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Psychopharmaka

Die wichtigsten Interaktionen

Psychopharmaka gehen mit vielen anderen Wirkstoffen in Wechselwirkung. Manche Interaktionen können lebensbedrohlich sein, andere fallen klinisch gar nicht auf. Worauf das Apothekenteam bei Antidepressiva und Stimulanzien achten sollte.
Martina Hahn
Sibylle C. Roll
19.05.2022  11:00 Uhr

Erhöhtes Blutungsrisiko

Da Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI, SSNRI, Trizyklika) durch Hemmung der Thrombozytenaggregation das Blutungsrisiko erhöhen, besteht eine Interaktion mit anderen Wirkstoffen, die die Thrombozytenaggregation hemmen.

Wenn Serotonin durch seinen Transporter in die Thrombozyten aufgenommen wird, aktiviert es deren Aggregation. Antidepressiva hemmen den Serotonin-Transporter nicht selektiv im Gehirn, sondern eben auch an den Thrombozyten. Dadurch nimmt die Aktivierung der Thrombozytenaggregation ab. In einer großen Metaanalyse wurde das Blutungsrisiko mit 1,41 beziffert (5, 6).

Für SSRI und SSNRI besteht das höchste Risiko, aber auch für Trizyklika ist dies beschrieben. Laut Fachinformationen sollen SSRI und SSNRI nicht mit Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel kombiniert werden. Auch für die oralen Antikoagulanzien ist ein erhöhtes Blutungsrisiko bei Kombination mit diesen Wirkstoffgruppen beschrieben (7). Günstige Alternativen für Patienten, die Thrombozytenaggregationshemmer einnehmen, sind Mirtazapin und Bupropion sowie Tianeptin (8).

Ein zwölffach erhöhtes gastrointestinales Blutungsrisiko besteht bei der Kombination von nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) mit SSRI und SSNRI (9). PPI scheinen das Risiko deutlich zu senken, sodass hier die Indikation zur PPI-Verordnung niedrigschwellig gestellt werden sollte (10). Dabei ist darauf zu achten, dass keine pharmakokinetischen Interaktionen durch CYP2C19-Inhibition oder CYP1A2-Induktion durch den PPI ausgelöst werden. Pantoprazol erscheint dahingehend am günstigsten in der Kombination mit Antidepressiva, die häufig CYP2C19- oder CYP1A2-Substrate sind (11).

Wechselwirkung durch Sympathikusaktivierung

Einige Antidepressiva wirken nicht (nur) serotonerg, sondern auch noradrenerg, zum Beispiel Venlafaxin, Duloxetin, Nortriptylin, Reboxetin und Milnacipran. Über eine Sympathikusaktivierung kann es zu einer Abschwächung von sympatholytischen (Clonidin- oder Timolol-Augentropfen), blutdrucksenkenden (Antihypertensiva) und pulssenkenden (Betablocker, Verapamil) oder α1-blockierenden (Tamsulosin, Doxazosin) Medikamenten kommen. Patienten sollten bei solchen Kombinationen also zur Blutdruck- und Pulsmessung motiviert und auf mögliche Probleme beim Wasserlassen hingewiesen werden. Bei Letzterem ist ein sofortiges Absetzen erforderlich, da Harnverhalt einen medizinischen Notfall darstellt.

Da eine Erhöhung des Augeninnendrucks meist nicht bemerkt wird, ist die regelmäßige Konsultation des Augenarztes zu empfehlen. Trazodon ist das einzige Antidepressivum, das den Augeninnendruck nicht verändert.

Übrigens wirkt der α2-Rezeptoragonist Clonidin stark depressiogen. Bei einer Medikationsanalyse sollte darauf geachtet werden, ob der Patient Clonidin plus Antidepressivum bekommt. Besteht ein enger zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Ansetzen von Clonidin und dem Auftreten der depressiven Symptome, sollte der Arzt erwägen, den α2-Agonisten abzusetzen (12). Moxonidin ist weniger depressiogen und kann als Alternative eingesetzt werden.

Blutdruck- und Pulsanstiege treten oft nur vorübergehend, meist ungefähr 14 Tage lang auf. Ob ein sofortiges Absetzen erfolgen sollte, hängt auch von der kardiovaskulären Vorerkrankung und der Höhe des Anstiegs ab. So ist ein Pulsanstieg bei einem Patienten nach Herzinfarkt kritischer zu sehen als bei Hypertonie. Einige Vorerkrankungen sind daher bei einzelnen Antidepressiva als Gegenanzeige in der Fachinformation aufgeführt, manche als Warnhinweise oder Interaktionen.

Trizyklika und Bupropion wechselwirken mit Antiepileptika. Sie können die Krampfschwelle senken und somit die Wirkung der Antiepileptika abschwächen.

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