Die Schattenseite des Immunsystems |
Zu diesen externen Faktoren gehören etwa die Ernährung und die Mikrobiota, Infektionen, Arzneistoffe, Rauchen und körperliche Aktivität, Schlaf und Schichtarbeit oder auch die Umweltverschmutzung.
Häufig ist eine Korrelation zwischen einer Autoimmunerkrankung und Übergewicht zu beobachten, vor allem bei RA oder SLE. Zum einen beeinflusst die Ernährungsweise die Zusammensetzung der Mikrobiota im Darm, die wiederum die Differenzierung der T-Zellen in Richtung proinflammatorische T-Helferzellen oder aber in Richtung Treg-Zellen steuert. Zum anderen bilden Fettzellen reichlich lösliche immunregulatorische Signalmoleküle, die eine Autoimmunerkrankung verstärken können.
Der Darm ist mit eng mit dem Immunsystem verzahnt. Seine Mikrobiota kann Immunzellen beeinflussen. / Foto: Getty Images/Oleksandra Troian
Eine möglichst abwechslungsreiche Ernährung mit viel Ballaststoffen und wenig Kohlenhydraten ist daher empfehlenswert. Auch salzarm sollte sie bestenfalls sein: Ein zu hoher Salzkonsum führt zur Induktion von Zytokinen und T-Helferzellen, die eine Entzündung fördern. Wichtig ist wohl auch eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D, das vielfältige Effekte auf Immunzellen ausübt.
Zigarettenrauch erhöht die Wahrscheinlichkeit, an RA, SLE oder MS zu erkranken. Durch zahlreiche Untersuchungen zur Korrelation zwischen Zigarettenrauch und Autoimmunerkrankungen, vor allem der Rheumatoiden Arthritis, sind die Mechanismen mittlerweile recht gut aufgeklärt: Der Konsum von Zigaretten stimuliert Entzündungsreaktionen, greift über das Toll-like-Rezeptor- und Komplementsystem in das unspezifische Immunsystem ein und fördert die Citrullinierung von Proteinen.
Auf der anderen Seite scheint Rauchen vor der Entwicklung eines Pemphigus vulgaris zu schützen beziehungsweise den Heilungsprozess zu unterstützen. Bei dieser seltenen Autoimmunkrankheit bilden sich Blasen auf der (Schleim-)Haut. Durch das im Zigarettenrauch enthaltene Nikotin werden die nikotinischen Acetylcholin-Rezeptoren der Keratinozyten aktiviert und die Zell-Zell-Adhäsionen verstärkt.
Auch andere Toxine können Autoimmunerkrankungen auslösen, etwa durch eine induzierte Zelllyse und vermehrte Freisetzung von Autoantigenen oder durch Bindung an körpereigene Proteine, wodurch neue Epitope geschaffen werden, die wiederum von Antikörpern und T-Zellen erkannt werden. Derartige reaktive Gruppen finden sich beispielsweise bei Phthalsäureanhydrid, Benzochinon, Formaldehyd, Ethylenoxid, Dinitrochlorbenzol, Picrylchlorid, Penicillinen und D-Penicillamin.