Dapagliflozin bei Herzinsuffizienz |
Kerstin A. Gräfe |
06.11.2020 15:00 Uhr |
In der EU darf Dapagliflozin jetzt auch bei Patienten mit Herzinsuffizienz eingesetzt werden, wenn diese nicht an Diabetes mellitus erkrankt sind. / Foto: Fotolia/peshkova
Herzinsuffizienz ist eine lebensbedrohliche Krankheit, an der in Deutschland fast 2,5 Millionen Menschen leiden. Bei etwa der Hälfte liegt eine reduzierte Ejektionsfraktion vor. Für dieses Patientenkollektiv ist Dapagliflozin eine neue Therapieoption. Der SGLT-2-Inhibitor hat am 3. November von der Europäischen Kommission die Zulassung zur Behandlung symptomatischer chronischer Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) bei Erwachsenen mit und ohne Typ-2-Diabetes erhalten. In den USA hatte die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA die Indikation bereits im Mai dieses Jahres erweitert. Dort ist Dapagliflozin unter dem Handelsnamen Farxiga® auf dem Markt.
Die Zulassung basiert auf den Daten der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studie DAPA-HF. Darin konnte Dapagliflozin zusätzlich zur Standardtherapie versus Placebo das Risiko des kombinierten primären Endpunktes bestehend aus kardiovaskulär-bedingtem Tod oder Verschlechterung der Herzinsuffizienz (definiert als Hospitalisierung oder notfallmäßiger Arztkontakt wegen Herzinsuffizienz) signifikant um relativ 26 Prozent verringern. Das Risiko für kardiovaskulär-bedingtem Tod war unter Dapagliflozin verglichen mit Placebo um relativ 18 Prozent reduziert. Des Weiteren ergab die Auswertung der sogenannten Patient Reported Outcomes (PRO), ein etabliertes Messinstrument zur Erfassung der Wahrnehmung des Patienten, unter Dapagliflozin eine signifikante und klinisch relevante Verbesserung des wahrgenommenen Gesundheitszustandes.
Dapagliflozin wird derzeit in weiteren Studien bei Patienten mit Herzinsuffizienz untersucht; zum Beispiel in den Studien DELIVER (Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion, HFpEF) und DETERMINE (HFrEF und HFpEF). Zudem wird der SGLT-2-Hemmer in der Studie DAPA-MI bei Patienten ohne Typ-2-Diabetes nach akutem Herzinfarkt getestet.
Forxiga war 2012 der erste zugelassene, einmal täglich oral einzunehmende Natrium-Glucose-Cotransporter 2 (Sodium-Glucose-Cotransporter-2, SGLT2)-Inhibitor und ist in Deutschland seitdem bei Erwachsenen zur Behandlung von unzureichend kontrolliertem Typ-2-Diabetes sowohl als Monotherapie als auch als Teil einer Kombinationstherapie in Ergänzung zu einer Diät und Bewegung indiziert, mit dem zusätzlichen Nutzen einer Gewichtsabnahme und Blutdrucksenkung. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Behandlung von unzureichend kontrolliertem Typ-1-Diabetes mellitus in Ergänzung zu Insulin bei Patienten mit einem BMI ≥ 27 kg/m2, wenn Insulin allein den Blutzucker trotz optimaler Insulintherapie nicht ausreichend kontrolliert.