Massive Lieferengpässe beim Biontech/Pfizer-Impfstoff erwartet |
Benjamin Rohrer |
15.01.2021 16:06 Uhr |
Der Biontech/Pfizer-Impfstoff Comirnaty ist der am meisten verabreichte Coronavirus-Impfstoff in der EU. Nun werden massive Engpässe erwartet. / Foto: imago images/Fotostand
Seit dem 21. Dezember ist der Covid-19-Impfstoff Comirnaty® von Biontech und Pfizer in der EU zugelassen. Die Vakzine war der erste Impfstoff, der in der EU zur Anwendung kam, inzwischen sind auch die ersten Lieferungen des Moderna-Impfstoffs in der EU eingetroffen. Bislang wurden in Deutschland rund 960.000 Impfdosen verabreicht (Stand 15. Januar, 11 Uhr), die meisten dieser Dosen stammen aus einem Pfizer-Werk im belgischen Puurs. Von hier beliefert der US-Konzern derzeit die gesamte EU.
Der Start der Massenimpfungen verlief allerdings recht schleppend – viele Bundesländer haben zahlreiche Impfzentren noch gar nicht öffnen können, weil die Anzahl der erhaltenen Impfdosen schlichtweg zu gering ist. Seit dem heutigen Freitagnachmittag ist klar: Auch in den kommenden Wochen dürfte sich die Versorgung mit Coronavirus-Impfstoffen nicht wirklich verbessern, weil es bei der Produktion von Comirnaty inzwischen einen herben Rückschlag gegeben hat.
Denn das BMG berichtet, dass der EU-Kommission mitgeteilt worden sei, dass Pfizer wegen Umbauten seines Werks in Puurs die bereits zugesagte Liefermenge für die nächsten drei bis vier Wochen »nicht wird vollständig einhalten können«. Nach Angaben von Pfizer dienen die Umbauten dazu, die Kapazitäten ab Mitte Februar zu erhöhen, erklärte ein BMG-Sprecher. Aus Puurs werden nach Angaben des Unternehmens alle Länder der Welt außer den USA beliefert. Wie viele Impfdosen nun also weniger an Deutschland ausgeliefert werden, ist unklar. Medienberichten zufolge soll es um bis zu 2,6 Millionen Dosen gehen.
Der BMG-Sprecher fügte hinzu, dass die für den kommenden Montag zugesagten Impfstoff-Lieferungen noch wie geplant ablaufen. Er fügte hinzu: »Die Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern nehmen diese sehr kurzfristige wie unerwartete Mitteilung der Kommission und von Pfizer mit Bedauern zur Kenntnis. Dies umso mehr, da es verbindlich vom Unternehmen zugesagte Liefertermine bis Mitte Februar gegeben hatte. Bund und Länder erwarten, dass die EU-Kommission in den Verhandlungen mit Pfizer schnellstmöglich Klarheit und Sicherheit für die weiteren Lieferungen und Lieferdaten schafft. Zugesagt ist in jedem Fall, dass die für das erste Quartal angekündigten Mengen vollständig im ersten Quartal geliefert werden.«
Es gibt jedoch einen Silberstreif am Horizont: Seit dem heutigen Freitag ist klar, dass das Mainzer Partnerunternehmen Biontech den Impfstoff auch an seinem neuen Standort im hessischen Marburg produzieren darf. Das zuständige Regierungspräsidium hat dafür die Freigabe erteilt. Wann die Produktion dort starten kann und wie viele Dosen dann von dort aus auf den Markt kommen, ist aber nicht bekannt.
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