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Kleinere Verbrennungen sollten zunächst gekühlt werden. Dabei sollte das Wasser aber etwa lauwarm und keinesfalls eiskalt sein. / Foto: Adobe Stock/Dan Race
Ein paar Zahlen vorweg: Bei leichten thermischen Verletzungen geht man von einer jährlichen Inzidenz von 600 pro 100.000 Einwohnern aus. Sie treten damit deutlich häufiger auf als schwere Formen, deren Inzidenz mit 1:60.000 bis 1:50.000 beziffert wird. Männer sind mit einem Anteil von 71 Prozent viel häufiger betroffen als Frauen. Altersmäßig trifft es Erwachsene von 20 bis 59 Jahren mit 59,5 Prozent am häufigsten, die Gruppe Ü60 ist mit 24,6 Prozent die zweitgrößte. Die meisten thermischen Verletzungen passieren mit 65,4 Prozent im häuslichen Umfeld, bei 21,4 Prozent handelt es sich um Arbeitsunfälle. Der Straßenverkehr spielt mit einem Anteil von 1,8 Prozent eine untergeordnete Rolle. Weitere 11,4 Prozent verteilen sich auf verschiedene sonstige Ursachen.
Thermische Verletzungen umfassen nicht nur Verbrennungen. Man versteht darunter jegliche Hitzeeinwirkung, die die Reaktionsfähigkeit der Haut überfordert. Die direkte Einwirkung von Flammen (52 Prozent) und Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten (23 Prozent) stehen bei Erwachsenen an erster Stelle. Letztere seien in den ersten Tagen oft nur schwer zu beurteilen, so die S2k-Leitlinie »Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen«. Die Fläche werde meist überschätzt, die Tiefe hingegen häufig unterschätzt. Schmerzen seien hier zur Unterscheidung der Verletzungstiefe nur bedingt geeignet. Außerdem kommen Explosionen (6 Prozent), Verbrennungen durch heiße Fette (6 Prozent), Kontaktverbrennungen (5 Prozent), aber auch Stromunfälle (4 Prozent) und sonstige Ursachen wie Sonne oder Reibung (4 Prozent) infrage. Anders als bei Erwachsenen überwiegen bei Kindern mit über 70 Prozent Verbrühungen.
Je nach Höhe der Temperatur und Dauer der Einwirkzeit kommt es zu unterschiedlichen Schädigungen der Haut und ihrer Anhangsgebilde. Zur Einordnung der Schwere einer thermischen Verletzung werden der Anteil der betroffenen Körperoberfläche, die Tiefenausdehnung und die Lokalisation herangezogen (siehe Tabelle). Um die Ausdehnung bei Erwachsenen abzuschätzen, kommt häufig die NeunerRegel nach Wallace zum Einsatz (siehe Grafik): Pro Arm und für den Kopf werden jeweils 9 Prozent gerechnet, je Bein 18 Prozent, für Brust und Bauch 18 Prozent, für den Rücken ebenfalls 18 Prozent und den Genitalbereich 1 Prozent. Bei wenig ausgedehnten und bei fleckig verteilten Verbrennungen kann außerdem die Handflächenregel herangezogen werden. Als Maß dient dabei die Handfläche (inklusive der Finger) des Betroffenen. Sie beträgt 1 Prozent.
Grad der Verbrennung | Betroffene Hautschichten | Klinik |
---|---|---|
1 | Epidermis | Rötung, starker Schmerz, wie Sonnenbrand |
2a | Oberflächige Dermis | Blasenbildung, Wundgrund rosig und rekapillarisierend, starker Schmerz, Haare fest verankert |
2b | Tiefe Dermis (mit Hautanhangsgebilden) | Blasenbildung, Wundgrund blasser und nicht oder schwach rekapillarisierend, reduzierter Schmerz, Haare leicht zu entfernen |
3 | Komplette Dermis | Trockener, weißer, lederartig harter Wundgrund, keine Schmerzen, keine Haare mehr vorhanden |
4 | Unterhautfettgewebe, Muskelfaszie, Muskeln, Knochen | Verkohlung |