Der Weg zurück ins Leben |
Ab 5 Prozent verbrannter Körperoberfläche ist es indiziert, den Notruf zu tätigen. Die verletzte Person wird bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes betreut und ein Ersthelfer überprüft regelmäßig die Vitalfunktionen. Da die Haut ihre wärmeisolierende Fähigkeit verloren hat, wird der Patient mit einer Rettungsdecke warmgehalten und am besten in einem vorgewärmten Rettungswagen transportiert.
Bei Verdacht auf ein Inhalationstrauma, zum Beispiel durch Brandgase, sollten die Patienten in spezialisierten Zentren versorgt werden. / Foto: Adobe Stock/Marcel Paschertz
Bei schwereren Verletzungen ist der Patient in einem spezialisierten Zentrum für Brandverletzte am besten aufgehoben. Das ist zum Beispiel der Fall bei Verbrennungen Grad 2 von 10 Prozent und mehr der Körperoberfläche, Verbrennungen Grad 3, Verbrennungen an Händen, Gesicht oder Genitalien, Verbrennungen durch Elektrizität, einschließlich Blitzschlag, und bei Verätzungen durch Chemikalien.
Eine weitere Indikation für eine Behandlung im Verbrennungszentrum ist ein Inhalationstrauma. Anzeichen dafür sind Verbrennung des Gesichts, versengte Gesichts- und Nasenbehaarung, Ruß im Gesicht oder im Sputum sowie Zeichen der Atemwegsobstruktion.
Die Zentren für Brandverletzte in Deutschland sind bei der Zentralen Anlaufstelle für die Vermittlung von Krankenhausbetten für Schwerbrandverletzte in Hamburg gemeldet und auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (www.verbrennungsmedizin.de) verzeichnet. An der Behandlung sind in den Zentren plastische Chirurgen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Orthopädietechniker und Psychologen beteiligt (1).
Foto: BVA
Mehr als ein Fünftel aller Augenverletzungen sind Verätzungen. Sie treten hauptsächlich bei Arbeitsunfällen auf, sind jedoch zunehmend auch in häuslicher Umgebung oder als Folge von Angriffen zu beobachten.
Die Symptome sind unspezifisch und stehen nicht unbedingt mit der Schwere der Verletzung im Zusammenhang. Um bleibende Schäden möglichst zu vermeiden, müssen der Betroffene und der Ersthelfer sofort richtig reagieren. Sobald die Chemikalie ins Auge gelangt ist, wird mit sauberem lauwarmen Wasser oder einer Augenspüllösung gespült. Das verdünnt die Chemikalie und entfernt sie.
Dem Arzt helfen Informationen zur Art der Chemikalie. Dazu können die Packung, Fachinformation oder das Sicherheitsdatenblatt mitgebracht werden. Cortisol-haltige Augentropfen können die Entzündung reduzieren und weiteren Gewebeverlust verhindern. Die Dosierung sollte der Schwere der Verätzung angemessen sein, mit einer initialen Anwendung bei schweren Verätzungen bis zu stündlich.
Bei Epitheldefekten besteht Infektionsgefahr. Daher können antibiotische Augentropfen angezeigt sein. Benetzende Augentropfen fördern die Epithelialisierung und können das Wohlbefinden des Patienten verbessern. Augensalben mit Dexpanthenol bedecken die Augenoberfläche mit einem lindernden Salbenfilm. Lokale Ophthalmika sollten phosphatfrei und ohne Konservierungsmittel sein, um weitere Reizungen zu vermeiden. Welche Präparate im Einzelfall geeignet sind, legt der Augenarzt fest.
Bei mittelgradigen bis schweren Verätzungen können Vitamin-C-Augentropfen (10 Prozent, stündliche Gabe) oder die orale Einnahme von Vitamin C (1 bis 2 g, bis zu viermal täglich bei Erwachsenen) die Abheilung unterstützen.
Bei Hornhauteinschmelzung sind Antibiotika wie Doxycyclin oder Tetracyclin oder Makrolide eine Option. Sie reduzieren unabhängig von ihren antimikrobiellen Eigenschaften die von Matrix-Metalloproteinasen (MMP) initiierten Degradierungsprozesse von Kollagen Typ I.
Quelle: S1-Leitlinie »Akute Verätzung am Auge«; AMWF-Reg. Nr. 045-018; Stand 2021