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Geschäftsübernahme

Jahresabschluss gibt Aufschluss über die wirtschaftliche Lage der Apotheke

02.11.2010  17:36 Uhr

Von Guido Michels / Wer eine Apotheke kaufen oder pachten will, sollte sich ein umfassendes Bild von der ökonomischen Situation des Betriebs machen. Die Geschäftsbilanzen und Gewinn-und-Verlust-Rechnungen liefern dafür wichtige Informationen.

Um eine Vorstellung von der zukünftigen Gewinnsituation einer Apotheke entwickeln zu können, blickt ein Käufer oder Pächter am besten in die Vergangenheit des Unternehmens – circa drei bis vier Jahre zurück. Dazu sollte er unter anderem auf die Geschäftsbilanzen und die Gewinn- und-Verlust-Rechnungen zurückgreifen. Das Problem dabei: Er muss versuchen, mithilfe von Daten aus der Vergangenheit eine Schätzung für die Zukunft vorzunehmen. Da einem potenziellen Käufer oder Pächter dazu oft das Wissen und die Erfahrung fehlen, begleiten Berater, etwa von der Treuhand Hannover, oft solche Fälle.

Wenn die Unternehmenszahlen eine stetige Entwicklung zeigen, ist zu klären, ob sich die Positionen im üblichen Rahmen bewegen und ob die Standortbedingungen auch in Zukunft dieselben sein werden. Ist dies der Fall, lässt sich in etwa von den gleichen Ansätzen ausgehen. Es ist jedoch wichtig, die Daten nicht bedenkenlos eins zu eins zu übernehmen. Denn der Wert des Warenlagers, der in der Geschäftsbilanz steht, kann nur ein Anhaltspunkt sein – schließlich schwankt die Zusammensetzung des Lagers im Laufe eines Jahres durch Wareneinkäufe und -verkäufe stark. Bei Übernahme einer Apotheke wird daher zum Stichtag, in der Regel von einem Inventurunternehmen, ein genauer Wert ermittelt.

 

Weist die Geschäftsbilanz einen hohen Wert für die Einrichtung aus, ist von größeren Anschaffungen in den vergangenen Jahren auszugehen, während niedrige Werte des betriebsnotwendigen Anlagevermögens auf anstehende Investitionen hinweisen können. Eine Offizin- oder Laboreinrichtung jedoch, die vor 20 Jahren angeschafft wurde, aber noch funktionstüchtig und optisch gut erhalten ist, hat aufgrund der Abschreibungen einen Geschäftsbilanzwert von null. Der Übernehmende kann sie aber durchaus noch weitere zehn Jahre nutzen. Aus dem Anlagespiegel, einem weiteren Bestandteil des Jahresabschlusses, lassen sich detaillierte Informationen über Art und Alter der einzelnen Anlagegegenstände entnehmen.

 

Einen Blick in die Zukunft werfen

 

Diese Beispiele zeigen, dass die Werte in der Geschäftsbilanz nur grobe Anhaltspunkte liefern. Da sie bloß die Vergangenheit abbilden, werfen die Berater der Treuhand Hannover bei der Bewertung einer Apotheke einen Blick in die Zukunft. Bei der Berechnung des voraussichtlich erzielbaren Gewinns sind besonders die Positionen anzupassen, von denen anzunehmen oder sogar sicher ist, dass sie künftig abweichen werden. So können Umsätze und Rohgewinne wegfallen, wenn ein neuer Apothekenleiter Umsätze wie Lieferungen an Ärzte oder Krankenhäuser von seinem Vorgänger nicht übernehmen kann. Denkbar sind aber auch Änderung im Wareneinsatz, etwa durch veränderte Rabattkonditionen, bei den Personalkosten oder bei der Miete für die Geschäftsräume. Üblich sind andere Kraftfahrzeugkosten, da ein Käufer oder Pächter den Pkw seines Vorgängers in der Regel nicht übernimmt. Auch die Werbekosten ändern sich meistens, weil etwa Einstiegsreklame nötig ist. Außerdem beeinflusst eine Übernahme die Abschreibungen, da sie sich nicht an denen des Vorgängers orientieren, sondern an den eigenen Anschaffungskosten ,sowie die langfristigen Fremdkapitalzinsen, bei denen sich die Höhe des Kaufpreises und des Eigenkapitals sowie die Konditionen für Fremdkapital niederschlagen.

 

Hat es bereits in der Vergangenheit Sprünge in der Entwicklung des Unternehmens gegeben, sollte ein Kauf- oder Pachtinteressent diese im Hinblick darauf überprüfen, inwieweit sie durch Ausnahmesituationen wie einen Umbau, eine veränderte Straßenführung oder den Zu- oder Wegzug von Ärzten hervorgerufen wurden beziehungsweise inwieweit wiederholt mit entsprechenden Auswirkungen zu rechnen ist – zum Beispiel weil turnusmäßige Altersheimbelieferungen den Umsatz beeinflussen. Hier ist von Fall zu Fall zu entschieden, welche Werte in die Beurteilung der Apotheke übernommen werden. / 

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