1000 Ärzte und Apotheker beteiligt |
17.12.2014 09:42 Uhr |
Von Ev Tebroke / Die Beteiligten der Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) ziehen eine positive Zwischenbilanz. Nach Angaben der Projektträger haben sich seit Beginn des Modellvorhabens am 1. April 2014 rund 1000 Ärzte und Apotheker eingeschrieben. Nach anfänglicher Skepsis ist das Feedback der Beteiligten gut.
Die Teilnehmerzahlen seien sowohl bei den Ärzten als auch bei den Apothekern im Laufe des Jahres kontinuierlich gestiegen, heißt es in einer Mitteilung der AOK Plus sowie der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) und der Apothekerverbände aus Sachsen und Thüringen. Demnach nehmen bislang in Sachsen 350 Apotheker und mehr als 110 Ärzte teil, in Thüringen sind es 350 Apotheker und 150 Ärzte.
Vor allem Patienten mit Polymedikation sollen von ARMIN profitieren.
Foto: Imago/blickwinkel
Die Arzneimittelinitiative hat das Ziel, die Qualität der Arzneimittelversorgung zu steigern. Ihre drei Module, Wirkstoffverordnung, Medikationskatalog und Medikationsmanagement, sollen die Arzneimittelsicherheit und die Therapietreue verbessern und so gleichzeitig zur Kostendämpfung im Gesundheitsbereich beitragen.
Die Module Wirkstoffverordnung und Medikationskatalog sind bereits zum 1. Juli angelaufen. Hierbei verordnen Ärzte statt Fertigarzneimitteln mit Handelsnamen den jeweiligen Wirkstoff mit Wirkstärke, Darreichungsform und Packungsgröße. Dabei wählen sie aus einem Medikationskatalog mit knapp 200 Arzneistoffen aus, die insgesamt Therapieempfehlungen für acht Indikationen abdecken. Dieser Katalog soll zum 1. Januar 2015 erweitert werden.
Das Modellprojekt, das insgesamt auf fünf Jahre angelegt ist, stößt mittlerweile auf positive Resonanz. »Mit der Wirkstoffverordnung steht auf dem Rezept endlich nur noch das, was pharmakologisch relevant ist«, sagt Allgemeinmediziner Axel Stelzner aus Lichtentanne bei Chemnitz. Auch für die Patienten werde es einfacher, wenn statt wechselnder Handelsnamen der Wirkstoff, mit dem die Krankheit behandelt wird, im Fokus steht. Das schaffe Vertrauen und spare Diskussionen. »Der Arzt bekommt dadurch mehr Zeit, dem Patienten die Wirkung und eventuelle Nebenwirkungen zu erläutern«, sagt Stelzner.
Lob kommt auch von Apothekerseite. »Die Anwendung von Arzneimitteln wird durch ARMIN sicherer«, sagt die Weimarer Apothekerin Cornelia Lüdde-Lichte. Dies gelte vor allem für Patienten, die mehrere Ärzte aufsuchen oder mehrere Arzneimittel einnehmen müssen. »Doppelverordnungen werden vermieden. Unerwünschte Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Medikamenten können besser erkannt werden.« Weil Diskussionen über wechselnde Produktnamen wegfielen, würden auch die Apotheker letztlich Zeit für Beratung gewinnen, ergänzt Lüdde-Lichte.
An dem Modellvorhaben, das nach erfolgreichem Abschluss bundesweit implementiert werden soll, können alle Ärzte, Apotheker und AOK-Plus-Versicherte in Sachsen und Thüringen teilnehmen. Mit Beginn des neuen Jahres soll mit dem Medikationsmanagement auch das dritte ARMIN-Modul an den Start gehen. /