Abolventen feiern Abschluss |
02.11.2010 10:19 Uhr |
Von Marion Eberlin, Mainz / Am 22. Oktober verabschiedete die Universität Mainz 27 Pharmazeutinnen und Pharmazeuten im Rahmen der traditionellen akademischen Abschlussfeier nach bestandenem Zweiten Staatsexamen. Hierunter befanden sich auch neun »sehr gute« Abschlüsse.
Professor Dr. Thomas Efferth, Pharmazeutische Biologie in Mainz, begrüßte alle Absolventen, deren Eltern, Angehörige, Lebenspartner, Freunde und alle Gäste, die zu dieser Feierstunde gekommen waren. Der Abschluss des Pharmaziestudiums sei ein ganz besonderer Tag im Leben und markiere das Ende eines Lebensabschnittes und gleichzeitig einen Neubeginn. Es sei ein Moment, um Innezuhalten, um einerseits über das Erreichte nachzudenken und sich andererseits über die berufliche Zukunft Gedanken zu machen. Vor allem die Freude solle heute jedoch im Vordergrund stehen. Efferth bestärkte die Absolventen, verantwortungsbewusst und entschlossen zu agieren, denn das Studium hat die Grundlage geschaffen, auch in kritischen Momenten richtig handeln zu können. Efferth betonte, dass die Türen des Instituts für Pharmazie und Biochemie auch weiterhin für die frischgebackenen Pharmazeuten offenstünden, um an Fortbildungsveranstaltungen teilzunehmen, oder einfach um ein bisschen Laborluft zu schnuppern.
Im Anschluss beglückwünschte Peter Stahl, Vizepräsident der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz, die Absolventen. Er sprach seinen Dank an die Angehörigen der Examinierten aus, die ihnen das Studium ermöglichten, sie unterstützt und getragen haben. Im Folgenden ging Stahl auf das neue Gesetz AMNOG und dessen Auswirkungen auf die Apothekerschaft ein. Der Referent appellierte an die jungen Pharmazeuten, sich auch in der Politik einzubringen und sich Fragen zu stellen, wie: »Wo soll der Berufsstand hin?« »Und wo und wie können wir uns positionieren?« Stahl hat dabei auch die Hoffnung, dass Ausbilder im Praktischen Jahr diese Fragen offen diskutieren. Zudem sei auch in Zukunft ständiges Lernen wichtig, um up-to-date zu bleiben. Die Landesapothekerkammer halte dafür viele Angebote zur Aus-, Fort- und Weiterbildung bereit.
Danach überbrachte Heike Schückes, Leiterin des Landesprüfungsamtes für Studierende der Medizin und Pharmazie in Rheinland-Pfalz, ihre Grußworte und freute sich, verkünden zu können, dass die Apotheker, laut einer Studie aus Westfalen-Lippe, fantastische Berufsaussichten hätten. Auf einen Stellensuchenden kämen momentan sechs Berufsangebote. Zudem stellte sie fest, dass der Studiengang auch weiterhin von Studentinnen geprägt sei. So waren unter den Examinierten auch wieder 22 Pharmazeutinnen und fünf Pharmazeuten.
Im Rahmen einer akademischen Feierstunde nahmen die frischgebackenen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten der Universität Mainz ihre Zeugnisse entgegen.
Foto: Eberlin
Dr. Michael Stein, Geschäftsführer der DPhG, brachte zum Ausdruck, dass die DPhG ein großes Interesse daran hat, die deutsche, wissenschaftliche Pharmazie zu fördern und dafür auch Öffentlichkeitsarbeit leiste, nicht zuletzt auch deshalb, um die Apotheker in ein gutes Licht zu rücken. Auch wenn die Lebenswege der Absolventen nun in verschiedene Richtungen gingen, so könnten sie in einer Gesellschaft wie der DPhG wieder vereint werden, um bestehende Kontakte zu pflegen und wichtige neue Kontakte zu knüpfen. Er erinnerte an die Gründung der DPhG vor 120 Jahren und war stolz, dass die DPhG fast 10 000 Mitglieder zu verzeichnen hat.
