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Verbrennungen und Verbrühungen

Rasch und richtig handeln

Thermische Verletzungen gehören zu den häufigen Ereignissen. Jede Jahreszeit birgt dabei eigene Gefahren: heiße Getränke oder Backbleche im Winter, Grills oder zu viel Sonne im Sommer. Praktisch ganzjährig kommen Lötkolben, Bügeleisen und Fritteusen als Ursachen infrage. Was man über Hintergründe und Sofortmaßnahmen wissen sollte.
AutorKontaktMaria Pues
Datum 14.03.2023  07:00 Uhr

Ein paar Zahlen vorweg: Bei leichten thermischen Verletzungen geht man von einer jährlichen Inzidenz von 600 pro 100.000 Einwohnern aus. Sie treten damit deutlich häufiger auf als schwere Formen, deren Inzidenz mit 1:60.000 bis 1:50.000 beziffert wird. Männer sind mit einem Anteil von 71 Prozent viel häufiger betroffen als Frauen. Altersmäßig trifft es Erwachsene von 20 bis 59 Jahren mit 59,5 Prozent am häufigsten, die Gruppe Ü60 ist mit 24,6 Prozent die zweitgrößte. Die meisten thermischen Verletzungen passieren mit 65,4 Prozent im häuslichen Umfeld, bei 21,4 Prozent handelt es sich um Arbeitsunfälle. Der Straßenverkehr spielt mit einem Anteil von 1,8 Prozent eine untergeordnete Rolle. Weitere 11,4 Prozent verteilen sich auf verschiedene sonstige Ursachen.

Thermische Verletzungen umfassen nicht nur Verbrennungen. Man versteht darunter jegliche Hitzeeinwirkung, die die Reaktionsfähigkeit der Haut überfordert. Die direkte Einwirkung von Flammen (52 Prozent) und Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten (23 Prozent) stehen bei Erwachsenen an erster Stelle. Letztere seien in den ersten Tagen oft nur schwer zu beurteilen, so die S2k-Leitlinie »Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen«. Die Fläche werde meist überschätzt, die Tiefe hingegen häufig unterschätzt. Schmerzen seien hier zur Unterscheidung der Verletzungstiefe nur bedingt geeignet. Außerdem kommen Explosionen (6 Prozent), Verbrennungen durch heiße Fette (6 Prozent), Kontaktverbrennungen (5 Prozent), aber auch Stromunfälle (4 Prozent) und sonstige Ursachen wie Sonne oder Reibung (4 Prozent) infrage. Anders als bei Erwachsenen überwiegen bei Kindern mit über 70 Prozent Verbrühungen.

Schwere der Verletzung

Je nach Höhe der Temperatur und Dauer der Einwirkzeit kommt es zu ­unterschiedlichen Schädigungen der Haut und ihrer Anhangsgebilde. Zur Einordnung der Schwere einer thermischen Verletzung werden der Anteil der betroffenen Körperoberfläche, die Tiefenausdehnung und die Lokalisation herangezogen (siehe Tabelle). Um die Ausdehnung bei Erwachsenen abzuschätzen, kommt häufig die Neuner­Regel nach Wallace zum Einsatz (siehe Grafik): Pro Arm und für den Kopf werden jeweils 9 Prozent gerechnet, je Bein 18 Prozent, für Brust und Bauch 18 Prozent, für den Rücken ebenfalls 18 Prozent und den Genitalbereich 1 Prozent. Bei wenig ausgedehnten und bei fleckig verteilten Verbrennungen kann außerdem die Handflächenregel herangezogen werden. Als Maß dient dabei die Hand­fläche (inklusive der Finger) des Betroffenen. Sie beträgt 1 Prozent.

