Natürliche Resistenz gegen HIV |
09.11.2010 14:53 Uhr |
Von Christina Hohmann / Während die meisten HIV-Infizierten im Laufe der Zeit Aids entwickeln, sind einige gegen das Virus resistent. Ihr Immunsystem kann die Viren in Schach halten. Eine Genomanalyse zeigte nun die Ursache hierfür.
Einer von 300 HIV-Infizierten ist von Natur aus immun gegen den Aidserreger. Diese als »Controller« bezeichneten Personen brauchen keine antiretrovirale Therapie – ihr Körper kann die Vermehrung des Virus selbst unterdrücken. Die genetischen Ursachen dieser Immunität untersuchte ein Forscherteam um Bruce Walker vom Ragon Institute des Massachusetts General Hospital und der Harvard Universität anhand von genomweiten Assoziationsstudien. Hierfür suchten sie geringfügige Variationen (sogenannte Single Nucleotide Polymorphisms, SNPs) in den Genomen von mehr als 900 Controllern im Vergleich zu 2600 nicht-immunen HIV-Infizierten.
Einige Infizierte können die Vermehrung des HI-Virus ohne Therapie kontrollieren.
Foto: CDC
Die Forscher identifizierten 300 dieser Varianten, die mit der Immunität assoziiert waren. Alle diese SNPs lagen in einer Region des Genoms, die für die sogenannten HLA-Proteine codieren. Diese haben in infizierten Zellen die Funktion, dass sie Stücke von viralen Proteinen binden und diese an der Zelloberfläche präsentieren. Immunzellen erkennen die so markierten Zellen als infiziert und zerstören sie.
Anhand einer detaillierten Karte der HLA-Region konnten die Forscher spezifische Aminosäuren identifizieren, die sich bei Controllern und normalen HIV-Infizierten unterscheiden. Fünf von sechs dieser Aminosäuren lagen in der Bindungstasche, mit der das HLA-Protein das virale Peptid bindet. Die Veränderung in der Aminosäureabfolge, die Walkers Team identifizierte, verändern die Struktur des Proteins und damit die Art, wie das virale Peptid präsentiert wird, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal »Science« (doi: 10.1126/science.1195271). Wie sich dieser Mechanismus bei Controllern und Nicht-Controllern unterscheidet, ist aber noch unklar. »Wir versuchen nun, den genauen Mechanismus zu definieren«, sagt Walker gegenüber »Nature News«. Der Forscher hofft, dass die neuen Erkenntnisse eines Tages praktischen Nutzen haben könnten. Bis daraus neue Therapieoptionen oder Vakzinen entstehen könnten, sei es aber noch ein langer Weg, so Walker. Er ist zuversichtlich, dass die Ergebnisse helfen werden, die Immunantwort gegen HIV gezielt zu steigern. /