Joe Cocker und die Sucht
Den Höhepunkt der akademischen Abschlussfeier bildete der Festvortrag »Joe Cocker und die Überwindung der Sucht« von Professor Dr. Theo Dingermann und Professor Dr. Dieter Steinhilber, Professoren am Institut für Pharmazie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Steinhilber übernahm den biografischen Teil von Joe Cocker, während Dingermann näher auf die Definitionen von Abhängigkeit und die Pharmakologie von Suchtstoffen einging. Joe Cocker wurde 1944 in Sheffield, England geboren. 1960 gründete er seine erste Band: »The Cavaliers«. Nachdem sich diese wieder auflöste und Cocker von der Schule flog, fand die Band »Vance Arnold and the Avengers« mit Cocker als Solosänger zusammen. Bereits zu diesem Zeitpunkt setzte er seine Markenzeichen ein, das imaginäre Gitarrespielen und seine ausdrucksstarke und markante Stimme. Während dieser Zeit beendete er erfolgreich seine Lehre zum Gasinstallateur und nahm seine erste Schallplatte mit Jimmy Page an der Gitarre auf. Sein Leben war nun hektisch, und er war jede Nacht unterwegs. Er konsumierte Haschisch und viel Alkohol. Nach einer Krise holte ihn der Erfolg mit seiner neuen Band »The Grease Band« schnell wieder ein. Er war einer der Hauptacts beim Woodstock-Festival, kam in dieser Zeit jedoch wieder in Kontakt mit neuen Drogen. Er tourte mit seiner einige Monate später gegründeten Gruppe »Mad Dogs & Englishmen« jahrelang durch Amerika und stellte Zeitzeugen zufolge trotz seines Erfolges am Ende der Tour einen ständig betrunkenen, immer abwesenderen und unnahbaren Mann dar. Sicherheitsleute mussten Dealer von Cocker fernhalten. Der Heroinkonsum sank, jedoch erlangte die Alkoholabhängigkeit ihren Höhepunkt. Erst mit Michael Lang, einem Konzertmanager und Musikproduzenten aus England, schaffte Cocker es, sich von seinem schlechten, aber einflussreichen Umfeld zu entfernen und eine Wende in seinem Leben einzuläuten. Mit seinem Soundtrack »Up where we belong« zum Film »Ein Offizier und Gentleman« landete er einen Welthit. Nach langjähriger Abhängigkeit konnte er jetzt damit umgehen und sagte: »Ich habe immer ein eigensinniges Leben geführt, aber die Musik hat mich ge- rettet«.
Immer im Wechsel erläuterte Dingermann passend zur Lebensgeschichte Cockers beispielsweise die Definition von Abhängigkeit, als ein zwanghaftes, die Alltagsaktivitäten dominierendes und nicht kontrollierbares Verlangen, einen Suchtstoff zu konsumieren. Er teilte die legalen Suchtstoffe, die Arzneistoffe, in Uppers (Cocain-Typ, Amphetamin-Typ, Ecstacy-Typ), Downers (Alkohol-Tranquilizer-Typ, Morphin-Typ, Cannabis-Typ) und Halluzinogene ein. Auch die Abhängigkeit kenne verschiedene Formen, wie die physische und die psychische Abhängigkeit, sowie die Toleranz (pharmakokinetische, pharmakodynamische Toleranz). Immer werden dabei dopaminerge Belohnungsbahnen im Gehirn bedient. Dingermann stellte die Substanzklassen Opioide, Tranquillanzien und Hypnotika, Amphetamine und Halluzinogene mit ihren Wirkungen und Folgeerscheinungen dar. Schwerpunktmäßig beleuchtete er die Effekte und Entzugserscheinungen von Alkohol, Cocain, Heroin und Cannabis.
Nach der Vergabe der Zeugnisse und Buchpreise für herausragende Leistungen, richteten Vertreter der Fachschaft Glückwünsche an die Absolventen und dankten vor allem Christian Lukas für das Engagement in der Studentenvertretung. /