Grad der Verbrennung Betroffene Hautschichten Klinik
1 Epidermis Rötung, starker Schmerz, wie Sonnenbrand
2a Oberflächige Dermis Blasenbildung, Wundgrund rosig und rekapillarisierend, starker Schmerz, Haare fest verankert
2b Tiefe Dermis (mit Hautanhangsgebilden) Blasenbildung, Wundgrund blasser und nicht oder schwach rekapillarisierend, reduzierter Schmerz, Haare leicht zu entfernen
3 Komplette Dermis Trockener, weißer, lederartig harter Wundgrund, keine Schmerzen, keine Haare mehr vorhanden
4 Unterhautfettgewebe, Muskelfaszie, Muskeln, Knochen Verkohlung
Klassifikation der Verbrennungstiefe (Quelle: S2k-Leitlinie Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen)

Kühlen: lauwarm statt kalt

Sofort kühlen! Diese Empfehlung haben viele verinnerlicht, wenn es um die Erstversorgung von thermischen Verletzungen geht (siehe Kasten). Dabei gibt es jedoch Einschränkungen und Ausnahmen zu beachten. So soll die Wassertemperatur nicht eisig sein, sondern mit 20 °C allenfalls kühl bis lauwarm. Das vorsichtige Kühlen dient ausschließlich der Linderung der Schmerzen und sollte bis zu deren Besserung beziehungsweise bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes erfolgen. Auch soll es nur bei Patienten mit deutlichen Schmerzen im verbrannten Areal vorgenommen werden. Der Hintergrund dieser Empfehlung ist, dass nur Verbrennungen ersten und zweiten Grades mit erheblichen Schmerzen einhergehen. Kaum oder gar keine Schmerzen weisen auf eine Verbrennung dritten oder vierten Grades hin, da hier neben Gewebe auch Nervenfasern zerstört werden. Eine anhaltende Kühlung mit Leitungswasser sollte außerdem nur bei kleinflächigen Brandverletzungen bis etwa 5 Prozent Körperoberfläche eingesetzt werden; andernfalls steigt das Risiko einer Auskühlung. Diese ist bei Kindern besonders groß. Bei ihnen sollten nur die Extremitäten gekühlt werden.

Grundsätzlich gilt außerdem: Zu starke Abkühlung schadet mehr, als dass sie nützt. So kann das Aufbringen von Eiswürfeln ein verbrühtes Areal zusätzlich schädigen. Auch Kühlpacks sollten nicht zum Einsatz kommen, denn bei zu starker Kühlung erfolgt nach initialer Vasokonstriktion eine ­reaktive Hyperämisierung, durch die die Schmerzwahrnehmung wieder zunimmt. Zudem wird die Ödembildung durch Kühlung nicht wesentlich vermindert, die Ödemresorption jedoch verzögert.

Selbstbehandlung kleiner Brandverletzungen

Verbrennungen und Verbrühungen ersten Grades heilen meist ohne bleibende Veränderungen ab, doch können sie deutliche Schmerzen verursachen. Nach dem Kühlen durch Wasser können hier (wie bei Verbrennungen zweiten Grades) Brandgele die Beschwerden weiter lindern, indem sie ein kühlendes Gefühl vermitteln und die Regulation der Hautfeuchtigkeit unterstützen (etwa Brand- und Wundgel Medice® oder Octenisept® Gel). Sie bilden beim Trocknen einen Film, der die beschädigte Haut schützt. Kleine Brandwunden zweiten Grades sollten außerdem desinfiziert werden. Zur weiteren Versorgung stehen ­unter anderem Hydrokolloid-Verbände (etwa Hartmann cosmos® Brandwundenpflaster) zur Verfügung. Sie nehmen Wundsekret auf, ohne mit der Wundfläche zu verkleben, und schützen diese außerdem vor Druck oder ­Reibung.

Aufmerksam beobachten

Auch nach Abschluss der akuten Schmerzphase und bei beginnender Abheilung sollte man Brandwunden erhöhte Aufmerksamkeit schenken. So bergen sie häufig ein erhöhtes Risiko für Infektionen und Entzündungen, da sich im Wundgebiet Gewebereste/Zelltrümmer befinden; außerdem bluten sie kaum, sodass diese auf diesem Weg nicht aus dem Wundgebiet gelangen können. Bei entsprechenden Anzeichen sollte daher auch bei kleineren Verletzungen zum Arztbesuch geraten werden. Brandblasen sollten zudem nicht in Eigenregie geöffnet werden.

Und: Auch wenn bei einer ther­mischen Verletzung nur eine geringe Hautfläche betroffen ist, kann diese mit einer erheblichen Narbenbildung einhergehen. Dies kann langfristig nicht nur ein kosmetisches Problem darstellen, sondern auch die Funk­tionsfähigkeit der Haut beeinträch­tigen.

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