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Tag der Zahngesundheit

Prophylaxe bis ins hohe Alter

18.09.2012  16:18 Uhr

Von Ev Tebroke, Berlin / Die Zahngesundheit der Generation 65 plus steht im Zentrum des diesjährigen Tags der Zahngesundheit. Zahnmediziner und Krankenkassen informieren am 25. September über Besonderheiten und Herausforderungen der Zahnmedizin bei Senioren.

»Die durchschnittliche Mundgesundheit der Über-65-Jährigen hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert«, sagte Dr. Michael Kleinebrinker, Vertreter des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen. Das war die gute Nachricht auf der Auftaktpressekonferenz zum Tag der Zahngesundheit vergangene Woche in Berlin.

Die Anzahl der Totalprothesen­träger sei in den letzten Jahren gesunken, gleichzeitig blieben bei Senioren immer länger und immer mehr die eigenen Zähne erhalten. Längerer Zahnerhalt lasse aber auch die Gefahr von Erkrankungen wie Wurzelkaries oder Parodontitis bei der älteren Bevölkerung ansteigen. Hier gelte es, gezielt mit lebenslanger Prophylaxe entgegenzuwirken. Während Kinder und Jugend­liche relativ häufig im Zusammenhang mit Informationskampagnen zur Mundgesundheit und -hygiene angesprochen würden, sei dies bei Senioren bislang eher selten der Fall, so Kleinebrinker.

 

Fehlten Senioren im Jahr 1997 noch durchschnittlich rund 21 Zähne, so waren es im Jahr 2005 noch knapp 18. Fast ein Viertel aller 65- bis 74-Jährigen war 1997 komplett zahnlos, auch 2005 hatten noch 23 Prozent dieser Altersgruppe gar keine Zähne mehr. »Die Bundeszahnärztekammer hat als Zielsetzung für das Jahr 2020 festgelegt, dass die Häufigkeit der vollständigen Zahnlosigkeit in der Altersgruppe 65 bis 74 Jahre auf möglichst 15 Prozent reduziert wird«, sagte Professor Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse daher das Thema Prävention bei der Zielgruppe der älteren und alten, teilweise auch pflegebedürftigen Bevölkerung noch entschieden vorangebracht werden.

 

Mundkrankheiten im Alter

 

Nach Angaben von Oesterreich treten in der zweiten Lebenshälfte vor allem Parodontalerkrankungen, also Entzündungen des Zahnhalteapparats, sowie spezielle Formen von Karies wie Sekundär- und Wurzelkaries auf. Auch leiden gerade ältere Menschen oft unter Mundtrockenheit aufgrund verminderter Speichelproduktion und mangelnden Trinkbedürfnisses. Die Gründe hierfür sind häufig Nebenwirkungen von Medikamenten oder Krankheiten wie Diabetes oder Krebs. Zu den Arzneistoffgruppen, die Mundtrockenheit auslösen können, gehören Alpha- und Beta-Sympathomimetika wie Phenyl­ephrin, Xylomethazolin und Clonidin beziehungsweise Terbutalin und Salbutamol, Anticholinergika wie Tiotro­piumbromid, Opiate wie Fentanyl und Tramadol und Antidepressiva wie Ami­triptylin und Citalopram.

 

Im Alter erhöhe sich zudem die Gefahr von Mundschleimhaut- und Tumor­erkrankungen im Mund- und Rachenraum. Auch schlecht sitzende Prothesen können Entzündungen der Mundschleimhaut verursachen. Um diesen Krankheiten entgegenzuwirken, hilft nur konsequente Vorbeugung und Pflege.

 

Spezialbürsten erleichtern das Putzen

 

Als grundlegende Prophylaxemaßnahme gilt nach wie vor das mindestens zweimal tägliche Putzen der Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta. Spezielle Hilfsmittel, zum Beispiel Zahnbürsten mit Griffhilfen, können das Putzen erleichtern, wenn die manuelle Geschicklichkeit nachlässt. Gerade bei älteren Menschen ist das Zahnbett sehr anfällig für Krankheiten wie Parodontitis. Bakterien, die Entzündungen des Zahnfleisches oder des Zahnbettes auslösen können, lassen sich mit antibakteriellen Zahnpasten bekämpfen.

 

Auch die Zahnzwischenräume sollten einmal täglich mit Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürstchen gesäubert werden, empfahlen die Experten. Um Krankheiten und Schäden rechtzeitig behandeln zu können, wird halbjährlich eine Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt empfohlen. Darüber hi­naus sollte regelmäßig eine professionelle Zahnreinigung erfolgen, da die Reduktion von Zahnstein und -belägen nachweislich das Risiko senkt, an Parodontitis oder Karies zu erkranken. Prothesenträger sollten darauf achten, den Zahnersatz regelmäßig auf Passform, versteckte Bakterienbeläge und Stabilität prüfen zu lassen, so Professor Dr. Ina Nitschke, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin.

 

Die Fachrichtung Seniorenzahn­medizin etabliert sich laut Nitschke zunehmend. Immer mehr Zahnärzte ließen sich zu Spezialisten für Seniorenzahnmedizin fortbilden. Daher könnten vielfältige, individuell entwickelte Lösungen angeboten werden. Die aktive Mithilfe des Patienten sei dabei aber unerlässlich: »Er ist der Co-Therapeut des Zahnarztes«, betonte Nitschke. / 

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