Netzhaut-Implantat gegen Blindheit |
09.11.2010 14:53 Uhr |
PZ / Ein unter die Netzhaut eingepflanzter, lichtempfindlicher Chip kann bei erblindeten Menschen Sehleistungen in Teilen wiederherstellen. Dies berichten Wissenschaftler um Professor Dr. Eberhart Zrenner vom Department für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen im Fachjournal »Proceedings of the Royal Society B« (doi: 10.1098/rspb.2010.1747).
Das Implantat von der Firma Retina Implant AG, Reutlingen, arbeitet mit 1500 lichtempfindlichen Dioden, Verstärkern und Elektroden, die sich auf einem 3 mal 3 mm großen Chip befinden. Dieser wird unter die Netzhaut der Betroffenen gepflanzt, wo er das Bild in ein Raster von elektrischen Impulsen umwandelt, die über Netzhautneurone an das Gehirn weiteregleitet werden. Bisher blinde Patienten konnten damit Lichtquellen oder helle Gegenstände (wie Teller, Tasse) lokalisieren und erkennen, berichten die Forscher.
Der lichtsensitive Chip (ganz links) mit Kabel zur Stromversorgung und Verlängerung.
Foto: Retina Implant AG
Die Patienten waren durch Retinitis Pigmentosa, eine erbliche Netzhautdegeneration, erblindet, ihr Sehnerv war aber noch intakt. In einer Pilotstudie wurden elf Patienten operiert, die zwischen zwei und fünfzehn Jahre lang blind waren. Bereits der erste Patient konnte mit einem separaten Elektrodenfeld an der Spitze des Implantats helle Balken, zusammengesetzt aus einzelnen Bildpunkten, wahrnehmen. Fünf der elf operierten Patienten konnten das Implantat nutzen, um Lichtquellen oder große helle Objekte zu erkennen und zu lokalisieren.
Bei den letzten, in der Publikation vorgestellten drei Patienten wurde der Chip unter oder in der Nähe der Makula, also der Region des schärfsten Sehens, implantiert. Einer der Patienten konnte nach dem Eingriff auch unbekannte Objekte korrekt identifizieren (wie eine Banane oder einen Apfel), eine große Uhr ablesen sowie einzelne Buchstaben und Wörter erkennen. Eine europaweite Hauptstudie mit weiteren 25 Patienten und einer überarbeiteten, komplett unter der Haut liegenden Version des Implantats hat inzwischen begonnen, meldet die Universität. /