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Rote-Hand-Brief

Dapagliflozin nicht mehr bei Typ-1-Diabetes anwenden

Dapagliflozin (Forxiga®) verliert die Indikation für Typ-1-Diabetes. Der Grund ist das häufige Auftreten von diabetischen Ketoazidosen bei Typ-1-Diabetikern. Der Einsatz bei Typ-2-Diabetikern und zwei weiteren Indikationen ist dagegen weiterhin möglich.
Daniela Hüttemann
29.10.2021  13:30 Uhr

Dapagliflozin (Forxiga® von Astra-Zeneca) kam 2012 in Deutschland auf den Markt. Der Arzneistoff ist der erste Vertreter der SGLT-2-Inhibitoren und war anfangs nur zur Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen. 2019 folgte eine Indikationserweiterung für Typ-1-Diabetes als Zusatztherapie zu Insulin bei Patienten mit einem BMI ≥ 27 kg/m2, wenn Insulin allein trotz optimaler Insulintherapie keine ausreichende glykämische Kontrolle bietet. Auf diese Indikation verzichtet Astra-Zeneca nun. Seit dem 25. Oktober darf Dapagliflozin 5 mg nicht mehr bei Typ-1-Diabetes angewendet werden, wie das Unternehmen heute in einem Rote-Hand-Brief mitteilt.

Astra-Zeneca verweist auf die diabetische Ketoazidose als häufige Nebenwirkung bei Typ-1-Diabetikern (bei mindestens einem von 100 behandelten Patienten). Dagegen tritt diese gefährliche Stoffwechselentgleisung bei Typ-2-Diabetikern unter Dapagliflozin nur selten auf (einer bis zehn von 10.000 Behandelten). Daher bleibt die Zulassung für Typ-2-Diabetes erhalten (empfohlene Dosis: 10 mg). Darüber hinaus ist Dapagliflozin auch unabhängig von Typ-2-Diabetes seit November 2020 zugelassen für Patienten mit symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion sowie seit August 2021 auch bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz. Auch diese beiden Indikationen bleiben bestehen.

Typ-1-Diabetiker sollten Dapagliflozin nun aber nicht eigenmächtig absetzen, sondern in Absprache mit einem auf die Diabetes-Behandlung spezialisierten Arzt, »sobald dies klinisch praktikabel ist«. In dieser Zeit sollte der Blutzucker häufig gemessen und die Insulindosis vorsichtig erhöht werden, um das Risiko einer Hypoglykämie zu minimieren.

Auflage für die Zulassung bei Typ-1-Diabetes waren zusätzliche Maßnahmen zur Risikominimierung einer diabetischen Ketoazidose, darunter sogenanntes Blaue-Hand-Material inklusive einer Broschüre für Ärzte und eine Patientenkarte. Diese stehen nun nicht mehr zur Verfügung, teilte Astra-Zeneca mit.

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