Der Weg zurück ins Leben |
Über verbrannte Hautflächen geht viel Flüssigkeit verloren, das dem Blutkreislauf und den lebenswichtigen Organen nicht mehr zur Verfügung steht. Es drohen lebensbedrohliche Komplikationen wie Flüssigkeitsverlust, Schock und Organversagen.
Um die verbrannte Körperoberfläche (VKOF) abzuschätzen, hilft die Neuner-Regel nach Wallace. Für Erwachsene gilt, dass der Kopf 9 Prozent der Körperoberfläche ausmacht, die Arme je 9 Prozent, Rumpf vorne und hinten je 18 Prozent, Beine je 18 Prozent und die Anal-Genital-Region 1 Prozent (8).
Entscheidend für die Versorgung von Brandwunden sind deren Ausdehnung und Tiefe. Doch wie tief Haut und Gewebe verletzt sind, lässt sich oft nicht auf Anhieb beurteilen. Links: Brandblasen an den Fingern; rechts: Verbrennung zweiten Grades am Arm / Foto: Adobe Stock/jagroe / Getty Images/JodiJacobson
Eine Alternative ist die Handflächenregel. Laut Leitlinie bietet sie sich besonders für Kinder an oder wenn die Verbrennungen fleckig verteilt sind. Die Regel geht davon aus, dass die Fläche einer Hand inklusive der Finger etwa 1 Prozent der Körperoberfläche eines Menschen umfasst.
Um eine Verbrennung zu beurteilen, ist ferner der Verbrennungsgrad relevant. Damit ist die Ausdehnung einer thermischen Verletzung in die Tiefe gemeint (Tabelle 2). Bei Verbrühungen lässt sich die Tiefe des Gewebeschadens oft erst nach ein paar Tagen beurteilen. Gerade hier wird häufig zunächst die Fläche überschätzt und die Tiefe unterschätzt.
Auch kann von der Schmerzintensität nur bedingt auf die Tiefe der Verbrennung geschlossen werden. Bei Verbrennungen von Grad 3 und 4 werden schmerzleitende Nervenfasern zerstört. Die Bereiche sind gefühllos. Besonders starke Schmerzen sind hingegen oft mit Verbrennungen vom Grad 2A verbunden (1).
Grad | Betroffene Hautschichten und Gewebe | Symptome | Heilungsverlauf |
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1 | Epidermis (äußere Hautschicht) | Rötung, Schwellung, starker Schmerz, keine Blasenbildung | heilen meist innerhalb weniger Tage ab, ohne Narben zu hinterlassen |
2A | Epidermis und ein Teil der Dermis | Rötung, Blasenbildung, feuchter hyperämischer Wundgrund, Hautanhangsgebilde intaktstarker Schmerz | heilt ohne chirurgische Intervention in 7 bis 14 Tagen abNarben können, müssen aber nicht entstehen |
2B | tief dermal, partiell Haarfollikel und Schweißdrüsen-Ausführungsgänge | Blasenbildung, weißlicher feuchter WundgrundHautanhangsgebilde partiell vorhandenmäßiger Schmerz | langwierige Abheilung, Narbenbildung |
3 | Epidermis und Dermis | trockene weißliche Hautnekrose bis hin zur VerkohlungVerlust von Hautanhangsgebildenkeine Schmerzen | langwierige Abheilung, Narbenbildung |
4 | Unterhautfettgewebe, eventuell Muskeln, Sehnen, Knochen und Gelenke | VerkohlungNervenenden sind zerstört, der Bereich ist gefühllos | langwierige Abheilung, Narbenbildung |