Krebspatienten im Fokus |
02.11.2010 10:19 Uhr |
Von Karl-Peter Jahns / Bereits zum dritten Mal hat die Deutsche Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP) im Sommer Studierende nach Hamburg eingeladen. Wie schon in den vergangenen zwei Jahren fand eine Sommerakademie zum Thema Krebs unter dem Motto »Ars pharmaceutica – Kunst und Können in der Pharmazie« statt.
Mit einer Einführung durch Klaus Meier, Präsident der DGOP, startete das dreitägige Seminar. Er stimmte mit einem umfassenden Vortrag über die »Pharmazie im Besonderen und die Onkologie im Speziellen« auf ein Seminar ein, welches den onkologischen Patienten und die Behandlung seiner Krankheit aus allen Richtungen betrachtete.
An den Vortrag von Meier schloss sich ein Seminar von Susanne Bertels an, bei dem die psychologischen Effekte einer Krebsdiagnose und der intensiven Behandlung für den Patienten und seine Angehörigen erörtert wurden. Das Seminar begann mit einer Reflexion, was die Lebensqualität positiv beeinflussen kann. Daran schlossen sich Hinweise und Strategien an, die man bei der Kommunikation mit Patienten immer beachten sollte, so zum Beispiel:
was sich hinter dem Begriff des aktiven Zuhörens versteckt
dass man seinem Gesprächspartner mit offener Körperhaltung und Blickkontakt gegenübertreten sollte, um auszudrücken, dass man ihm Empathie entgegenbringt.
dass kurze Zusammenfassungen der Grundaussagen des bisherigen Gespräches dem Gesprächspartner zeigen, dass man noch mit ihm im Gespräch ist.
dass eine Trennung zwischen Sach- und Gefühlsebene in einem Gespräch eine essenzielle Voraussetzung ist, um im Alltag die nötige Ruhe zu haben und immer professionell beraten zu können.
Der nächste Seminartag begann mit einer Überraschung: Hinter V. Kamendy, wie ihn das Programm auswies, verbarg sich weder ein Apotheker noch ein Arzt oder sonstiger Heilberufler. Vladimir Kamendy ist ein Maler, der über mehrere Jahre in Göteborg an der Universität Kunststudenten unterrichtet hat. Nach kurzer biografischer Einführung, etwas zur Lage der Kunst in Deutschland und über das Erzeugen von Perspektiven durften alle Teilnehmer zur Kohle greifen und sich an einer eigenen Zeichnung versuchen. Schon kurz nach Beginn der Malstunde waren die anfänglichen Zurückhaltungen abgebaut und alle zeichneten, als wären sie nie mit anderen Dingen als Kohle und Papier umgegangen. Bei der Auswertung fand Kamendy anschließend an jedem Bild etwas sehr Schönes und Besonderes. Wenn man über verschiedene Perspektiven der Pharmakotherapie oder der pharmazeutischen Betreuung nachdenkt, erkennt man, dass Kunst und Pharmazie gar nicht so weit entfernt liegen.
Bereits zum dritten Mal lud die Deutsche Gesellschaft für Onkologische Pharmazie Studierende zur Sommerakademie ein.
Foto: Jahns
Die Wichtigkeit der Implementierung von Qualitätsmanagementprozesses in Zytostatika herstellenden Apotheken erläuterte Dr. Karla Domagk, koordinierende Geschäftsführerin der DGOP. Hierzu hat die DGOP schon 1996 mit den Qualitätstandards für den pharmazeutisch onkologischen Service (QuapoS) einen Standard geschaffen, der zur Zertifizierung von Apotheken in Deutschland dient und mittlerweile in viele verschiedene Sprachen übersetzt worden ist. Dr. Anette Freidank vom Klinikum Fulda sprach über die Möglichkeiten der Supportivtherapie, um Nebenwirkungen der Zytostatikabehandlung entgegenzuwirken und somit auch Problemen der Compliance vorzubeugen.
Wie sieht der Alltag in einer Uniklinik aus? Wie kann ich auf einer Station einwirkend tätig werden? Darf ich überhaupt etwas sagen? Auf solche Fragen gaben uns Gesine Marquardt, Klinikapothekerin in Soltau, und Michael Höckel vom Klinikum Eisenach Antworten
Der dritte Seminartag begann mit zwei Seminaren von Professor Dr. Günther Wiedemann, Onkologe aus Ravensburg. Zuerst bekamen die Teilnehmer einen Überblick, mit welcher Therapiestrategie verschiedene Tumoren behandelt werden. Im Anschluss daran stellte er noch einige Chemotherapeutika explizit vor.
Die letzte Runde gehörte dann noch einmal der Klinischen Pharmazie. Dr. Anette Freidank, Gesine Marquardt und Michael Höckel stellten erst einige Fallbeispiele anhand des SOAP-Schemas vor. Anschließend bearbeiteten die Studenten in kleinen Gruppen jeweils einen Fall selbstständig und zeigten ihn zudem noch in einem kleinen szenischen Spiel den anderen Teilnehmern.
Das SOAP-Schema ist eine Variante um klinische Fragestellungen zu erörtern. Als erstes werden alle subjektiven Eindrücke (S) gesammelt, anschließend diese durch objektive Daten (O) ergänzt und beides mit pharmazeutischem Sachverstand analysiert (A). Es wird eruiert, ob durch eine Änderung der Medikation eine Verbesserung des Patientenzustands hergestellt werden kann. Diese Erkenntnisse werden dann in einen Plan (P) zur Therapieänderung geschrieben und anschließend umgesetzt. Hier wurde sehr deutlich, dass sich der behandelnde Apotheker immer in die Rolle des Patienten eindenken sollte. Die Komplexität einer Tumorbehandlung erfordert es, dass dem Patienten alles in einer ihm verständlichen Art und Weise erklärt wird. Hier ist auch eine gute Zusammenarbeit der einzelnen Professionen gefragt. Ärzte, Apotheker, Pflegepersonal und Psychologen müssen gemeinsam mit dem Patienten zusammenarbeiten und so die Grundlage für einen guten Therapieverlauf legen.
Nach intensiven drei Tagen mit vielen interessanten und praxisrelevanten Vorträgen endete die dritte DGOP-Sommerakademie. Die Tagung sei auf jeden Fall jedem Pharmaziestudierenden empfohlen. Denn die Vorträge gehen weit über das hinaus, was das Studium vermittelt und ein bisschen Weitblick und Verständnis für die Anforderungen im künftigen Berufsleben zu haben, ist für keinen Studenten von Nachteil. Auch im nächsten Jahr wird es Anfang August wieder eine Sommerakademie geben. Informationen dazu werden dann zu gegebener Zeit an den Universitäten aushängen. /