Die wichtigsten Interaktionen |
Sehstörungen und trockene Augen können Anzeichen einer anticholinergen Belastung sein. Mundtrockenheit, Benommenheit, Miktions- und Konzentrationsstörungen sind weitere ernst zunehmende Symptome. / Foto: Adobe Stock/zabavna
Gerade die Trizyklika weisen eine Affinität zu muskarinergen Acetylcholinrezeptoren auf und sind dadurch anticholinerg wirksam. In Kombination mit weiteren anticholinergen Medikamenten, darunter auch Antipsychotika, Antihistaminika und Antiepileptika, können anticholinerge Nebenwirkungen verstärkt auftreten. Antagonistische Effekte ergeben sich insbesondere für Urologika wie Tamsulosin und Doxazosin sowie Augentropfen zur Senkung des Augeninnendrucks bei Glaukom.
Viele Publikationen haben sich dem Thema »Anticholinerge Last« gewidmet. Alle Autoren sind sich darin einig, dass die anticholinerge Last gering gehalten werden sollte, auch um das Delirrisiko zu reduzieren (13). Tabellen klassifizieren die Medikamente in vier Gruppen: keine, geringe, mittlere und stark anticholinerge Wirkung (Tabelle 2).
Anticholinerge Last | Wirkstoffbeispiele |
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leicht(Punktwert 1) | Alprazolam, Bupropion, Desloratadin, Diazepam, Digoxin, Fentanyl, Fluvoxamin, Haloperidol, Lithium, Mirtazapin, Paliperidon, Risperidon, Sumatriptan, Triamteren, Valproinsäure, Venlafaxin |
moderat(Punktwert 2) | Amantadin, Baclofen, Carbamazepin, Cetirizin, Codein, Fexofenadin, Methadon, Oxcarbazepin, Pimozid, Pseudoephedrin, Theophyllin, Tramadol |
stark(Punktwert 3) | Amitriptylin, Atropin, Clomipramin, Clozapin, Digitoxin, Dimenhydrinat, Diphenhydramin, Doxepin, Doxylamin, Furosemid, Levomepromazin, Methocarbamol, Nortriptylin, Olanzapin, Opipramol, Oxybutynin, Paroxetin, Promethazin, Propiverin, Quetiapin, Scopolamin, Solifenacin, Tolterodin, Trimipramin, Trospium |
Aus pharmakokinetischer Sicht sind in der Klasse der Antidepressiva einige CYP-Inhibitoren zu beachten (Tabelle 3). Zu den Induktoren gehört beispielsweise Johanniskraut (CYP3A4, CYP2C9, P-Glykoprotein).
Inhibition von CYP-Enzym | Beispiel |
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2D6 | Bupropion, Duloxetin, Fluoxetin und Norfluoxetin, Moclobemid, Paroxetin |
2C19 | Fluoxetin und Norfluoxetin, Moclobemid |
3A4 | Fluoxetin und Norfluoxetin, Fluvoxamin |
1A2, 2C8, 2C9 | Fluvoxamin |
Eine Kombination von Antidepressiva ist aufgrund von Wechselwirkungsrisiken nicht sinnvoll und eine überlegene Wirkung einer Kombination versus Monotherapie auch nicht durch Evidenz belegt (4). Positive Evidenz für eine verbesserte Wirkung gegenüber Monotherapie gibt es nur für die Kombination von SSRI oder SSNRI mit Mirtazapin (4).
Bei Verdacht auf potenziell bedrohliche Interaktionen sollte das Apothekenteam den verordnenden Arzt informieren. / Foto: Adoeb Stock/HQuality
In manchen Fällen wird die Interaktion unter Risiko-Nutzen-Abwägung bewusst eingegangen, wenn beispielsweise bei der Depression Schlafstörungen auftreten. In diesem Fall werden oft SSRI/SSNRI mit einer niedrigen Dosis eines sedierenden Antidepressivums wie Mirtazapin, Trazodon, Agomelatin oder Trimipramin kombiniert. In der niedrigen Dosierung treten hauptsächlich antihistaminerge und anticholinerge Effekte auf (in diesem Fall gewünscht). Dann sind nur Interaktionen zu beachten, die die anticholinergen und/oder sedierenden Wirkungen verstärken.