Biontech startet Impfstoffproduktion in Marburg |
Ev Tebroke |
10.02.2021 12:30 Uhr |
Ausbau der Produktionskapazitäten: Mit der Inbetriebnahme des neuen Standorts Marburg wollen Biontech/Pfizer jährlich weitere 750 Millionen Impfstoffdosen produzieren. / Foto: Biontech
Das Mainzer Unternehmen Biontech hat seine neue Produktionsstätte in Marburg in Betrieb genommen und mit der Produktion des Covid-19-Impfstoffs begonnen. Wie Biontech heute mitteilte, starten sie zunächst mit der Herstellung der mRNA. Eine einzelne Charge dieses aktiven pharmazeutischen Wirkstoffs der Covid-19-Vakzine reiche in seiner aktuellen Größe für die Produktion von 8 Millionen Impfstoffdosen, so das Unternehmen. Im ersten Halbjahr 2021 sollen am neuen Standort bis zu 250 Millionen Impfdosen BNT162b2 produziert werden. Die ersten Chargen des Impfstoffs sollen voraussichtlich Anfang April 2021 auf den Markt kommen.
Um die Herstellung des Covid-19-Impfstoffs voranzutreiben, den Biontech zusammen mit dem US-amerikanischen Konzern Pfizer vermarktet, hatte das Biotechnologie-Unternehmen im vergangenen Jahr die Impfstoff-Produktionsstätte in Marburg vom Schweizer Konzern Novartis übernommen. Bei vollem Betriebsumfang soll der neue Standort insgesamt 750 Millionen Impfstoffdosen jährlich liefern können, heißt es. Damit soll Marburg eine der größten mRNA-Produktionsstätten in Europa werden.
Zuletzt gab es bei der Belieferung und Bereitstellung von Covid-19-Impfstoffen in Deutschland und der EU große Probleme. So war etwa die Impfstoffproduktion der Biontech-Pfizer-Vakzine ins Stocken geraten, da Pfizer an seinem belgischen Standort Puurs Werksumstellungen und Anpassungen vornehmen musste. Auch andere Hersteller wie etwa Astra-Zeneca hatten der EU nicht die zugesagte Menge an Vakzinen zur Verfügung gestellt. Die Politik hatte deshalb die Hersteller gedrängt, die Produktionskapazitäten bestmöglich zu erhöhen und sich an Liefervereinbarungen zu halten.
Für die Produktion in Marburg musste die Anlage zunächst umgestellt und an die neuen Produktionsschritte angepasst werden. Nun hat das Regierungspräsidium Darmstadt der umgebauten Anlage die Herstellungserlaubnis erteilt. Bis die komplette Impfstoffproduktion anrollt, sind aber laut Biontech noch Genehmigungen der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) erforderlich. »Um die Impfstoffherstellung in der Produktionsstätte in Marburg zu ermöglichen, müssen die Produktionsprozesse der neuen Anlagen auf Basis von einer Reihe von Qualitäts- und Validierungsdaten durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) genehmigt werden«, so Biontech. Die Validierung sowie die Einreichung der Daten und anderer benötigter Informationen werde im Februar und März 2021 erfolgen. Basierend auf der Zulassung durch die EMA könnten dann erste Produktchargen des Impfstoffs zur sterilen Abfüllung und Fertigstellung an die Partnerstandorte geliefert werden, teilte das Unternehmen mit. Im Anschluss soll dann die Verteilung an die Impfstellen gemäß den festgelegten Vereinbarungen mit den Regierungen erfolgen.
Durch die Inbetriebnahme vom Standort Marburg hat Biontech nach eigenen Angaben nun gemeinsam mit Pfizer seine Produktionskapazitäten für den Covid-19-Impfstoff für 2021 auf bis zu zwei Milliarden Dosen erhöht. Marburg ist für Biontech der dritte Produktionsstandort in Deutschland. Neben dem Hauptsitz in Mainz hat das Unternehmen auch einen Sitz in Idar-Oberstein.
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