Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Internationale Freinamen

Der Name ist Programm

Eine schier unüberschaubare Zahl von Arzneistoffen ist in Deutschland auf dem Markt. Die Internationalen Freinamen (INN) sind ein probates Mittel, Arzneistoffe bestimmten Klassen zuzuordnen. Ermöglicht wird dies durch ein System markanter Kennsilben in den Namen. Ein Überblick über Präfixe, Infixe und Suffixe als informative Bestandteile von Arzneistoffnamen.
AutorKontaktFranz Bracher
AutorKontaktFerdinand Breu
AutorKontaktIsabel Hammerl
Datum 06.06.2021  08:00 Uhr

INN von Proteinen und monoklonalen Antikörpern

Die WHO-Regeln zur Bildung von INN gelten auch für hochmolekulare Wirkstoffe. Auch für diese sind typische Kennsilben festgelegt. So haben Enzyme das allgemeine Suffix »ase« (das oft noch verfeinert wird, zum Beispiel zu »plase« wie bei Alteplase und Tenecteplase).

Bei den monoklonalen Antikörpern wurde die allgemeine Kennsilbe »mab« (für monoclonal antibody) durch Infixe noch verfeinert (2). So wurden die INN baukastenartig aus einem frei wählbaren Präfix, einem Infix, das das Target beziehungsweise die Krankheit definiert, einem weiteren Infix zur Herkunft des Antikörpers und dem Suffix »mab« aufgebaut. Einige Beispiele: Demzufolge ist Trastuzumab ein zur Tumortherapie (»tu«) eingesetzter humanisierter (»zu«) monoklonaler Antikörper (»mab«) und Infliximab ein immunmodulatorisch aktiver (»li«) chimärer (»xi«) Antikörper.

Diese Nomenklatur wurde 2017 überarbeitet (1, 3). Die INN setzen sich nun nur noch aus drei Teilen zusammen: Das Präfix ist weiterhin frei wählbar. Das Infix steht für das Target des Antikörpers und hierfür gibt es neu festgelegte Silben. Das Suffix »mab« bleibt (Tabelle 3). Bislang sind erst wenige Antikörper mit der neuen Nomenklatur zugelassen und die INN der sich am Markt befindenden Antikörper werden nicht angepasst. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die neuen INN etablieren: Im März 2021 hat die EMA bereits eine Empfehlung für die Kombination aus Bamlanivimab und Etesevimab für den Einsatz bei Covid-19-Patienten (daher das Infix »-vi-«) abgegeben.

Infix Target
-ami- Serum-Amyloid A
-ba- Bakterien
-ci- kardiovaskulär
-fung- Pilze
-gros- Skelettmuskulatur-Wachstumsfaktoren
-ki- Interleukine
-li- Immunsystem
-ne- Nervensystem
-os- Knochen
-tu- Tumore
-toxa- Toxin
-vet- veterinärmedizinischer Gebrauch
-vi- Viren
Tabelle 3: Neues System zur Benennung von monoklonalen Antikörpern. Das Präfix ist beliebig wählbar, das Infix zeigt das Target an.

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate mit Doppelnamen

Kurz soll auch auf neuartige Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (Chemoimmunkonjugate) eingegangen werden. Diese in der Regel zur Krebstherapie eingesetzten Wirkstoffe enthalten einen monoklonalen Antikörper, dessen vorwiegende Aufgabe es ist, Oberflächenstrukturen von bestimmten Tumoren zu erkennen und den eigentlichen Wirkstoff spezifisch in die Tumorzellen zu bringen. Über einen »Linker« (Abstandshalter) ist ein starkes Zellgift kovalent an den Antikörper gebunden. Nach Internalisierung in die Tumorzelle durch Endozytose wird der Linker gespalten (enzymatisch oder pH-gesteuert in den sauren Endosomen) und das Zellgift am gewünschten Ort freigesetzt. Der Antikörper wird abgebaut.

Die INN derartiger Konjugate setzen sich zusammen aus dem INN des monoklonalen Antikörpers und einem zweiten Wort, das als reines Kunstwort den Linker und das Zellgift charakterisiert. Daraus resultieren INN wie Brentuximab vedotin, Enfortumab vedotin, Polatuzumab vedotin-piiq (angehängte vierbuchstabige Kürzel wie »piiq« sind eine Eigenheit der FDA in den USA) beziehungsweise Trastuzumab deruxtecan und Gemtuzumab ozogamicin.

Ähnliche Wortungetüme findet man auch bei Gentherapeutika. Deren INN bestehen ebenfalls aus zwei Wörtern, jedes beginnend mit einem frei wählbaren Präfix. Das Wort für die Genkomponente enthält ein Infix, das das Gen charakterisiert, und das Suffix »gen(e)«. Das zweite Wort – für den Vektor – enthält ein Infix, das den verwendeten Vektor beschreibt und je nach Vektorklasse ein Suffix (»vec« für virale Vektoren, »bac« für bakterielle Vektoren, »plasmid« für Plasmide als Vektoren) (3). Hieraus resultieren INN wie Onasemnogen-Abeparvovec und Miralimogene Ensolisbac.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa