein inhalatives Betamimetikum (Salbutamol) und das inhalative Corticosteroid Budesonid, jeweils als Dosieraerosol. Auf Nachfrage, ob eine Inhalationshilfe vorhanden ist, sagt die Mutter: »Der Arzt meinte, Noah kann das auch ohne.« Daraufhin lässt sich die Apothekerin die Inhalation vom Kind zeigen und stellt fest, dass die Koordination von Auslösen des Sprühstoßes und Einatmen nicht klappt. Sie nimmt mit der Arztpraxis Kontakt auf und bittet um Verordnung eines Spacers. Der Arzt willigt ein und die Anwendung wird in der Apotheke mit Mutter und Kind geübt.

Wichtige Informationen bei Abgabe eines Arzneimittels zur Inhalation sind:

  • Demonstration des Inhalators, gegebenenfalls mit Spacer unter Anleitung des Apothekenmitarbeiters,
  • Hinweis, nach der Inhalation eines Corticosteroids den Mund zu spülen oder etwas zu essen,
  • Dosierung und Reinigung des Spacers.

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