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Epoetin-Biosimilar

Sparpotenzial noch nicht ausgereizt

14.10.2008  13:46 Uhr

Epoetin-Biosimilar

Sparpotenzial noch nicht ausgereizt

Von Susanne Heinzl, Tübingen

 

Seit einem Jahr stehen Epoetin-Biosimilars im Handel zur Verfügung, die nach den EU-Richtlinien entwickelt wurden. Bei gleichbleibender Versorgungsqualität ermöglichen sie eine deutliche Kosteneinsparung. Epoetin alfa Hexal® bietet beispielsweise zum Referenzprodukt einen Preisvorteil von bis zu 38 Prozent. 

 

Gentechnisch hergestellte Arzneimittel sind seit Anfang der 1980er-Jahre im Handel. Derzeit befinden sich weltweit über 150 biotechnisch produzierte Substanzen im Markt und 370 in der Entwicklung. Inzwischen sind die Patente zahlreicher Substanzen ausgelaufen oder werden in den nächsten Jahren auslaufen. Hiervon erhofft man sich große Einsparpotenziale und dass ein Teil der hochwirksamen Therapien noch mehr Patienten zugute kommt.

 

Vor gut einem Jahr, im August 2007, wurde mit Epoetin alfa Hexal das erste nach EU-Richtlinien entwickelte Biosimilar zugelassen. Das große Einsparpotenzial zeigt sich unter anderem darin, dass die Kosten für die mittlere Erhaltungsdosis in der Epoetin-Behandlung von 2006 bis 2008 um 40 Prozent gesunken sind. Dies sei zum kleineren Teil auf den restriktiveren Einsatz von Epoetin in der Onkologie und zum größeren Teil auf die Einführung von Biosimilars zurückzuführen, erläuterte Kim Soldtwedel, Leiterin des Geschäftsbereichs Onkologie/Biosimilar, Hexal, bei einem Pressegespräch des Unternehmens im Rahmen des Kongresses für Nephrologie.

 

Für das Epoetin-Biosimilar konnte eine Vergleichbarkeit mit dem Referenzprodukt auf allen Ebenen nachgewiesen werden. In Phase-I-Studien wurde die pharmakodynamische und pharmakokinetische Äquivalenz zwischen Epoetin alfa Hexal und Erypo® belegt. Lokale Verträglichkeitsstudien ergaben keine Unterschiede in Toxizität und lokaler Verträglichkeit. In mehreren Phase-III-Studien wurden die vergleichbare Wirksamkeit und Verträglichkeit bestätigt, so Dr. Andrea Vetter aus der Klinischen Forschung, Hexal. In einer randomisierten Doppelblindstudie bei Dialysepatienten konnte nachgewiesen werden, dass die Patienten problemlos von Erypo auf das Epoetin-Biosimilar umgestellt werden können. In allen Untersuchungen zeigten sich auch im Sicherheitsprofil der beiden Präparate keine relevanten Unterschiede.

 

Eher bei Neueinstellungen

 

Professor Dr. Roland Schaefer von der Medizinischen Klinik und Poliklinik in Münster wies auf den hohen Stellenwert von Epoetin in der Nephrologie hin. Fast 90 Prozent der Patienten mit Hämodialyse und 50 Prozent der Patienten mit Peritonealdialyse benötigen das Hormon, das die Bildung roter Blutkörperchen anregt und unter anderem zur Behandlung der Anämie bei Patienten mit chronischem Nierenversagen eingesetzt wird. Obwohl die Kosten für Epoetin hoch seien, würden Biosimilars noch nicht so häufig eingesetzt, wie beispielsweise generische Arzneimittel. Derzeit würden Biosimilars eher bei neu einzustellenden Patienten verwendet, während die ärztlichen Kollegen bei Umstellungen noch zurückhaltend seien. Zu bedenken sei allerdings, dass auch die Preise der Originalanbieter nach Einführung der Biosimilars gesunken wären.

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