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BioNTech

Corona-Impfstoffproduktion in Marburg in Aussicht

Für die mögliche Produktion eines Corona-Impfstoffs hat das Biotechnologie-Unternehmen BioNTech von Novartis dessen Produktionsstandort Marburg übernommen. Die Anlage soll eine der größten mRNA-Produktionsstätten in Europa werden.
Ev Tebroke
17.09.2020  14:02 Uhr

In Marburg könnte bald eine der größten Corona-Impfstoff-Produktionsstätten Europas entstehen. Das Biotechnologie-Unternehmen BioNTech übernimmt vom Schweizer Pharmakonzern Novartis dessen Produktionsstätte in Marburg. Das gaben beide Unternehmen heute bekannt. Die Übernahme soll noch in diesem Jahr über die Bühne gehen.

Nach Angaben des Mainzer Unternehmens BioNTech sollen nach Marktzulassung des mRNA-basierten Covid-19-Impfstoffkandidaten BNT162b2 bereits im ersten Halbjahr 2021 bis zu 250 Millionen Dosen der Vakzine produziert werden können. Möglich machen dies demnach die etablierte biotechnologische Wirkstoffproduktion und Produktionsfähigkeit sowie das bestehende Team vor Ort. Bei dem Marburger Werk handelt es sich laut Mitteilung um eine »hochmoderne Multi-Plattform GMP-zertifizierte Produktionsstätte«. Es sei voll für die Produktion von rekombinanten Proteinen sowie für Zell- und Gentherapien ausgestattet und verfüge über Zellkultur-Labore und Produktionsfähigkeiten für die Herstellung von viralen Vektoren, mit der Möglichkeit, diese langfristig zu erweitern. Die derzeit dort beschäftigten rund 300 Mitarbeiter sollen übernommen werden.

»Dieser Zukauf unterstreicht BioNTechs Engagement, die Produktionskapazitäten erheblich zu erweitern, um nach Marktzulassung eine weltweite Versorgung mit einem potenziellen Impfstoff zu ermöglichen«, so BioNTech-Finanzvorstand Sierk Poetting. Die Anlage soll als dritte Produktionsstätte von BioNTech die Impfstoffkandidaten für die klinischen Studien produzieren. Das BNT162 Impfstoffprogramm umfasst nach Unternehmensangaben derzeit fünf mRNA-basierte Impfstoffkandidaten, die sich in der klinischen Testung in den USA, Europa, Südamerika und China befinden. Am weitesten fortgeschritten in der Entwicklung ist der Kandidat BNT162b2, der seit Juli weltweit in einer Phase-II/III-Studie getestet wird. Auch in Deutschland läuft ein Teil dieser Studie seit Anfang September. 

Der Standort Marburg soll künftig aber auch zur Herstellung weiterer Therapeutika und Impfstoffkandidaten wie etwa mRNA-Impfstoffe, Antikörper sowie Zell- und Gentherapie-Produktkandidaten dienen. Zudem möchte BioNTech von dort aus auch zur globalen Versorgung mit einem Covid-19-Impfstoff beitragen, heißt es.

Neben BioNTech arbeiten in Deutschland aktuell auch das Tübinger Unternehmen Curevac sowie der Pharmahersteller IDT Biologika aus Dessau-Roßlau an erfolgversprechenden Impfstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2.  Mit einem Sonderprogramm hatte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) den drei Herstellern jüngst rund 750 Millionen Euro Fördergelder zugesagt, um die Impfstoffentwicklung zu beschleunigen.

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