Pharmazeutische Zeitung online
Psychopharmaka

Die wichtigsten Interaktionen

Psychopharmaka gehen mit vielen anderen Wirkstoffen in Wechselwirkung. Manche Interaktionen können lebensbedrohlich sein, andere fallen klinisch gar nicht auf. Worauf das Apothekenteam bei Antidepressiva und Stimulanzien achten sollte.
Martina Hahn
Sibylle C. Roll
19.05.2022  11:00 Uhr

QTc-Zeit-Verlängerung

Die QTc-Zeit-Verlängerung betrifft deutlich mehr Wirkstoffgruppen als die Antidepressiva. Aufgrund von Rote-Hand-Briefen, beispielsweise zu Escitalopram und Citalopram, sowie den definierten Kontraindikationen führt diese Interaktion seit 2021 vermehrt zu Warnungen in Arzneimittel-Interaktionsdatenbanken. Das Risiko scheint für Citalopram und Escitalopram unter den SSRI am höchsten zu sein, ein Ausweichen auf andere SSRI kann daher das Risiko senken (1).

Nur wenige Antidepressiva verlängern nicht das QTc-Intervall, sodass EKG-Kontrollen bei der Eindosierung und im Verlauf ratsam sind. Nach der Einstellungsphase sollte mindestens einmal im Jahr ein EKG aufgezeichnet werden. Das Apothekenteam kann nach dem letzten EKG fragen und gegebenenfalls eine Kontrolle empfehlen, wenn die letzte Kontrolle länger zurückliegt oder sich die Medikation verändert hat. So kann die Relevanz der Interaktion besser abgeschätzt werden. Daneben ist auch die Serumkonzentration des Antidepressivums entscheidend, da die QTc-Zeit direkt mit der Konzentration korreliert (2). Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) kann die Sicherheit der Patienten erhöhen. In der Apotheke kann man fragen, ob bereits eine »Spiegelbestimmung« erfolgt ist, und diese gegebenenfalls anraten.

Risikofaktoren für eine QTc-Verlängerung sind:

  • weibliches Geschlecht,
  • Elektrolytverschiebungen, zum Beispiel bei Einnahme von Diuretika, Protonenpumpenhemmern oder bei Dialysepatienten,
  • Bradykardie, zum Beispiel bei Einnahme von Digitoxin, Verapamil oder Betablockern.

Weitere Fragen zur Abschätzung der Relevanz sind: Handelt es sich um eine Neuverordnung und wenn ja: Gibt es Alternativen, die nicht QTc-verlängernd sind? Soll der Arzneistoff dauerhaft oder nur zeitweilig (wie Antibiotika) eingesetzt werden? So kann individuell abgeschätzt werden, ob der Arzt kontaktiert werden sollte.

Hyponatriämie

Seltener wird bei Antidepressiva an die Interaktion »Hyponatriämie« gedacht. Über das Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH) – und das insbesondere in der Kombination mit Diuretika, ACE-Hemmern, Sartanen oder Protonenpumpenhemmern (PPI) – können Hyponatriämien auftreten (3).

Zur Erklärung: Durch Ausschüttung des antidiuretischen Hormons (ADH, Vasopressin) kommt es zur verminderten Ausscheidung von Wasser und es entsteht eine sogenannte »Verdünnungshyponatriämie«. Patienten müssen daher zur Trinkmengenreduktion angehalten werden. Wird nun durch Gabe der genannten Wirkstoffgruppen noch vermehrt Natrium ausgeschieden, kommt es häufiger zu klinisch relevanten Hyponatriämien. Eine Substitution mit Natrium kann erforderlich sein, wobei die Korrektur nur langsam erfolgen darf, um eine pontine Myelinolyse (eine Schädigung der Myelinscheiden von Nervenfasern besonders im Hirnstamm, Pons) zu vermeiden. Es ist daher wichtig, an Elektrolytkontrollen zu denken, insbesondere zu Behandlungsbeginn, aber auch im Verlauf; Empfehlungen zu einzelnen Wirkstoffgruppen gibt die S3-Leitlinie »Unipolare Depression« (4).

Symptome, die auf eine Hyponatriämie durch inadäquate ADH-Sekretion hinweisen, sind vor allem Muskelschwäche und -schmerzen oder Muskelkrämpfe. Auch Trägheit kann auftreten. Bei schwerer ausgeprägter Hyponatriämie kann es zu einem erhöhten Hirndruck kommen, der Kopfschmerzen, Verwirrtheit und Krampfanfälle auslösen kann.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa