Im Zweifel für die Abgabe |
Verhütungspannen, die die Einnahme der Pille danach notwendig machen, passieren meistens eher jungen Frauen. Foto: iStock/nd3000
Der Monatszyklus der Frau, wie er in Biologiebüchern dargestellt ist, kommt in der Wirklichkeit genau so eher selten vor. »Lediglich bei 12 Prozent der Frauen erfolgt der Eisprung exakt am 14. Tag nach Beginn der vorhergehenden Periode«, sagte Apothekerin Dr. Ute Koch bei einer Presseveranstaltung von Aristo Pharma am Rand des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe Ende Oktober in Berlin. Selbst wenn eine Frau sonst immer einen regelmäßigen Zyklus hat, können zudem Stress, Infektionen oder andere Faktoren den Zeitpunkt des Eisprungs verschieben.
Ob der ungeschützte Geschlechtsverkehr während des fertilen Fensters stattgefunden hat oder nicht, sei daher in der Apotheke nicht zu ermitteln, so Koch. Das fertile Fenster ist der Zeitraum im Zyklus der Frau, während dessen sie schwanger werden kann. Es beginnt fünf Tage vor dem Eisprung, weil Spermien im weiblichen Körper bis zu fünf Tage überleben können, und dauert bis zu einen Tag nach dem Eisprung, weil das Ei bis zu 24 Stunden befruchtungsfähig ist. »Für die Beratung in der Apotheke spielt es keine Rolle, an welchem Tag im Monatszyklus der ungeschützte Geschlechtsverkehr stattgefunden hat. Wichtig ist vielmehr, wie viele Stunden er zurückliegt«, sagte Koch.
Levonorgestrel, der ältere der beiden rezeptfrei verfügbaren Wirkstoffe, ist bis zu drei Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr einsetzbar. »Das liegt an der Dauer der Studien, die mit Levonorgestrel gemacht wurden«, informierte Koch. Demgegenüber sei Ulipristalacetat bis zu fünf Tage nach dem Sex anwendbar, weil die Wirksamkeit in Studien über einen entsprechend längeren Zeitraum gezeigt worden sei. »Das bedeutet jedoch nicht, dass Ulipristalacetat wirksamer ist als Levonorgestrel.« Eine wichtige Information zu beiden Wirkstoffen sei, dass es sich nicht um Abtreibungspillen handelt. Die Einnistung einer bereits befruchteten Eizelle werde nicht verhindert. Auch sei keine Hormonabsatzblutung zu erwarten.
Koch empfahl, sich bei der Beratung in der Apotheke streng an die Handlungsempfehlungen der Bundesapothekerkammer zu halten. Diese sehen unter anderem die Abfrage potenziell relevanter Interaktionspartner vor. Hier kommen vor allem CYP3A4-Induktoren in Betracht wie Carbamazepin, Rifampicin oder Johanniskraut. »Starke CYP3A4-Induktoren senken die Blutspiegel sowohl von Levonorgestrel als auch von Ulipristalacetat und können deshalb die Wirkung aufheben«, sagte Koch. Bei Ulipristalacetat sei ein Absinken des Blutspiegels um bis zu 90 Prozent zu erwarten, bei Levonorgestrel um bis zu 50 Prozent. Hat die Frau in den vier vorangegangenen Wochen einen CYP3A4-Induktor eingenommen, lautet die Empfehlung daher, die doppelte Dosis von Levonorgestrel (3 mg statt 1,5 mg) einzunehmen. Ulipristalacetat wird in diesem Fall nicht empfohlen.