Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign

Gesundheitskompetenz
-
Familien mit Kindern in der Apotheke stärken

In Zeiten nachlassender Gesundheitskompetenz brauchen Menschen eine Stelle, die sie niederschwellig und seriös zu den Themen Krankheit, Arzneimitteltherapie und Gesundheitsfürsorge berät. Wie können Apotheken Familien mit Kindern pharmazeutisch begleiten?
AutorKontaktKatja Renner
Datum 18.12.2025  07:00 Uhr

Lotsenfunktion bei meist banalen Beschwerden

Bei akuten Beschwerden suchen viele Eltern zunächst die Apotheke auf. Um zu unterscheiden, ob eine Selbstmedikation möglich ist oder das Kind zum Arzt gehört, sind wichtige Fragen zur Anamnese zu stellen:

  • Wer ist erkrankt? Wie alt ist das Kind?
  • Welche Beschwerden liegen vor?
  • Wie lange liegen die Beschwerden vor?
  • Wurde ein Arzt aufgesucht oder was wurde bereits unternommen?
  • Welche sonstigen Gesundheitsaspekte (Vorerkrankungen, Dauermedikation) sind zu beachten?

Grundsätzlich gilt: Je jünger das Kind, desto eher sollte an den Arzt verwiesen werden. Auch wenn das Allgemeinbefinden beeinträchtigt ist, Appetitlosigkeit und Apathie vorliegen, sollte der Arzt aufgesucht werden.

Fieber ist ein häufiges Symptom bei Infektionskrankheiten, doch wann wird behandelt? Bei Neugeborenen unter drei Monaten gilt bereits eine Temperatur von 37,8 °C als hoch, weil das Risiko für eine Sepsis besteht. Kinder mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Epilepsie oder einer Herzerkrankung sollten auch bei gutem Allgemeinbefinden antipyretisch behandelt werden.

Husten ist ebenfalls ein Symptom mit vielfältigen Ursachen. Am häufigsten tritt Husten bei bronchialen Infekten und Erkältungen auf. Andere Ursachen für akuten Husten sind Fremdkörperaspiration, Pertussis und Pseudokrupp. An chronischem Husten leiden häufig Kinder mit unkontrolliertem Asthma bronchiale oder chronischer Bronchitis. In der Apotheke sollte nach der Art des Hustens (produktiv oder Reizhusten), der Dauer, Häufigkeit und den Begleitsymptomen gefragt werden. Bei chronischen Grunderkrankungen, Luftnot, bellenden Atemgeräuschen, hohem Fieber, Gesichtsblässe oder Zyanose (Anzeichen für eine Herzerkrankung) sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden.

Kopfschmerzen sind eher selten im Kindesalter. Kleine Kinder können sie oft nicht klar benennen. Mögliche Anzeichen: Das Kind ist quengelig und unruhig und/oder fasst sich öfter an den Kopf. In den meisten Fällen handelt es sich um einen Spannungskopfschmerz, der mit Ruhe, Entspannung und Paracetamol oder Ibuprofen behandelt werden kann. Auslöser können eine falsche Körperhaltung, körperliche oder psychische Belastung sowie Sehstörungen, aber auch äußere Reize wie Lärm oder flackerndes Licht sein.

Zu beachten ist, dass andauernde oder sehr intensive Kopfschmerzen schwerwiegende Ursachen haben können, zum Beispiel eine Tumorerkrankung oder Hirnhautentzündung. Alarmierende Anzeichen einer Meningitis sind starke Kopfschmerzen, Fieber, Nackensteifigkeit und ein allgemeines Krankheitsgefühl, ähnlich einer Grippe. Weiterhin können Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit oder Krampfanfälle auftreten. Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Anzeichen oft unspezifischer, zum Beispiel Trinkunlust, Unruhe, Schläfrigkeit oder ein hohes, anhaltendes Schreien.

Bauchschmerzen sind ein häufiges Symptom im Kindesalter und können unspezifisch oder bei gastrointestinalen Erkrankungen auftreten. Gastrointestinale Infekte mit Erbrechen, Diarrhö oder blutigem Stuhl bedeuten ein hohes Risiko für eine Exsikkose. Es ist abzuklären, welche Art von Diarrhöe vorliegt und welche Ursachen wahrscheinlich sind. Akute Beschwerden sind häufig durch virale (Beispiel Rotaviren) oder bakterielle Infektionen hervorgerufen und verlaufen selbstlimitierend. Hier ist die Vermeidung der Dehydrierung das A und O.

Nach einer Auslandsreise ist bei anhaltenden und häufigen wässrigen Stühlen auch an meldepflichtige (Beispiel Salmonellen) oder tropische Erreger wie Shigellen oder Giardien (Protozoen) zu denken. Osmotische oder malabsorptive Diarrhöen können durch Nahrungsmittelintoleranzen wie Lactose- oder Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) auftreten. Blut- und Schleimbeimischungen im Stuhlgang können Symptome von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sein.

Die Aufgabe des Apothekers ist nicht, eine Diagnose zu stellen, sondern die beschriebenen Beschwerden einzuschätzen und dann einzuordnen, ob ein Arztbesuch nötig ist. Gegebenenfalls reichen unterstützende Empfehlungen, zum Beispiel auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr hinzuweisen, Elektrolytlösungen mitzugeben und die richtige Schonkost zu erläutern.

Mehr von Avoxa