Unter Umständen zwei Tabletten notwendig |
28.09.2016 09:16 Uhr |
Von Sven Siebenand / Zur Verhütung einer Schwangerschaft nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr werden unter anderem Levonorgestrel-haltige Notfallkontrazeptiva verwendet. Die normale Dosis beträgt einmal 1,5 mg. Die britische Arzneimittelbehörde MHRA rät Frauen, die in den vorangegangen vier Wochen einen CYP3A4-Induktor eingenommen haben, primär zum Einlegen einer Kupferspirale in die Gebärmutter zur Notfallverhütung. Stellt die »Spirale danach« keine Option dar, sollten die Frauen zwei Levonorgestrel-Tabletten auf einmal, also 3 mg, einnehmen.
Hintergrund dieser Empfehlung ist die Tatsache, dass CYP3A4-Induktoren den Blutspiegel von Levonorgestrel deutlich senken können und damit die Wirksamkeit der Pille danach gefährden können. Als CYP3A4-Induktoren fungieren zum Beispiel Antiepileptika, Tuberkulosemittel, HIV-Medikamente mit Ritonavir und Efavirenz sowie das Antimykotikum Griseofulvin.
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Zudem können auch Johanniskraut-Präparate die Levonorgestrel-Spiegel reduzieren. Die MHRA geht nicht von einem erhöhten Risiko für Nebenwirkungen aus, wenn die Frauen in diesen Fällen 3 mg Levonorgestrel einnehmen.
Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) werden nun auch die Fach- und Gebrauchsinformationen der Levonorgestrel- haltigen Präparate in Deutschland geändert. Das sind Pidana®, Postinor®, Unofem®, Levonoaristo® und Levonorgestrel Stada®. Bislang ist zum Beispiel in der Fachinformation von Postinor nur eine Aufzählung von CYP3A4-Induktoren zu finden mit dem Hinweis, dass diese Substanzen die Wirksamkeit von Levonorgestrel-haltigen Arzneimitteln verringern können. Dem BfArM zufolge ist in Kürze mit einem Informationsschreiben zu rechnen. Apotheken würden über die Arzneimittelkommission informiert (siehe Seite 100).
Ein Wechsel auf das Ulipristal-haltige Notfallkontrazeptivum Ellaone® ist übrigens keine Alternative. Laut Fachinformation wird die gleichzeitige Anwendung dieses Präparats mit CYP3A4-Induktoren aufgrund von Wechselwirkungen nicht empfohlen. Auch hier wird der Blutspiegel des Notfallkontrazeptivums deutlich gesenkt. /