ZL-Ringversuche für Studenten |
01.12.2008 14:23 Uhr |
ZL-Ringversuche für Studenten
Von Daniela Biermann, Eschborn
Fehler macht leider jeder einmal. Doch in der Rezeptur sind die meisten vermeidbar. Um das Qualititätsbewusstsein für die Rezeptur schon im Studium zu stärken, können die Unis ab sofort kostenlos an den Rezeptur-Ringversuchen des Zentrallabors Deutscher Apotheker teilnehmen.
Wiegefehler, Inhomogenität, falsches Behältnis: Es kann so einiges schiefgehen in der Rezeptur, wie das Zentrallabororatorium Deutscher Apotheker (ZL) in einigen Fällen feststellen muss. Das ZL bietet viermal im Jahr einen sogenannten Rezeptur-Ringversuch an, zu dem sich Apotheken anmelden können. Sie bekommen dann die Aufgabe, eine bestimmte Rezeptur ordnungsgemäß herzustellen. Zuletzt war zum Beispiel eine Cremezubereitung mit Harnstoff anzufertigen. Die fertige Rezeptur schickt die Apotheke an das ZL, dessen Mitarbeiter die Zubereitung sorgfältig untersuchen, zum Beispiel ob Gehalt, Homogenität und Beschriftung stimmen. Entspricht die Rezeptur den Prüfkriterien, erhält die Apotheke ein Zertifikat.
»Ziel der Ringversuche ist die Kontrolle und Sicherung von Qualität«, erklärte Dr. Holger Latsch vom ZL auf einer Informationsveranstaltung für die Institute der Pharmazeutischen Technologie. »Wir wollen die Apotheker für problematische Rezepturen sensibilisieren.« Und das schließt die angehenden Apotheker ein. Jede der 22 pharmazeutischen Fakultäten kann ab sofort kostenlos einmal pro Semester am Ringversuch teilnehmen. Wie die Universitäten das Angebot umsetzen, bleibt den einzelnen Instituten überlassen. So kann der Versuch sowohl ins galenische Propädeutikum im Grundstudium als auch ins technologische Praktikum im Hauptstudium integriert werden. Theoretisch können sowohl einzelne Studenten als auch Gruppen die Rezeptur anfertigen. Da so ein Angebot an jeden einzelnen Studenten den Kostenrahmen jedoch sprengen würde, wird nur eine Probe eingeschickt. Nach drei bis vier Wochen übermittelt das ZL die Ergebnisse und gibt Tipps, wenn etwas nicht so gut lief.
Latsch stellte einige Fehlerquellen vor und gab Tipps, wie sie zu vermeiden sind. Wichtig ist, sich genau zu überlegen, wie man eine Rezeptur anfertigen will. Das fängt schon bei der Auswahl der Substanz an. Ist Prednisolon verschrieben, darf nicht mit Prednison oder Prednisolonacetat gearbeitet werden. Oft sind die benötigten Wirkstoffmengen gering. Sie müssen daher auf einer Präzisionswaage, die genügend Nachkommastellen anzeigt, abgewogen werden. Ist die Waage kalibriert? Steht sie gerade und nicht im Luftzug? Eventuell muss mehr Substanz eingewogen werden, zum Beispiel wenn die Substanz Wasser anzieht wie Erythromycin. Korrekturfaktoren für acht Wirkstoffgruppen finden sich im Neuen Rezeptur-Formularium (NRF). Bei der Kapselherstellung muss ein Reibeverlust einkalkuliert werden. Bei der Herstellung alkoholischer Lösungen muss in Massenprozent, nicht in Volumenprozent gerechnet werden. Wird für halbfeste Zubereitungen ein automatisches System wie Unguator oder Topitec benutzt, muss der Herstellende unterschiedliche Rührgeschwindigkeit und -dauer für verschiedene Grundlagen beachten. Der Wirkstoff sollte möglichst mikronisiert oder als Verreibung vorliegen. Er sollte nach der »Sandwich-Technik« zwischen zwei Schichten Grundlage und am Rand des Behältnisses eingewogen werden, um eine gleichmäßige Verteilung zu erreichen. Obwohl manche Tipps wie die Hände- und Gerätedesinfektion vor der Herstellung banal erscheinen, lohnt es sich, immer wieder darauf hinzuweisen.
Der Leiter des ZL, Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, freute sich über die positive Resonanz der anwesenden Hochschullehrer. »Wir suchen den Schulterschluss zwischen ZL und Hochschule, zwischen Praxis und Ausbildung«, erklärte Schubert-Zsilavecz, der selbst Pharmazeutische Chemie an der Universität Frankfurt am Main unterrichtet. Er kann sich vorstellen, die Ringversuche fest in die Ausbildung zu integrieren. Dazu sei allerdings eine Änderung der Approbationsordnung nötig.