Elektrolyte aus dem Gleichgewicht |
Magnesium kontrolliert zahlreiche biochemische Vorgänge und ist wichtiger Bestandteil von Knochen- und Muskelgewebe. Es wird im Energiestoffwechsel für die Aktivierung zahlreicher Enzyme benötigt. So beeinflusst Magnesium zelluläre Ionenkanäle und den Transport von Calcium, Kalium und Natrium. Bei der Reizübertragung von Nerven auf die Muskeln und für die Muskelkontraktion ist es ebenfalls wichtig. Die empfohlene Tageszufuhr für Erwachsene liegt zwischen 300 (bei Frauen) und 350 mg (bei Männern).
Eine schwere Mangelsituation resultiert klinisch in einem ähnlichen Bild wie die Hypocalciämie mit tetanischen Muskelkrämpfen, Tachykardie und Herzrhythmusstörungen. Ursachen für eine Hypomagnesiämie sind geringe Zufuhr, hohe Verluste durch Ausscheidung von Magnesium bei starker sportlicher Anstrengung sowie Wechselwirkungen von Diuretika und Protonenpumpenhemmern. Arzneistoffe, die aufgrund einer Schädigung der Tubulusmembran zu erhöhter renaler Magnesiumausscheidung führen, sind Aminoglykoside, Ciclosporin, Amphotericin B und Cisplatin.
Wie hängen Muskelkrämpfe und Magnesiummangel zusammen? Das wird kontrovers diskutiert. / Foto: Adobe Stock/iammotos
Ob Muskelkrämpfe tatsächlich aus einem Magnesiummangel resultieren, wird kontrovers diskutiert. Die Studienlage zur Prophylaxe von Muskelkrämpfen durch Magnesiumgabe ist inkonsistent. Professor Dr. Ingo Froboese von der Deutschen Sporthochschule wird in einem Beitrag des Deutschen Ärzteblatts zitiert, dass muskuläre Krampfereignisse meist nicht durch einen Verlust von Mineralien, sondern durch eine neuromuskuläre Ermüdung oder Fehlsteuerung verursacht werden.
Da ein Magnesiummangel nur schwer in der Apotheke zu identifizieren ist, stellt sich die Frage, ob entsprechende Präparate dennoch angeraten werden können. Manche Menschen profitieren subjektiv von der Magnesiumeinnahme und fragen in der Apotheke nach einem guten Präparat. Das Apothekenteam kann dann Brausetabletten, Direktgranulate oder Pulver empfehlen. Welche Magnesiumverbindung bei einer bestehenden Indikation für eine Supplementierung zu bevorzugen ist, steht in der Diskussion. Organische Verbindungen wie Magnesiumcitrat sollen eine leicht bessere Bioverfügbarkeit aufweisen. Die S1-Leitlinie zu Muskelkrämpfen von 2017 (zurzeit in Überarbeitung) empfiehlt Magnesium als (Hydrogen-)Aspartat, Orotat oder Oxid ein- bis dreimal täglich 5 mmol peroral sowie einen Auslassversuch (erneute Zunahme der Muskelkrämpfe?) beispielsweise nach einer dreimonatigen Behandlungsphase.
Ein Überschuss an Magnesium ist sehr selten und kann durch eine übermäßige Zufuhr von Magnesiumpräparaten, zum Beispiel zum Abführen, oder durch eine Niereninsuffizienz ausgelöst werden. Muskelschwäche, Obstipation und eine Hemmung zentralnervöser Funktionen bis hin zu Atemlähmung und Herzstillstand sind möglich. Auch hier erfolgt die Therapie mit Schleifendiuretika.
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Therapiebedürftige Veränderungen der Anionenkonzentrationen sind insgesamt eher selten. Sie treten auf, wenn zum Beispiel die entsprechende Kationenkonzentration verändert ist, so wie bei dem Ionenpaar Natrium und Chlorid.
Chloridionen kommen mengenmäßig vorrangig in der extrazellulären Flüssigkeit vor. Chlorid spielt eine wichtige Rolle für die Aufrechterhaltung des osmotischen Drucks und die Regulation des Flüssigkeitshaushalts. Außerdem ist es als Salzsäure wichtiger Bestandteil der Verdauungssekrete des Magens. So ist Chlorid in Form von HCl an der Verdauung von Nahrung und der Eliminierung von Krankheitserregern beteiligt. Chlorid wird fast ausschließlich in Form von Natriumchlorid zugeführt.
Hydrogencarbonat (Bicarbonat) ist ein wichtiger Baustein des Bicarbonatpuffers des Bluts. Es sorgt dafür, dass der Säure-Basen-Haushalt des Bluts im Lot ist. Niedrige Bicarbonatkonzentrationen sind nachweisbar, wenn eine metabolische Ketoazidose vorliegt, der pH-Wert des Bluts zu sauer ist, Bicarbonat zur Abpufferung benötigt wird und CO2 vermehrt über die Lunge ausgeatmet wird.
Phosphationen liegen im Wesentlichen in der Knochensubstanz und den Zähnen als Calciumverbindungen vor. Ein ernährungsbedingter Phosphormangel ist nicht bekannt, da nahezu alle Lebensmittel Phosphor enthalten. Ein kleiner Phosphatanteil wird in den Zellen zur Energiebildung und in den Puffersystemen des Bluts benötigt. Normalerweise stellt eine gesunde ausgewogene Ernährung eine ausreichende Zufuhr von Phosphaten sicher.