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Grippeimpfung

Bei Adipösen weniger wirksam

31.10.2011  12:45 Uhr

Von Annette Mende / Fettleibigkeit erhöht nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, sondern schwächt auch das Immunsystem. Das haben Forscher jetzt am Beispiel der Grippeimpfung gezeigt.

Die Grippeimpfung schützt Normalgewichtige länger vor einer Influenza als Fettleibige. Wie Forscher der Universität von North Carolina herausfanden, bauen Adipöse nach einer trivalenten Grippe­impfung zwar schnell hohe Antikörper­titer auf. Ein Jahr danach sind diese aber umso niedriger, je höher der Body Mass Index (BMI) ist. Außerdem ist bei Fettleibigen die Aktivierung bestimmter Gedächtniszellen des Immunsystems (CD8+-T-Lymphozyten) nach der Grippe­impfung beeinträchtigt, schreiben die Wissenschaftler im »International Journal of Obesity« (doi: 10.1038/ijo.2011.208).

In einer prospektiven Beobachtungsstudie maßen die Autoren im Herbst 2009 die Antikörpertiter von gesunden Freiwilligen, die sich einen Monat zuvor mit dem saisonalen Grippeimpfstoff hatten impfen lassen. Zwölf Monate danach wurde erneut der Titer bestimmt, allerdings fanden sich zu diesem Zeitpunkt nur noch 74 der ursprünglich 461 Probanden zur Blutentnahme ein. In den zwölf Monaten, die seit der Impfung vergangen waren, hatte sich der Antikörpertiter bei mehr als der Hälfte der Adipösen, aber auch bei etwa einem Viertel der Normalgewichtigen um mehr als das Vierfache reduziert. Die Ex-vivo-Untersuchung von Blutproben der Probanden ergab, dass CD8+-T-Zellen von Fettleibigen auf Influenzaviren deutlich schwächer reagierten als die von Normalgewichtigen.

 

Dass Ungeimpfte ein deutlich erhöhtes Erkrankungs- und Sterberisiko an Influenza haben, wenn sie fettleibig sind, wurde zum ersten Mal während der sogenannten Schweinegrippe-Pandemie im Winter 2009/2010 deutlich. Ob auch geimpfte Adipöse gegenüber geimpften Schlanken ein erhöhtes Infektions­risiko für Influenza haben, müssen künftige Untersuchungen zeigen. / 

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