Schwache Saison mit resistenten Viren |
16.09.2008 14:51 Uhr |
Schwache Saison mit resistenten Viren
Von Bettina Sauer, Berlin
Zwar verlief die letzte Grippesaison relativ schwach. Doch traten erstmals vermehrt Viren auf, die resistent gegen Oseltamivir sind. Das berichtete die Arbeitsgemeinschaft Influenza vergangene Woche in Berlin. Senioren und chronisch Kranke sollten sich jetzt impfen lassen.
Erstmals traten in der vergangenen Grippesaison vermehrt Influenzaviren auf, die resistent gegen den Wirkstoff Oseltamivir sind. Das geht aus Laboranalysen im Abschlussbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert-Koch-Institut (RKI) hervor. Dieser wurde vergangene Woche veröffentlicht und der Presse vorgestellt. Demnach beherrschten Influenza-A/H1N1- und Influenza-B-Viren die Grippesaison 2007/2008; ihr Anteil betrug jeweils rund 50 Prozent. »Aufgrund einer Mutation waren etwa 13 Prozent der Influenza-A/H1N1-Viren resistent gegen den Neuraminidase-Hemmer Oseltamivir«, sagte Dr. Silke Buda. »Diese Viren zirkulierten auch weltweit erstmals in einem besorgniserregenden Ausmaß.«
Ansonsten verlief die Grippesaison 2007/2008 im Vergleich zu den Vorjahren relativ schwach. Das zeigt eine Patientenüberwachung, an der sich knapp 900 bundesdeutsche Arztpraxen beteiligten und die ebenfalls in den Abschlussbericht des RKI einfloss. Demnach gingen schätzungsweise 1,2 Millionen Arztbesuche, 555.000 Krankschreibungen und 4500 Krankenhauseinweisungen auf Influenza-Infektionen zurück. Ein Jahr zuvor verursachten Grippeviren dagegen schätzungsweise 2,7 Millionen Arztbesuche, 1 Million Krankschreibungen und 14.500 Klinikaufenthalte. Und in der besonders schweren Saison 2004/2005 lagen die Zahlen sogar bei über 5 Millionen Arztbesuchen, rund 2,2 Millionen Krankschreibungen und knapp 30.000 Klinikaufenthalten. In der jüngsten Saison war die Krankheitslast im Süden und in der Mitte Deutschlands besonders hoch. Bundesweit lag der Erkrankungsgipfel zwischen der vierten und der elften Kalenderwoche 2008. »Prognosen über das Ausmaß und den Verlauf der Grippewelle in der nächsten Saison lassen sich noch nicht treffen«, sagte Buda.
Doch auch dieses Jahr gelte wieder die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur Grippeimpfung. Sie betrifft zum einen das medizinische Personal und Menschen, die beruflich viel mit anderen in Kontakt kommen. Einen Impfschutz benötigen außerdem Personen, die älter als 60 Jahre sind oder an chronischen Erkrankungen leiden.
»Erstmals seit Langem mussten die Impfstoffhersteller alle drei Komponenten des Grippeimpfstoffes austauschen«, sagte Buda. »Doch dies ist ihnen gelungen. Sie haben über den Sommer bereits viele Impfstoffchargen produziert, die das Paul-Ehrlich-Institut auch schon freigegeben hat.« Wer sich im September impfen lasse, behalte den Schutz die ganze nächste Grippesaison über.