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Asthmaspray gegen Covid-19

Budesonid als »Game Changer« – was ist dran?

Was ist mit anderen Corticoiden?

In der Tat laufen weitere, aber eher wenige und kleine Studien mit inhalativen Glucocorticoiden bei Covid-19, wie ein Blick in das Studienregister Clinicaltrials.gov zeigt. Im Iran läuft eine Studie mit inhalativem Budesonid und Formoterol und dem oral einzunehmenden Wurmmittel Levamisol (NCT04331470). In Argentinien untersucht man die Gabe von inhalativem Budesonid an 300 Covid-19-Patienten mit Lungenentzündung, also bei schwererer Erkrankung (NCT04355637). Und am Hôpitaux de Paris bekommen 436 hospitalisierte Covid-19-Patienten die Standardbehandlung mit oder ohne Symbicort Rapihaler, also Budesonid plus Formoterolfumarat (NCT04331054).  

Auch Ciclesonid wird bei nicht-hospitalisierten Covid-19-Patienten untersucht. Es laufen fünf Studien in Korea, Schweden, den USA, Kanada und Frankreich. Unter Beclometason und Covid sind keine Einträge zu finden, ebenso wenig unter Fluticason. Größere Studien dazu werden in Deutschland nicht durchgeführt, teilte die Deutsche Atemwegsliga der Pharmazeutischen Zeitung auf Nachfrage mit. Professor Dr. Christian Taube, Direktor der Klinik für Pneumologie in der Universitätsmedizin Essen, geht davon aus, dass es sich um einen Klasseneffekt handelt und nicht spezifisch für Budesonid gilt.

Das sieht auch Apotheker Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Professor für Pharmazeutische Chemie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, so. »Eine ähnliche Diskussion führen wir beim Einsatz von Dexamethason bei schwerem Covid-19«, so Schubert-Zsilavecz gegenüber der PZ. »Für Dexamethason liegen die besten Daten vor, allerdings gibt es Hinweise darauf, dass auch andere Glucocorticoide bei schweren Verläufen das Leben schützen.« Dies könne an den entzündungshemmenden und antientzündlichen Eigenschaften dieser Arzneistoffklasse liegen.

Auch der Infektiologe Professor Dr. Clemens Wendtner sieht eine große Chance: »Mit dieser simplen, nebenwirkungsarmen und auch noch kosteneffektiven Behandlung könnte nicht nur vielen ambulanten Patienten mit milder Covid-Erkrankung in der Frühphase medizinisch geholfen werden«, sagte der gegenüber dpa. Auch der Druck auf die Krankenhäuser könnte reduziert werden, was ein wichtiges Argument in Zeiten von knappen Betten angesichts der laufenden dritten Corona-Welle sei, so der Chefarzt der München Klinik Schwabing.

Eine Leitlinie zur Behandlung von SARS-CoV-2-Infektionen gibt es bislang nur für den stationären Bereich. Während orales Dexamethason bereits seit Längerem eine starke Empfehlung für schwer kranke Covid-19-Patienten hat (und das erste gegen Covid-19 zugelassene Medikament war), gehen die Leitlinienautoren nicht auf Budesonid oder andere inhalierbare Corticosteroide ein. Eine Behandlungsempfehlung für den ambulanten Bereich gibt es bislang nicht. 

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