Erste eindeutige Reinfektion mit SARS-CoV-2 |
Theo Dingermann |
25.08.2020 14:00 Uhr |
Es ist normal, dass Viren schnell mutieren. Ein Patient aus Hongkong hat sich erneut mit SARS-CoV-2 angesteckt, beim zweiten Mal hatte das Virus aber 24 andere Basen als beim ersten Mal. / Foto: Getty Images/Andriy Onufriyenko
Immer wieder war in den vergangenen Monaten über eine Reinfektion mit SARS-CoV-2 spekuliert worden. Allerdings ließ sich dies bisher nie eindeutig zeigen. Das scheint im vorliegenden Fall anders zu sein.
Dabei handelt es sich um einen 33-jährigen Mann, der sich Ende März erstmals mit SARS-CoV-2 infiziert hatte. Er scheint sich viereinhalb Monate später auf einer Reise nach Europa erneut mit einem anderen Stamm des Virus infiziert zu haben, berichten die Forscher. Der Mann war nach Spanien gereist und über das Vereinigte Königreich nach Hongkong zurückgekehrt. Dort wurde bei der Ankunft im Rahmen eines Screenings eine Speichelprobe entnommen, die am 15. August, 142 Tage nach der ersten Infektion, positiv auf SARS-CoV-2 reagierte.
Durch die Sequenzierung der Genome beider Viren, mit denen sich der Patient infiziert hatte, lässt sich klar ableiten, dass sich die Virusstämme unterscheiden. 24 Basenaustausche lassen die Sequenzen der beiden Virusgenome erkennen. In einer Erklärung betonen die Forscher, dass dies weltweit der erste Fall sei, bei dem dieses offensichtlich sehr seltene Ereignis dokumentiert werden konnte.
Der Fall wirft Fragen auf, die wahrscheinlich nicht alle sofort beantwortet werden können. So warnen Experten in ersten Reaktionen davor, den Fall dieses Patienten überzubewerten. Es könnte sich um einen »Ausreißer« unter den zig Millionen Fällen weltweit handeln, bei dem aufgrund einer seltenen immunologischen Konstellation ein derart schwacher Schutz ausgeprägt wurde.
Während seiner zweiten Infektion hatte der Patient im Gegensatz zur ersten abgesehen von leichtem Fieber, einer schwach ausgeprägten Hypokaliämie und leicht erhöhten CRP-Werten keine Krankheitssymptome gezeigt.
Ein symptomfreier Krankheitsverlauf ist nicht ungewöhnlich. Es könnte allerdings auch sein, dass die Krankheit aufgrund der sekundären Infektion milder verlaufen ist. Dies könnte ein Teil-Immunschutz bewirkt haben, der zwar zu schwach ausgeprägt war, um eine Reinfektion zu verhindern, sich aber auf den Krankheitsverlauf positiv auswirkte.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.