Der Einstieg in den Ausstieg |
Die meisten Raucher unternehmen mehrere Anstrengungen, um abstinent zu werden und zu bleiben. / Foto: Getty Images/Virojt Changyencham
Mark Twain hat es vorgemacht: »Mit dem Rauchen aufzuhören ist die einfachste Sache der Welt. Ich muss es wissen, denn ich habe es schon hundertmal ausprobiert.« Die eigentliche Herausforderung liegt darin, auf Dauer Nichtraucher zu bleiben.
Wie in jedem Jahr mahnt die Weltgesundheitsorganisation am 31. Mai zu einem Rauchstopp. Zwar wurde die Zigarette mittlerweile aus den meisten Restaurants, Bars und TV-Filmen verbannt und der Tabakkonsum verliert an Bedeutung, doch noch immer sterben weltweit fünf Millionen Menschen jährlich an dessen Folgen. Die meisten Raucher unternehmen mehrere Anstrengungen, um abstinent zu werden und zu bleiben. Nur auf die eigene Willenskraft gestützt sind nur 3 bis 5 Prozent von ihnen nach einem Jahr noch rauchfrei. Tatsächlich birgt Nikotin ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial, das eng mit seiner physiologischen Wirkung zusammenhängt.
Nikotin wird innerhalb von rund 10 Sekunden ins Gehirn transportiert, so rasch wie kein anderer Stoff. Dort stimuliert die Substanz nikotinische Acetylcholin-Rezeptoren, und im zentralen Nervensystem entstehen zusätzliche Andockstellen für Nikotin.
Außerdem fördert Nikotin die Ausschüttung des Hormons Adrenalin sowie der Neurotransmitter Dopamin und Serotonin. In niedrigen Mengen hat es dadurch einen stimulierenden Effekt. Konzentration und Aufmerksamkeit nehmen zu, und Entspannung breitet sich im ganzen Körper aus: ein Effekt, der als Belohnung wahrgenommen wird. Durch klassische Konditionierung werden die angenehmen Gefühle beim Konsum an bestimmte Situationen, Tätigkeiten oder Schlüsselreize gekoppelt.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) nennt in ihrem gerade veröffentlichten Bericht neue Zahlen zur Häufigkeit des Tabakgenusses. Betrug der Konsum von Zigaretten im Jahr 2000 genau 139.625 Millionen, so war er 2019 auf 74.596 gefallen.
Laut dem Suchtsurvey des Instituts für Therapieforschung (IFT) aus dem Jahr 2018 beträgt die durchschnittliche Prävalenz bei Männern zwischen 18 und 64 Jahren 26,4 Prozent, bei Frauen 20,2 Prozent. Die Zahl der Raucher sinkt, insbesondere bei 12- bis 17-Jährigen von durchschnittlich 28 Prozent im Jahr 1997 auf 8,7 Prozent im Jahr 2018. Im Trend liegen dagegen elektrische Wasserpfeifen (E-Shishas). Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt die Shisha etwa die gleiche Menge an Nikotin ab wie ein Päckchen Zigaretten.
Nach den Kriterien des Klassifikationssystem DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) sind 9,8 Prozent der Männer und 7,3 Prozent der Frauen abhängig von Tabakerzeugnissen, insgesamt 4,4 Millionen Menschen in Deutschland.