Diese Wirkstoffe sind auf der Zielgeraden |
Im Dezember 2022 hat auch der Antikörper Spesolimab (Spevigo®, Boehringer Ingelheim) die EU-Zulassung erhalten. Diese gilt für den Einsatz bei der generalisierten pustulösen Psoriasis (GPP). Diese unterscheidet sich klinisch von der Psoriasis vulgaris und entsteht durch eine Ansammlung von neutrophilen Granulozyten in der Haut. Es bilden sich schmerzhafte Pusteln am Körper. Spesolimab blockiert die Aktivierung des Interleukin-36-Rezeptors und damit einen Signalweg des Immunsystems, der an der Pathogenese verschiedener autoinflammatorischer Erkrankungen beteiligt ist, darunter auch die GPP.
Mehrere Präparate mit neuen Wirkstoffen haben vom Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA bereits eine Zulassungsempfehlung erhalten. So ist es beispielsweise bei einer erstenGentherapie für bestimmte Patienten mit HämophilieB: Etranacogen Dezaparvovec (Hemgenix®, CSL Behring). Die Firma Astra-Zeneca hat für den Antikörper Tremelimumab gleich zwei Zulassungsempfehlungen erhalten: einmal bei Leberkrebs als Imjudo® und einmal bei Lungenkrebs ohne eigenen Handelsnamen. Tremelimumab richtet sich gegen den Immun-Checkpoint CTLA-4 (Cytotoxic T-Lymphocyte Antigen-4), ein Oberflächenprotein von T-Lymphozyten. In beiden Indikationen soll der Neuling mit Durvalumab (Imfinzi®), einem weiteren Checkpoint-Inhibitor, kombiniert werden.
Teil 4 des 7-teiligen Beitrags zum Ausblick auf das Jahr 2023 / Foto: Sebastian Erb
Teil 1: Was steht an für die Apotheken?
Teil 2: Dienstleistungen sollen durchstarten
Teil 3: »Gesetze müssen Apotheken stärken«
Teil 4: Diese Wirkstoffe sind auf der Zielgeraden
Teil 5: Klimawandel schadet der Psyche
Teil 6: »Eine Frage der Fairness«
Teil 7: Einige Apotheken sind zögerlich
Last, but not least gibt es noch mehr Medikamente, für die die Hersteller einen Zulassungsantrag gestellt haben. Wenn es mit Zulassungsempfehlung und Zulassung schnell geht, könnten einige von ihnen 2023 ebenfalls in den Handel gelangen. In Aussicht stehen unter anderem der Kinasehemmer Deucravacitinib bei Psoriasis, der Wirkstoff Mavacamten bei hypertropher Kardiomyopathie und der Antikörper Mirikizumab bei Colitis ulcerosa.
Für die Arbeit in der Apotheke ist ein neues Wirkprinzip bei chronischem Husten besonders interessant. Für den Wirkstoff Gefapixant wurde ebenfalls bereits die Zulassung in der EU beantragt. Die Substanz blockiert P2X3-Rezeptoren. Diese befinden sich vor allem auf Nervenzellen der Atemwege und werden durch den Energieträger ATP stimuliert. Man vermutet, dass vermehrt freigesetztes ATP die Sensibilität dieser Neuronen und damit den Hustenreflex verstärkt. Die Blockade dieser Rezeptoren durch Gefapixant (Lyfnua® in Japan, MSD) soll das verhindern. Als Nebenwirkung traten in Studien vermehrt Geschmacksstörungen auf. Ob dies im Zulassungsverfahren ein Problem darstellt, wird sich zeigen. Genauso wird sich insgesamt zeigen, welche neuen Arzneistoffe es tatsächlich bis Ende 2023 auf den Markt geschafft haben.