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Weltnichtrauchertag

Der Einstieg in den Ausstieg

Toxische Folgen und Abhängigkeit

Bei starken Rauchern klingen die angenehmen Effekte schon innerhalb von 20 bis 30 Minuten wieder ab, sodass der Drang entsteht, erneut eine Zigarette anzuzünden. Bleibt neues Nikotin aus, kommt es zu Entzugserscheinungen wie Ärger, Aggressivität, Angst, depressiver Stimmung, Konzentrationsstörungen, Unruhe, Schlafstörungen und Appetitsteigerung – Symptome, die durch eine erneute Nikotinaufnahme unterdrückt werden und so einen Wiederholungskreislauf in Gang setzen.

Nikotin ist für das Entstehen von Abhängigkeit verantwortlich, Teer und zahlreiche andere Schadstoffe für körperlichen Schäden. Nikotin verengt die Blutgefäße. Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße und der äußeren Gliedmaßen sind die Folge. Das Thromboserisiko steigt, die Atmungsorgane leiden. Die Schäden reichen von einer chronischen Bronchitis bis hin zu Lungenkarzinomen. 90 bis 95 Prozent dieser Tumoren werden als direkte Folge des Rauchens eingeschätzt. Insgesamt wird mehr als ein Drittel aller Krebserkrankungen auf Tabakrauch zurückgeführt.

Die Frühgeburtsrate liegt bei rauchenden Frauen um 30 Prozent höher als bei Nichtraucherinnen. Die Neugeborenen haben ein geringeres Geburtsgewicht und sind oft kleiner. Etwa ein Drittel behält dauerhaft körperliche oder geistige Schäden.

Abhängigkeit erkennen

Die S3-Leitlinie zur Prävention, Diagnostik und Behandlung des schädlichen und abhängigen Konsums aus dem Jahr 2015 (AWMF-Registernummer 076 – 006) wird derzeit überarbeitet. Sie grenzt die Erfassung des Tabakkonsums von der Diagnose »Tabakabhängigkeit« ab.

Beim Tabakkonsum unterscheidet man zwischen Gelegenheits- und regelmäßigen Konsumenten und erfasst die Menge des Zigarettenkonsums in Zigaretten pro Tag. Dauer und Intensität des Konsums wird in »pack years« angegeben, dem Produkt aus durchschnittlicher Zahl der Zigarettenschachteln pro Tag und Anzahl der Jahre, seit denen geraucht wird.

Wie viel Nikotin konsumiert wird, lässt sich aber nicht nur rechnerisch, sondern auch biochemisch ermitteln. Nikotin wird rasch abgebaut, doch sein Hauptmetabolit Cotinin eignet sich mit einer Halbwertszeit von 16 bis 22 Stunden als Maß für den Tabakkonsum. Nikotin und Cotinin können quantitativ im Urin, Speichel oder Serum bestimmt und damit die Nikotinaufnahme in den Körper ermittelt werden. Auch bei Passivrauchern findet sich Cotinin in den Körperflüssigkeiten.

Die Diagnose »Abhängigkeit« wird entsprechend der aktuellen Internationalen Klassifikation von Krankheiten ICD-10 gestellt, wenn mindestens drei von acht der folgenden Kriterien erfüllt sind:

  • übermächtiger Konsumwunsch oder -zwang,
  • Kontrollverlust bezüglich des Beginns, der Menge und des Endes des Konsums,
  • körperliches Entzugssyndrom,
  • Konsum zur Vermeidung von Entzugssymptomen,
  • Vernachlässigung anderer Interessen,
  • Toleranzentwicklung,
  • eingeengtes Verhaltensmuster und
  • Konsum trotz nachteiliger Folgen (psychisch, physisch, sozial).

Ein weltweit etabliertes Verfahren, um zu messen, ob und wie stark ein Raucher abhängig ist, ist der Fagerström-Test (Kasten). Entwickelt wurde er von dem schwedischen Arzt Professor Dr. K.O. Fagerström. Der Fagerström-Test für Zigarettenabhängigkeit ist in Behandlungsstudien weit verbreitet und hat eine hohe Zuverlässigkeit und Gültigkeit zur Vorhersage kurz- oder langfristig erreichbarer Abstinenz.

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