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Medikamente und Lebensmittel

Die acht häufigsten Interaktionen

Warum sollten Herz-Kreislauf-Patienten auf Lakritz verzichten? Wieso ist Mineralwasser für die Tabletteneinnahme nicht immer empfehlenswert? Und wie sieht es mit einem scheinbar harmlosen grünen Salat aus? 
PZ/AK Niedersachsen
03.09.2019  15:14 Uhr

In einer aktuellen Pressemitteilung klärt die Apothekerkammer Niedersachsen über die acht häufigsten Wechselwirkungen auf und rät Patienten dazu, sich bei Unsicherheiten vom Apotheker beraten zu lassen.

Top 1: Alkohol

Alkohol ist Störfaktor Nummer Eins, wenn es um Wechselwirkungen mit Arzneimitteln geht. Vor allem bei Medikamenten wie Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Antidepressiva oder anderen Psychopharmaka ist mit Problemen zu rechnen. Wie Alkohol haben auch diese Arzneimittel eine dämpfende Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Das kann zu einer gegenseitigen Verstärkung führen – im Extremfall kann es zu einem Atem- oder Herzstillstand kommen.

Alkohol verändert den Stoffwechsel, sodass manche Wirkstoffe langsamer abgebaut werden. Wirkungen und Nebenwirkungen können somit länger anhalten. Im schlimmsten Fall kann es dadurch zu Vergiftungen kommen. Nimmt der Patient bestimmte Antibiotika wie Metronidazol ein, können schon geringe Alkoholmengen zu Flush-Reaktionen wie Übelkeit, rotes Gesicht und Herzrasen führen, denn diese Medikamente verlangsamen den Abbau des Alkohols.

Besondere Vorsicht ist bei der Einnahme von Paracetamol und Alkohol geboten. Der Alkohol verstärkt die leberschädigenden Wirkungen des Medikaments mit möglicherweise lebensbedrohlichen Folgen. Daher gilt grundsätzlich: Wer Arzneimittel einnimmt, sollte besser auf Alkohol verzichten oder zumindest Rücksprache mit seinem Arzt oder Apotheker halten.

Top 2 und 3: Kaffee und Tee

Koffein erhöht den Blutdruck, dass ist Vielen bekannt. Die Reaktion verstärkt sich, wenn bestimmte Antibiotika, insbesondere Gyrasehemmer, gleichzeitig eingenommen werden. Der Körper kann das Koffein dann schlechter abbauen. Als Folge können verstärkt Herzrasen und Schlafstörungen auftreten. Aus diesem Grund sollte auch auf andere Koffeinquellen wie Schwarz-, Grün- oder Matetee und Cola verzichtet werden.

Die Gerbsäure in schwarzem Tee behindert die Aufnahme vieler Arzneistoffe ganz erheblich. Beispielsweise wird Eisen fest gebunden. Das hat zur Folge, dass es verstärkt ausgeschieden wird, statt über die Darmwand in den Blutkreislauf zu gelangen. Die um zwei Stunden versetzte Einnahme löst das Problem. Werden Arzneimittel eingenommen, bei denen ein gleichmäßiger Blutspiegel elementar ist, wie bei Psychopharmaka und Antiasthmatika, sollten gerbstoffhaltige Getränke komplett gemieden werden.

Top 4: Milchprodukte

Viele Arzneimittel wirken in Verbindung mit Calcium deutlich schlechter, das unter anderem in Quark, Joghurt und Milch in relevanten Mengen enthalten ist. Vor allem einige Antibiotika sind davon betroffen, die sich im Darm an Calcium binden. Diese Verbindung kann nicht mehr vollständig aufgenommen werden, sodass zu viel Wirkstoff im Darm verbleibt und ausgeschieden wird.

Besonders aufmerksam müssen Osteoporose-Patienten sein, für sie ist eine reichliche Calcium-Zufuhr notwendig. An den Tagen, an denen Bisphosphonate eingenommen werden, muss jedoch konsequent mindestens eine Stunde vor und mindestens zwei Stunden nach der Mahlzeit auf die Einnahme von Calcium-haltigen Produkten verzichtet werden. Der Körper kann die Wirkstoffe sonst nicht verwerten. Auch einige Medikamente gegen Parkinson dürfen nicht mit eiweißhaltigen Nahrungsmitteln kombiniert werden.

Top 5: Grapefruit und Grapefruitsaft

Die Grapefruit hat es in sich. Bereits vier Stunden nach der Einnahme von Grapefruit oder Grapefruitsaft verhält sich der Stoffwechsel in Hinblick auf die Wirkung vieler Arzneimittel fast unkalkulierbar. Dieser Effekt bleibt auch über viele Stunden bestehen, sodass eine zeitversetzte Einnahme alleine nicht ausreicht.

Daher gilt: Grapefruit sollte bei der Einnahme von Arzneimitteln besser komplett gemieden werden. Insbesondere bei Arzneimittel gegen Erektionsstörungen mit dem Wirkstoff Sildenafil, Cholesterinsenkern, die den Wirkstoff Simvastatin enthalten, Zolpidem-haltige Schlafmitteln oder Blutdruckmitteln mit Amlodipin und Verapamil ist große Vorsicht geboten.

Top 6: Lakritz

Bluthochdruck-Patienten aufgepasst, denn der Verzehr von größeren Mengen Lakritz kann für sie problematisch sein. Es kommt zu einer Veränderung des Mineralstoffwechsels mit Natrium-Anreicherungen und Kalium-Verlusten. Die Folge: Ödeme, also Wassereinlagerungen im Gewebe und Muskelschwäche. Neben Patienten mit Bluthochdruck sollten auch Herz-Kreislauf-Patienten, Diabetiker und Schwangere möglichst auf Lakritz verzichten.

Top 7: Mineralwasser

Einige Patienten kaufen extra mit Calcium und Eisen angereichertes Mineralwasser, um sich etwas Gutes zu tun. Doch viele Arzneimittel reagieren auf diese Mineralstoffe mit Wirkungsminderung. So kann zum Beispiel die Wirksamkeit von Osteoporosemitteln und Schilddrüsenpräparaten beeinträchtigt werden. Arzneimittel nimmt man daher am besten mit Leitungswasser ein. Liegen zwischen der Einnahme von Arzneimitteln und Mineralstoffen mindestens zwei Stunden, sind Patienten mit Blick auf die Wirksamkeit ihres Medikamentes auf der sicheren Seite.

Top 8: Salat und grünes Gemüse

Vitamin K benötigt der Körper für die Blutgerinnung. Diese Eigenschaft macht man sich zunutze, um die Wirkweise von Vitamin K gezielt zu blockieren und das Blut zu verdünnen. Die sogenannten Vitamin-K-Antagonisten wie Phenprocoumon (Marcumar® und Generika) reduzieren die Blutgerinnung. Sie werden eingesetzt, um das Risiko eines Blutgerinnsels zu mindern und einem Schlaganfall vorzubeugen.

Patienten, die blutgerinnende Medikamente einnehmen, sollten deshalb auf ihre Ernährung achten: Vitamin-K-reiche Lebensmittel wie Salat, Spinat, Grünkohl oder Rosenkohl, setzen die Wirkung dieser Arzneimittel herab. Blattsalat & Co. sollten daher nur in Maßen verzehrt werden. Wenn auf eine regelmäßige Zufuhr grünen Gemüses geachtet wird, kann gegebenenfalls die Medikamentendosis angepasst werden.

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