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Tag der Zahngesundheit

Gute Pflege auch im Mund

Menschen, die aufgrund ihres Alters oder einer Behinderung auf Unterstützung angewiesen sind, brauchen auch Hilfe bei der Mundhygiene. Anlässlich des Tags der Zahngesundheit am 25. September geben Zahnärzte Tipps, worauf Pflegende achten sollten.
Annette Mende
13.09.2018  13:22 Uhr

Schwerbehinderte und Pflegebedürftige bilden eine große Bevölkerungsgruppe. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts leben in Deutschland 7,8 Millionen Schwerbehinderte – das ist fast jeder zehnte Einwohner. Ende 2015 waren rund 2,86 Millionen Menschen pflegebedürftig. 2030 könnten es einer Prognose zufolge 3,4 Millionen sein.

Angesichts dieser Zahlen weist das Aktionsbündnis Tag der Zahngesundheit in diesem Jahr auf die besonderen Herausforderungen bei der Mundhygiene von Pflegebedürftigen und Schwerbehinderten hin. Hier besteht Handlungsbedarf, denn diese Menschen haben eine schlechtere Mundgesundheit als der Bevölkerungsdurchschnitt. Vor allem das Risiko für Karies-, Parodontal- und Mundschleimhauterkrankungen ist deutlich erhöht.

Probleme entstehen, wenn Betroffene nicht selbst zweimal täglich ausreichend gründlich die Zähne putzen können oder wollen. „Dann bildet sich ein bakterieller Biofilm auf den Zähnen, der Karies oder Zahnfleischentzündungen verursachen kann“, erklärt Professor Dr. Ina Nitschke, Präsidentin der Gesellschaft für Alterszahnmedizin (DGAZ). Es kommt zu Zahnfleischbluten, die Zähne können sich lockern und letztlich sogar verloren gehen.

Ein starker Hinweis auf bestehende Probleme ist Mundgeruch. „Weitere Anzeichen sind Rötungen und Blutungen im Mund oder dass der Mensch bestimmte Nahrungsmittel verweigert. Das deutet auf Schmerzen hin“, sagt Nitschke. Auch ein aggressives Verhalten könne ein Indiz sein. Pflegende sollten den Betroffenen genau beobachten und bei solchen Veränderungen an Zahnprobleme als mögliche Ursache denken.

Tipps für Pflegende

Wenn Pflegebedürftige sich nicht ausreichend gründlich die Zähne putzen, sollte der Betreuer anschließend nachputzen. Am besten mit einer Zahnpasta, die dem Betroffenen schmeckt: „Mache Produkte sind sehr scharf, das mag nicht jeder. Dann hilft es manchmal, zum Beispiel auf eine Kinderzahnpasta auszuweichen“, so Nitschke. Die Zahnpasta solle fluoridiert sein, in Absprache mit dem Zahnarzt komme auch eine hochfluoridierte Zahnpasta infrage. Ebenfalls erst nach Rücksprache mit dem Zahnarzt könne bei Bedarf von der normalen Handzahnbürste auf eine Dreikopfzahnbürste umgestiegen werden.

Auch wenn keine eigenen Zähne mehr vorhanden sind, ist eine gute Mundhygiene wichtig. Mundschleimhaut und Zunge sollten mit Spüllösungen, speziellen Reinigungsbürsten und -schabern gepflegt werden. Auch zur Reinigung der Prothese sollte eine spezielle Bürste mit etwas härteren und längeren Borsten als bei einer Zahnbürste verwendet werden sowie eine Prothesen-Reinigungspaste statt Zahnpasta.

Vor allem Demenzpatienten wollen manchmal partout nicht mitarbeiten und verweigern die Mundhygiene. In dieser Situation können spezialisierte Zahnärzte Tipps geben. Eine Übersicht findet sich auf der Website der DGAZ unter www.dgaz.org. Hilfreich sind auch zwölf Videos auf der Seite der Bundeszahnärztekammer zu einzelnen Aspekten der Zahnpflege bei Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung (www.bzaek.de/fuer-medien/video-audio.html).

Hier geht es unter anderem um die richtige Ernährung und Mundhygiene bei Mundtrockenheit. Diese betrifft viele pflegebedürftige Ältere, teils weil im Alter das Durstgefühl nachlässt, teils aufgrund der anticholinergen Wirkung von Medikamenten. Gute Ratschläge sind dann, in kleineren Portionen zu trinken, dafür aber häufiger, das ungesüßte Lieblingsgetränk in Form von Eiswürfeln zum Lutschen anzubieten oder auch ein paar Tropfen Mandel- oder Olivenöl in den Mund zu geben. Mehrmals täglich sollte zudem die Mundhöhle mit Tupfern und einer Spüllösung oder Kamillen- oder Salbeitee befeuchtet werden. Da Kauen den Speichelfluss anregt, sollten Speisen wie Äpfel, Karotten oder Vollkornbrot anstelle von Brei, Kompott oder Weißbrot bevorzugt werden.

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