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Autoimmunität

Die Schattenseite des Immunsystems

Autoreaktivität ist der Preis dafür, dass das menschliche Immunsystem unzählige Antigene erkennt. Mechanismen der Immuntoleranz dämmen sie zwar ein, können sie aber nicht vollständig verhindern – es bleibt ein Risiko für die Entstehung von Autoimmunerkrankungen.
Robert Fürst
Ilse Zündorf
21.01.2024  08:00 Uhr

Periphere Toleranz

Durch die negative Selektion der zentralen Toleranz wird mit mehr als 85 Prozent ein Großteil der gebildeten Lymphozyten aussortiert. Trotzdem sind bei den überlebenden Zellen noch immer solche dabei, die Selbstantigene (schwach) binden können, sprich autoreaktive B- und T-Zellen. In der Peripherie, also in den sekundären lymphatischen Organen, wo die Lymphozyten auf ihre Antigene treffen und aktiviert werden, müssen also noch weitere Schutzmechanismen vorhanden sein, die eine Autoimmunität verhindern. Diese werden unter dem Begriff periphere Toleranz zusammengefasst.

Ein Prinzip basiert auf Anergie. Dabei erkennen sowohl autoreaktive B- als auch T-Lymphozyten zwar ihr jeweiliges Antigen, aber sie werden nicht aktiviert. Auch bei der klonalen Ignoranz bleibt die Aktivierung einzelner autoreaktiver Zellen aus: Selbstantigene, die sich in sogenannten immunprivilegierten Organen befinden, sind vor Angriffen durch das Immunsystem geschützt. Derartige Organe sind beispielsweise die Hoden, die Plazenta, die Augen oder das Gehirn, die entweder durch eine physikalische Barriere oder durch ein spezielles Zytokin-Milieu die autoreaktiven T-Lymphozyten fernhalten. Und schließlich existieren sowohl regulatorische B- als auch T-Zellen, die eine mögliche autoreaktive Immunantwort in Schach halten.

Auch die Mechanismen der peripheren Toleranz können autoreaktive Zellen nicht gänzlich eliminieren, sodass alle Menschen autoreaktive B- und T-Lymphozyten in sich tragen. Während die autoreaktiven T-Lymphozyten ihre Funktionen direkt ausüben, entwickeln sich autoreaktive B-Zellen zu Plasmazellen, die, anstelle des BCR, Antikörper der identischen Antigenspezifität exprimieren, sogenannte Autoantikörper. Das Vorhandensein der autoreaktiven T-Zellen und Autoantikörper nennt sich physiologische Autoimmunität. Bleibt die Frage, warum einige Menschen Autoimmunerkrankungen entwickeln und andere nicht.

Organspezifische und systemische Autoimmunerkrankungen

Weltweit leiden etwa 5 Prozent der Bevölkerung unter einer von ungefähr 80 bis 100 bisher beschriebenen Autoimmunerkrankungen. Zu den bekanntesten zählen sicherlich Rheumatoide Arthritis (RA), Multiple Sklerose (MS), systemischer Lupus erythematodes (SLE) oder auch Diabetes Mellitus Typ 1 (T1D). Unterscheiden lassen sich organspezifische und systemische Autoimmunerkrankungen, je nachdem ob die Symptome auf ein Organ beziehungsweise Gewebe beschränkt sind, wie bei der schilddrüsenspezifischen Hashimoto-Thyreoiditis, oder den ganzen Körper betreffen, wie bei SLE.

Ein weiteres Unterscheidungskriterium ist das auslösende Agens: Sind primär Autoantikörper für die Erkrankung verantwortlich oder aber autoreaktive T-Zellen? Bei etlichen Autoimmunerkrankungen ist es eine Mischung aus beidem – schließlich besteht eine enge Abhängigkeit durch die T-Zell-vermittelte Aktivierung und Differenzierung von B-Zellen.

Vorhersagen darüber, bei wem eine Autoimmunerkrankung ausbrechen wird, sind schwierig. Autoreaktive T-Zellen lassen sich deutlich schlechter nachweisen als Autoantikörper. Aber selbst wenn Autoantikörper im Blut vorkommen, heißt das nicht zwangsläufig, dass daraus eine Autoimmunerkrankung resultiert. Bei Bluttests von gesunden Spendern zeigte sich, dass circa 10 Prozent der Getesteten Autoantikörper trugen, keiner hatte jedoch einen entzündlichen Autoimmun-Phänotyp.

Einzig bei Autoantikörpern gegen zyklisches citrulliniertes Peptid lässt sich mit recht großer Wahrscheinlichkeit vorhersagen, dass die betroffene Person an RA erkranken wird.

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